Mülheimer Jugend stark machen gegen salafistische Radikalisierung - Bildungskonferenz in der Stadthalle setzte Zeichen gegen religiösen Extremismus

Kaum ein Thema hat den Diskurs um den Islam in Deutschland in den letzten zwei Jahren so sehr bestimmt, wie der Salafismus. Deshalb ging es bei der diesjährigen Bildungskonferenz in der Stadthalle um entsprechende Präventionsmaßnahmen.

Fast 200 Teilnehmer und Multiplikatoren aus dem „Netzwerk Bildung“ kamen zusammen, um sich über das Erkennen und Entgegenwirken von religiösem Extremismus zu informieren. Auch in Mülheim an der Ruhr gilt: Augen und Ohren offen halten bei radikalen Tendenzen. In seiner Eröffnungsrede betonte Oberbürgermeister Ulrich Scholten, dass von der Bildungskonferenz ein eindeutiges Signal ausgehen müsse: „Wir in Mülheim tun was.“


Radikalisierte Einzeltäter


Organisierte Terrorzellen sind längst nicht mehr das allein bestimmende Thema. Es gibt zunehmend Einzeltäter, die sich radikalisieren“, meint Brita Russack, Leiterin des Bildungsbüros in unserer Stadt. Das beginne nicht selten mit Abgrenzung und Rebellion gegen das Elternhaus. Man stemmt sich gegen die Verweichlichung der älteren Generation. Russack: „Wer sich abgehängt fühlt, kann schnell Gefährder sein.“

Pädagogen, Sozialarbeiter und Mitwirkende in Bereichen Schule, Jugend, Kultur und Soziales sollten durch die Bildungskonferenz informiert werden und Beratungsangebote kennenlernen. „Aufklärungsarbeit sowie gute Vernetzungsstrukturen aller Beteiligten sind notwendig, um mit dem Thema angemessen umzugehen“, ergänzt Annkatrin Boy vom Bildungsbüro.
Ein Hauptvortrag des Islamwissenschaftlers Elhakam Sukhni von der Universität Köln über gewaltbereiten Salafismus in Deutschland und ein Impulsvortrag der Düsseldorfer Sozialpädagogin Deniz Kaynak zum Thema „Salafistische Ansprache von Jugendlichen – Was macht sie attraktiv und wie kann man ihr begegnen?“ stießen auf große Resonanz, beleuchteten Hintergründe und gaben Anregungen für die praktische Arbeit vor Ort.


Was macht Salafismus für Jugendliche attraktiv?


„Erst im Zusammenspiel der verschiedenen Kompetenzen und Zuständigkeiten kann die Gefährdung von Kindern und Jugendlichen auch in Mülheim an der Ruhr verhindert werden“, ist Brita Russack überzeugt. Signale der Radikalisierung rechtzeitig erkennen und reagieren, sei eine wesentliche Herausforderung für Eltern, aber auch und gerade für Fachkräfte aus dem Bildungswesen. Und genau da setzte die Bildungskonferenz in diesem Jahr an.
Russack: „Ob Eltern, Fachkräfte oder die Jugendlichen selbst, niemand soll mit dem sensiblen Thema alleine gelassen werden“.
Auf Feedback-Karten gaben die Teilnehmer der Konferenz an, was sie mitgenommen haben, was ihnen noch fehlt, und ob und wie sie an dem Thema weiterarbeiten. Im Bildungsbüro werden die Karten jetzt ausgewertet und entsprechende Schlüsse gezogen. Stephanie Gotza vom Studienintegrationsprogramm der Hochschule Ruhr-West, sagte unserer Zeitung: „Da wir hier intensiv mit Geflüchteten arbeiten, hat die Konferenz gute Ansatzpunkte für unsere weitere Arbeit ergeben.“

Autor:

Reiner Terhorst aus Duisburg

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