W. Nuss vo Bümpliz
Türschildgeborene Venus?

Foto: Collage: Franz B. Firla
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Diese Göttin mit dem Nachnamen NUSS fasziniert. Erfunden hat sie ein gewisser Huber in der Schweiz. Den Vornamen deutet er aber nur an: W.
Ich tippe auf Walli. Es könnte aber auch gleich Waltraud oder sogar Werona sein.

Der Huber hat seit 30 Jahren eine sehr erfolgreiche Band namens „Patent Ochsner“. Das steht in der Schweiz auf den Mülltonnen, nicht weil die Band wegen ihres Blech- oder Plastiksounds dort hinein gehörte, nein behüte. Ein gewisser Ochsner besitzt in der Schweiz das Mülltonnenpatent und möchte, dass man sich den Blechtonnendeckel zum Vorbild nimmt und sich das ebenfalls einprägt. Kein Wunder, dass der Begriff auch als Bandname haften blieb. Das wäre in Deutschland vielleicht denkbar mit Bands, die sich „Bosch“ oder „Aldi“ nennen würden.

Doch zurück zum Pop-Poeten Huber. Er schuf 1997 diese göttliche Frauengestalt W. Nuss und damit einen der erfolgreichsten Titel von Patent Ochsner.
Diese W. Nuss leibt und lebt nach seiner Vorstellung nicht irgendwo, sondern in Bern. Und da nicht beim Bälpmoos, dem Flughafen, den er auch schon besungen hat, nein, sie flaniert wie eine Venus im buntscheckigsten Stadtteil der Schweizer Metropole, in Bümpliz! „Leicht und flüchtig“ geht sie dort durch die Straßen und verbreitet nichts als Liebe.

Wir in Deutschland verstehen unter dem Wunder von Bern unseren ersten Nachkriegs-WM-Titel.
Für Büne Huber ist es die W. Nuss von Bümpliz, so „schön wie ein Feuer in der Nacht, wie eine Rose im Schnee. Sie hat mehr als hundert Kinder und jeden Frühling gibt‘s ein Neues, hat die Kirchenfensteraugen offen und macht sie zu bei jedem Kuss, und wenn sie lacht werden Berge zu Staub und jedes zähe Lederherz wird weich. Wenn ich sie sehe, draußen in Bümpliz, dann schlägt mir mein Herz hart bis zum Hals und ich sehe, wie ich untergehe.“

Phantastisch, finde ich, wie aus diesem Klingelschild-Namenszug, dieser Namensverstümmelung, beim Aussprechen und beim Singen, eine künstlerische, bunt schillernde, göttinnengleiche Frauengestalt entsteht und so allem Kleinkarierten, ja auch allen Geringschätzern ein Schnippchen geschlagen wird. Danke dafür!

Da man aber beim bloßen Hören nichts davon mitbekommt, ist es durchaus möglich, dass Büne die Schreibweise der Titelfigur erst kurz vor der Veröffentlichung in dieser verfremdeten Form festgelegt hat.

Auf jeden Fall ist der Song eine Hommage an Bümpliz, wo Hanspeter Huber geboren ist! Venusgeboren!

Sehr empfehlenswert! Zum Verlieben!

Und hier der Text :  (von der homepage)

w. nuss vo bümpliz | Huber |

d w.nuss vo bümpliz geit dür d schtrass | liecht & flüchtig wie nes gas | so unerreichbar höch | bockschtössigi himbeerbuebe | schüüch & brav wie schaf | schön fönfrisiert | chöme tubetänzig nöch | & d schparg le wachse i bluetjung morge | d sunne chunnt | s wird langsam warm | sie het meh als hundert ching | & jede früehlig git’s es nöis | het d chiuchefänschterouge off | & macht se zue bi jedem kuss | & we sie lachet wärde bärge zu schtoub | & jedes zäie läderhärz wird weich | d w.nuss vo bümpliz | isch schön wie nes füür i dr nacht | wie ne rose im schnee | we se gseh duss in bümpliz | de schlat mir mys härz hert i haus | & I gseh win I ungergah | sie wohnt im ne huus us glas | hinger türe ohni schloss | gseht dür jedi muur | dänkt wi nes füürwärch | wi ne zuckerschtock | läbt wi ne wasserfau | für sie git’s nüt wo’s nid git | & aus wo’s git git’s nid für ging | sie nimmt’s wie’s chunnt | & lat’s la gah | d w.nuss vo bümpliz | isch schön wie nes füür i dr nacht | wie ne rose im schnee | we se gseh duss in bümpliz | de schlat mir mys härz hert i haus | & I gseh win I ungergah

Foto: Collage: Franz B. Firla
Foto: schweizer-illustrierte.ch
Autor:

Franz Bertram Firla aus Mülheim an der Ruhr

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