Beschriftung "Verschissmuss" auf SPD-Kranz war keine Absicht
Vorfall ist aufgeklärt

Tief getroffen waren viele Menschen vom hässlichen Schreibfehler auf der Schleife des Trauerkranzes, den die SPD Mülheim an der Ruhr anlässlich des Volkstrauertags 2019 am städtischen Denkmal aufstellen ließ. Am Mittwoch meldete die SPD: Die falsche Schleife am Trauerkranz ging nicht auf Sabotage, sondern auf eine Verkettung unglücklicher Umstände zurück.

Wichtig, so heißt es in einer Mitteilung, sei für die Mülheimer Sozialdemokraten nun vor allem, dass die beauftragte Gärtnerei und deren Mitarbeiter durch den Vorfall nicht geschädigt werden.
„Die Trauerschleife wurde telefonisch beauftragt“, so SPD-Fraktionschef Dieter Spliethoff. „Eine Mitarbeiterin der Gärtnerei notierte das Wort falsch und übermittelte es so an die Druckerei. Verschiedene Menschen hätten es sehen können, aber leider fiel es niemandem auf.“

Für die SPD ist die Feststellung wichtig, dass keiner der Beteiligten die Absicht hatte, das Gedenken am Volkstrauertag ins Lächerliche zu ziehen. „Fehler, auch wenn sie noch so unvorstellbar und für alle Beteiligten peinlich sind, passieren nun mal“, so der SPD-Vorsitzende in Mülheim, Rodion Bakum. „Wir möchten den Presseberichten zum Trotz klarstellen, dass wir nie vorhatten die Gärtnerei zu verklagen. Wir haben uns anwaltlich beraten lassen, um schnell und rechtssicher handeln zu können, falls der Fehler mit Absicht herbeigeführt worden wäre.“ Denn ohne Folgen ist der mediale Rummel nicht geblieben.

Es dauerte nur einen Tag, dann hatten Journalisten den Namen des Betriebes herausgefunden und auch veröffentlicht. Der Mitarbeiterin der Gärtnerei, die den Ladenbetrieb an dieser Stelle wohl alleine führt, gehe es aufgrund des bedauerlichen Vorfalls und des Medienrummels sehr schlecht, wie die SPD erfahren hat. Sie hat von sich aus mittlerweile ihre Stelle gekündigt. Da der Inhaber der Gärtnerei in Oberdümpten so schnell keinen neuen Mitarbeiter einsetzen kann, muss der Laden im Moment geschlossen bleiben, wie er der Tageszeitung erzählte. Das hat zur Folge, dass die Gärtnerei ihre Aufträge nicht mehr erfüllen könne und die gesamte Existenz gefährdet sei.

Zuspruch für Floristin

„Wir ermutigen die Floristin herzlich, ihre Arbeit wieder aufzunehmen“, so Bakum und Spliethoff. „Der Medienrummel kann sicher einschüchternd sein, aber mehreren Beteiligten sind Fehler unterlaufen. Dadurch soll nun keinesfalls ein Leben zerstört werden. Wir laden die Floristin gerne auch auf einen Kaffee und ein Gespräch ein, wenn sie sich dazu bereiterklärt.“ Die SPD jedenfalls habe aus dem Vorfall gelernt, denn Abläufe bei der Bestellung von Trauerkränzen werden verändert und entsprechende Kontrollmechanismen eingeführt.

Angeregt durch andere Facebook-Nutzer hat die SPD zudem auf ihrer Facebook-Seite einen Aufruf gestartet, der Floristin den Rücken zu stärken. Man biete allen Facebook-Usern die Möglichkeit, der Floristin und ihrem Arbeitgeber ein paar aufmunternde Zeilen zu schreiben. Diese will man dann zusammenfassen und der Gärtnerei ausgedruckt zukommen lassen. Das Angebot nutzten bis Freitag über 30 Kommentatoren, die der Frau vor allem den Rücken stärken und sie bitten, ihre Arbeit wieder aufzunehmen. "Machen Sie weiter! Das was passiert ist, wird die Mülheimer nicht daran hindern, wie gewohnt bei Ihnen zu kaufen und zu bestellen. Fühlen Sie sich alle umarmt!", schreibt einer. "Wer arbeitet, macht auch mal Fehler. Ich hoffe, dass die Mitarbeiterin wieder zurück kommt", meint eine andere Kommentatorin. Auch in Leserbriefen äußern sich Mülheimer bedauernd: "Es ist für mich nicht einsichtig, dass sie als Opfer für die Fehler aller Betroffenen gerade stehen soll. Ich würde mich sehr freuen, wenn sie ihre Arbeit wieder aufnimmt. Da ich Kundin in dem Blumengeschäft bin, in dem sie arbeitet, habe ich sie immer als sehr freundlich und kompetent erlebt", meint Gisela Kristen. Nach öffentlichen Aussagen des Ladenbesitzers am Freitag schließt die Floristin eine Rückkehr in das Geschäft allerdings aus, der Laden bleibt geschlossen. 

Nachgelegt

Der Fraktionsvorsitzende der BAMH, Jochen Hartmann, der mit dem Post seines Fotos auf Facebook die mediale Aufmerksamkeit auf die falsche Kranzaufschrift gelenkt hat - gleichzeitig hatte er das Foto auch an die WAZ-Redaktion geschickt - legt Wert darauf klarzustellen, dass er nicht als einer der ersten bei der Dümptener Gedenkfeier anwesend war, sondern nach eigener Aussage "praktisch in letzter Minute" gekommen sei, anders, als in unserem Bericht am Mittwoch dargestellt.

Autor:

Regina Tempel aus Mülheim an der Ruhr

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