Tageserwachen
Über Sein und Haben von Gedenktagen

Immer ist was. Der Tag der Jogginghose oder Weihnachten, Peter und Paul oder Hochzeitstag, der Tag des Lebkuchens, der Müllabfuhr und des Dingsbums. Jan Hus sagte mal: „Heut‘ ist der Tag meiner Hinrichtung.“ Joseph Schmidt sang täglich: „Heut ist der schönste Tag in meinem Leben“. Die Klaviernoten habe ich gestern bestellt. Das wird der internationale Tag der Klaviernotenbestellung.
Wir haben schon öfter Weihnachten und/oder Mittwoch gehabt. Wieso haben wir sowas? I s t es denn nicht Weihnachten und/oder Mittwoch?
Über das „i s t“, jenes merkwürdige Gedenktagseinein, habe ich oft nachgedacht. Was passiert denn da so, wenn Mittwoch „ist“? Da hat irgendeine Deutungshoheit irgendwann im armseligen Hilfsverbenstil etwas angesagt, und dann haben wir das international, national, regional , konfessionell.
Mir wäre oft lieber, wir hätten nichts und es wäre nichts. Für mich spielt es ohnehin keine Rolle, was gerade heute ist, wo ich diese Glosse schreibe, in der nichts i s t von dem, was wir gerade heute haben.
In der ich mich jetzt aber an die wenigen Male in meinem langen Leben erinnere, wo ich Tageserwachen aktiv miterlebte. Wenn noch nicht „Tag“ ist, sondern wenn der Tag erst wird, wenn du also von gestern aus der Nacht kommst und in den heutigen Tag gleitest, aus dem Dunklen in das Helle. Dann weißt du, dass es nur Tag i s t, wenn wir Licht haben.

Autor:

Franz Bertram Firla aus Mülheim an der Ruhr

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