Pottkasten zum Lesen
Wilhelm und Heinz (4) – Wind of change

Heinz: Ich trag dat schon lange mit mich rum, aber jetz muss et raus: Früher wuad doch lang nich so viel weggeschmissen wie heute! Ja gut, die Mülltrennung. Aber dat mit dat „Riezeikling“ ist doch ersma eingeführt worden von diesen Exil-Koreander Rieß-Ei-Kling, weiße doch, der mit die Tigerpenissuppe.
Wilhelm: Mit die Tigerpenissuppe?
Heinz: Siehße, genau, den mein ich. Und heute, da wird ja nur rezickelt, wat weggeschmissen wird. Früher wurd vor dem Wegwerfen schon rizzeklingt. Mit den Erfolg, dat nicks weggeschmissen wurd, weil nicks da war. Also alle Tonnen samt die Müllabfuhr gespaat.
Wilhelm: Dat war doch noch in die gute alte Stopfzeit. Da wurde jede Tüte gefaltet und aufbewahrt, da wurde doch sogar jedet Loch dreimal rumgedreht. Bei die Omma dat in die Strümpfe un bein Oppa mehr dat in sein Piepenkopp mit den Verschnitt vom Bahndamm Südseite.
Heinz: Un erfunden wurde praktisch jeden Tag wat. Denn Not macht erfinderisch. Wenn die Omma sich verstopft hatte, also ein Socken unter Verstopfung litt, ja, dann lag dat anne Beleuchtung.
Wilhelm: Wat wurde denn so erfunden?
Heinz: Küchenlampe zum Herunterziehn. Jawollja! Selbs ein Bundeskanzler war sich nich zu schade, ein beleuchtetet Stopfei zu erfinden. Der Konrad Adenauer, obwohl der schon ein Mischbrot erfunden hatte, wat überwiegend gaanich aus Brot bestand.
Wilhelm: Aber die Merkel? Wann hat die jemals ein beleuchtetet Stopfei oder sowat Praktisches mal erfunden? Schon mein Vater hat nix mehr erfunden. Besonders nich erfunden hatte der die Arbeit. Die hatte er meine Mutter breitwillig abgetreten. Die hat mir kurz nach den Krieg ein Hemd mit den Füßen genäht. „Singer“ stand da, wo ihre Füße wippten und ich saß dabei noch drauf, weil ich dachte, sie hätte mich eine Schaukel geschenkt.
Heinz: Jaja, nee weggeschmissen wurde nix. Die Hühner hamm teilweise die eigene Eier zu futtern gekricht. Also die Schale rezeikelt, für den Kalk.
Wilhelm: Jau, wenn eine Unterhose verschlissen war, wurd da sofort ein Spüllappen draus gemacht. Un aus abgebrannte Streichhölzer, da hat ein Sohn von mein Opa, als der noch bei uns wohnte, echte Krippenfiguren geschnitzt, über die ich mich gefreut habe.
Heinz: Un weiße noch? Wenn wat zu nageln war, wurden die Nägel auße Steinzeit, ach nee Eisenzeit, erstmal aus alte Zäune mit die Kneifzange auße Bronzezeit krumm rausgezogen und dann mit den Hammer grade gekloppt. Opa kloppte sich öfter aufe Finger, weiler fast blind war, der hatte Physalis auf beide Augen. Ach, ich könnte da stundenlang von erzählen.
Wilhelm: Nee, lass mal.
Heinz: Ich glaub sogar, dat damals jeder Furz noch mal wiederverwendet wurde! Ich weiß nur nich mehr, wie die dat gemacht haben.
Wilhelm: Vielleicht wissen die dat bei Werweißdennsowas!
Heinz: Ich weiß nur: Die nannten ihre runderneuerten Fürze dann „Wind of change!“

Autor:

Franz Bertram Firla aus Mülheim an der Ruhr

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