Im Zeichen der Frage

Oft stelle ich mir die Frage: Was ist so faszinierend an der ständigen Fragerei?

Wenn man mal genauer hinsieht, ist das Frage-Antwort-Spiel die beliebteste Kommunikationsform des Menschen und in allen Lebensbereichen vertreten.
Ob in der Kirche, ob im Gerichtssaal, ob in Schule und Studium, in den Programmen des Fernsehens oder beim Arztbesuch: Fragen, Fragen, Fragen…
Wissbe- oder Neugierde? Quatsch! Der Mensch hat einen angeborenen Drang, aktiv oder passiv zu erleben, wie einer durch Fragen gequält wird. Und dem Fragesteller gilt dann unsere Bewunderung, wenn er es versteht, den Befragten in die Enge zu treiben, notfalls mit Gewalt. Im Grunde geschieht dies in jedem Krimi, und davon quellen die Programme über. Es ist wie mit dem Handy. Man daddelt den ganzen Tag damit herum und schaut sich dann abends noch ein paar Stunden im Fernsehen an, wie andere damit herumdaddeln.
Und dann fragt einer was, und dann antwortet einer was, bohh! Super!
Verhöre finden aber auch in den politischen Sendungen statt, die als Information und gar „Talkshows“ daherkommen. Mit Fragen kann man jemanden so schön löchern!
Die bekannten Formate für journalistische Grillfreunde mit den Chefanklägerinnen Tina, Maybritt und Anne oder auch Shakuntala und Matthias haben alle diesen Verhörcharakter! Mal mehr, mal weniger.
Denn an gemütlichen Gesprächen ist offenbar keiner interessiert, und so entstand wohl dieser inquisitorische Wadenbeißer-Journalismus, bei dem nur der Fragesteller ausreden darf.
Die Befragten können einem oft leidtun. Ich finde immer noch, die Würde des Interviewten ist unzerquatschbar! Aber es sind Profis auf beiden Seiten und man weiß vorher, auf was man sich da einlässt.
Die sanftere Form des Quälens mit Fragen ist das Quiz! Auch überreichlich im Programm und als Spiel für zu Hause vertreten.
Wer nicht fragt, bleibt dumm, sagt man den Kindern, aber viele fragen auch, weil sie dumm geblieben sind!
Am nervigsten sind die nicht enden wollende Fragen nach einer schön erzählten Geschichte: „Und dann?“
Wenn man mich fragt, hat der liebe Gott selbst die Fragerei in die Welt gesetzt.
Und zwar als er im Paradies fragte: „Adam, wo bist du?“- Der hatte sich nach dem Äppelklau vom Privatbaum Gottes im Gebüsch versteckt und überrascht entdeckt, dass er nackt war.
Selbstverständlich wusste Gott Bescheid, da Gott ja allwissend ist. So kam eine besonders perfide Fragesorte in die Welt, die scheinheilige Frage. Eigentlich wollte Gott sagen: „Ich habe dich erwischt, Feierabend!“
Der Wert von Fragen wird insgesamt maßlos überschätzt. Zwar haben Fragen die Philosophie und Mathematik hervorgebracht, aber die schlimmsten Probleme der Menschheit keineswegs gelöst. Die Kriege und Krisen sind beispielsweise trotz oder gerade wegen der Fragen entstanden.

Noch Fragen?

Autor:

Franz Bertram Firla aus Mülheim an der Ruhr

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