Erfahrungen mit der Bilder-KI
KI lässt niemand mit der Schokolade sprechen

Foto: Idee: Firla - Umsetzung: KI
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Johann König hat in einem seiner Bühnenprogramme eine Beobachtung an öffentlich iphonierenden Mitmenschen mitgeteilt, besonders an Leuten, die gegen die hochgehaltene untere Handy-Kante sprechen. Sie erweckten in ihm den Eindruck, so sagt der Bühnenkünstler, als unterhielten sie sich mit einer Tafel Schokolade.
Nun haut das mit Format und Design nicht ganz hin, und es würde, selbst wenn die Schokoladenfabriken Tafeln im Handyformat herstellen würden, kaum Verwechslungen passieren. Aber ich finde die Vorstellung trotzdem witzig.
Nicht so mein Malermeister von Microsoft. Es war schon ein Wechselbad zwiegespaltenster Gefühle in einem nicht enden wollender Kampf um die Deutungshoheit.
Ich habe es ihm in Deutsch und Englisch zu verabreichen versucht. Manchmal verstand er mich in Englisch etwas besser, wie ich glaubte, enttäuschte mich aber abgrundtief, als er den Begriff „bluesharp“ überhaupt nicht verstand und der alte Mann plötzlich immer eine goldene Harfe spielte, was optisch natürlich irre was hermacht, mit dem gewünschten Blasinstrument aber einfach nichts gemeinsam hat, während der KI-Maler bei „Mundharmonika“ wohl auf „Harmonika“ abfuhr und ein zwergwüchsiges Blasakkordeon halluzinierte, an dem gelegentlich sogar kleine Tasten zu entdecken waren. Hätte die Supersuchmaschine sich nicht vor dem Malen erstmal schlau machen können?
„Generiere mir ein Bild“, so schrieb ich im Anfang, „wo in einem vollbesetzten Wartezimmer eine junge Frau sehr, sehr laut mit ihrem Handy spricht. Zwei Plätze weiter hält ein älterer Herr provokant eine ganze Tafel Schokolade ohne Verpackung wie ein iPhone vor den Mund und spricht darauf. Die anderen Personen schauen recht unterschiedlich drein, sowohl leicht verwundert wie auch herzlich lachend.
Und dann auch zwischendurch: „An older man was speaking on a bar of chocolate as if it were an iPhone.“
Aber gleich wie ich meine Beschreibungen auch variierte (31 mal), auf den Bildern hielt immer ein anderer alter Mann brav eine Tafel Schokolade (unverpackt) in einer Hand, aber er hatte zusätzlich und völlig unangebracht in seiner anderen immer auch ein iPhone.
Einige Male brachten die tapferen Männer die Tafel erstaunlich nahe an‘s Ohr, meist aber ließ sich nicht vermeiden, dass sie erstmal hineingebissen .
Nun wirbt Microsoft großspurig damit, „jedes erdenkliche Bild“ generieren zu können.
Wessen Denken ist da aber gemeint? KI bringt zwar überraschende Zutaten zu gängigen Vorstellungen, sobald aber Nichtgängiges und nicht allgemein akzeptiertes Verhalten bestellt wird , stellt sie sich stur, bricht sogar höflich und bestimmt ab, wenn es sich um brutale oder sexuelle Bildwünsche handelt. Das ist auch nachvollziehbar. Aber dass dies auch für wahnwitzige aber harmlose Vorstellungen gilt , wie mit einer Schokolade telefonieren zu können, hätte ich nicht erwartet.
Auf Änderungswünsche geht die KI eine Weile ein, aber man tut gut daran nicht zu erwarten, dass dies an den gerade erstellten Bildern geschieht und dass es die sehnlichst erwarteten Korrekturen sind. Meist hat man den Eindruck, es wird alles nur schlimmer. Der alte Mann sitzt partout nicht da, wo man ihn hinhaben will, und beißt unverdrossen in eine riesige Schokotafel, die nur so groß wie ein iPhone sein soll. Wenn der KI-Generator keine Lust mehr hat, erscheint die Aufforderung: „Wir sollten das Thema jetzt beenden!“ Oder was in der Richtung.
Das Beste, was ich für mein „Sweet Phone“ herausgeschlagen habe, ist ein Bild, wo jemand
auf der Rückseite der Tafel so tut, als würde er etwas eintippen. Auf die Tafel gesprochen, im Sinne Johann Königs, hat aber bisher keiner! „Man spricht nicht mit der Schokolade, man beißt hinein!“
Fazit: Nach intensiver Beschäftigung mit dem Microsoft Designer merke ich zunehmen, dass ihm die Zuverlässigkeit (noch) fehlt. Microsoft weist selbst daraufhin, dass „Fehler“ möglich sind. Man möge bitte die Überraschungen genießen, die es zweifellos gibt. Aber es geht zweifellos gerecht bei ihm zu: Wer keine Genauigkeit verlangt, bekommt genauso keine wie der, der sie verlangt!

Autor:

Franz Bertram Firla aus Mülheim an der Ruhr

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