Drittältester Flugplatz Deutschlands lag im Holtener Bruch
Große Träume vom Fliegen

Fotos: privat
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Wer heute nach Spuren des Holtener Flughafens sucht, muss schon genau hinschauen. An ihn erinnert nur noch die „Flugstraße“. Doch bis zum Ende der 1920er-Jahre war Holten Schauplatz großer Schaufliegerei, zog neugierige Menschenmassen an und wäre fast Teil internationaler Flugzeuglinien geworden. Daran erinnert Bürgerreporter Tobias Szczepanski.

Am 8. August 1909 gründete sich der „Westdeutsche Verein für Flugsegler e.V.“ und begann, eine 500 Morgen große Grasfläche Gemeinheitsgrund im Holtener Bruch zum ersten Flugplatz auszubauen. Das Gelände bekam der Verein von der damals noch eigenständigen Gemeinde Holten gegen eine jährliche Pacht von 100 Mark zur Nutzung zur Verfügung gestellt.

Im Januar 1910 beschloss der Gemeinderat den Bau eines drehbaren Flugturmes, für dessen Finanzierung der Flugseglerverein Anteilsscheine im Werte von 20 Mark ausgab. Neben diesem „Abflugturm mit Gleitbahn für Flugmaschinen“ wurden die Fliegerhallen errichtet – alle Anlagen unter Entwurf des Holtener Architekten und 1. Flugwartes Ewald Schnaare. Überhaupt – der Vorstand des Vereins wies große Namen auf: Vorsitzender dieser Zeit war der Oberhausener Wasserwerksdirektor Breuer, seine Stellvertreter der Sterkrader Bürgermeister Dr. Eugen zur Nieden und der Holtener Ortsvorsteher Fritz Nohlen, der Oberhausener Oberbürgermeister Berthold Otto Havenstein wurde zum Ehrenvorsitzenden ernannt.

Öffentliche Flugschauen

Binnen zwei Jahren seit Vereinsgründung mauserte sich der Holtener Flugplatz zu einem der größten und modernsten seiner Art. Im Mai 1911 wurden die ersten öffentlichen Flugschauen abgehalten, zu denen sich, zeitgenössischer Presse zufolge, „eine einzige schwarz-graue Schlange“ sich vom Bahnhof Holten bis an den Eingang zum Flugfeld „wälzte“. Mehrere zehntausend Zuschauer wurden an diesen beiden Sonntagen gezählt, als die Piloten Thelen, Kiepert und Dr. Hovs Einblicke in ihr fliegerisches Können gaben. Auch Anfänger- und Damenpreise wurden vergeben.
Durch den Weltkrieg und die belgische Besatzung gänzlich zum Erliegen gekommen, erlebte der, nach der Eingemeindung 1917 nunmehr zur Stadt Sterkrade gehörige, Flugplatz bei einer Flugwoche um Christi Himmelfahrt des Jahres 1927 mit einem großen Schauflugtag noch einmal eine Sternstunde. 40.000 Zuschauer waren Zeugen der Kunstflüge des Jagdfliegers Ernst Udet, der Gleit- und Sturzflüge der seinerzeit bekanntesten deutschen Fliegerin Thea Rasche und - als besonderes Highlight - des Startes eines neuartigen Segelflugzeugs.
In den 1920er-Jahren wuchsen auch die Bestrebungen, den Flugplatz zur Nutzung als Passagier- und Postflughafen auszubauen. Die „Sterkrader Volkszeitung“ titelte gar voller Vorfreude von „Holten als Zentrum internationaler Flugzeuglinien“, auch über die Errichtung einer Flugzeugfabrik für Seeflugzeuge wurde nachgedacht. 1926 stellte die Stadt Sterkrade entsprechende Anträge beim Regierungspräsidium.

Aus der Traum

Doch dazu sollte es nicht mehr kommen. 1928 wurde die Ruhrchemie auf dem Gelände errichtet, 1929 verlor Sterkrade seine Eigenständigkeit. Das große Schaufliegen vom 28. Mai 1927 sollte die letzte Flugsportveranstaltung in Holten sein. Der Traum von einer Luftverkehrslinie „Kopenhagen – Berlin – Holten – Amsterdam – London“ war für immer ausgeträumt. An diesen Traum erinnert in Holten nur noch die „Flugstraße“. Im Jahr 1927 fand noch einmal eine große Flugschau statt unter anderem mit Fliegerin Thea Rasche. Foto: privat

Fotos: privat
Autor:

Klaus Bednarz aus Dinslaken

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