69. Kurzfilmtage, 26. April - 1. Mai 2023
Programmtipps bei den Kurzfilmtagen Oberhausen

Still aus: sounds for a wounded landscape: Activities on the Ground | Foto: Oliver Gather/Frauke Berg
4Bilder

Am 26. April starten die 69. Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen: 500 Filme, 120 Programme, sechs Tage lang nur Kurzfilme – die Kurzfilmtage bieten wie jedes Jahr reichlich Inhalte. Doch wie das Richtige finden? Hier ein paar Programmtipps:

Für politisch Interessierte: Deutscher und Internationaler Wettbewerb

Chornobyl 22, Internationaler Wettbewerb, 30. April um 20 Uhr
Als die russischen Truppen 2022 Tschernobyl besetzten, wussten sie nicht einmal, dass sie sich in einer nuklearen Todeszone befanden. Mitarbeiter des Atomkraftwerks erzählen von ihren Erfahrungen mit den Besatzern, von der Gefahr einer zweiten nuklearen Katastrophe, verwoben mit heimlich gemachten Handyfilmen von den russischen Truppen. Ein eindringlicher und hochaktueller Film des ukrainischen Filmemachers Oleksiy Radynski, der seinen Film bei den Kurzfilmtagen persönlich vorstellen wird. Er läuft gemeinsam mit fünf weiteren Filmen, die sich mit aktuellen Themen auseinandersetzen, im Internationalen Wettbewerb am 30. April um 20 Uhr

Sensitive Content, Deutscher Wettbewerb, 29. April um 17 Uhr
Die Filmemacherin Narges Kalhor, geboren und aufgewachsen in Teheran, hat in Deutschland Film studiert. In diesem Film nutzt sie Handyaufnahmen von den aktuellen Protesten im Iran, die sie mit dem Symbol des durchgestrichenen Auges für „Sensitive Content“, zensierte Inhalte, verwebt. „Kamera: Das iranische Volk“. Die Gewalt gegen die Protestierenden ist fast nie zu sehen, doch dadurch umso intensiver spürbar. Ein eindringliches Statement gegen Gewalt, zu sehen im Deutschen Wettbewerb am 29. April um 17 Uhr, gemeinsam mit fünf anderen herausragenden deutschen Kurzfilmproduktionen.

Für Kunstinteressierte: Marcel Broodthaers, Belgien (1924-1976)
Als Dichter, der im Alter von 40 Jahren beschloss, bildender Künstler zu werden, schuf Marcel Broodthaers in relativ kurzer Zeit ein faszinierendes Gesamtwerk aus Texten, Zeichnungen, Gemälden, Publikationen, Fotografien, Skulpturen, Installationen – und Filmen. Mit begrenzten wirtschaftlichen und technischen Mitteln produzierte Broodthaers eigenwillige Arbeiten, die die Grenzen und Regeln des Films neu ausloten. Die Kurzfilmtage zeigen eine Auswahl dieser Arbeiten in zwei Filmprogrammen und einer Sondervorstellung in den Räumen des Vereins für aktuelle Kunst/Ruhrgebiet. Die Filme werden am 27. und 28. April in loser chronologischer Reihenfolge in der Lichtburg gezeigt, von Défense de fumer (1967–70) bis zu La Bataille de Waterloo (1975).
Höhepunkt des Programms ist jedoch eine eigens für die Kurzfilmtage konzipierte Expanded Cinema-Arbeit, bei der Projekte vorgestellt werden, in denen Broodthaers die Leinwand zum integralen Bestandteil des Werks machte. Am 28. April um 22.30 Uhr werden in einer Sondervorstellung einige dieser Filme auf drei spezielle Leinwände projiziert, in Anwesenheit der Witwe des Künstlers, Maria Gilissen Broodthaers.

Für Heimatverbundene: Der NRW-Wettbewerb wirft einen Blick auf die heimische Filmszene
Im NRW-Wettbewerb bilden die Kurzfilmtage ab, was die Filme ihrer Heimatregion beschäftigt. Das beginnt schon bei der Frage, was Heimat überhaupt bedeutet. Marion Kellmann nähert sich dieser Frage in ihrem Kompilationsfilm … und der Sünder bereut: Mehr als 50 Ausschnitte aus alten Heimatfilmen erzählen hier im Chor ein und dieselbe Liebesgeschichte. Oliver Gather und Frauke Berg widmen die elektronische Sound-Performance sounds for a wounded landscape – Activities on the Ground dagegen der Klimakrise. Unterlegt mit Bildern der Proteste gegen den Kohleabbau in Lützerath hören sie in die Leere hinein, die der Tagebau Garzweiler im Rheinland hinterlassen hat. Dabei wird schnell klar, dass die Natur hier nicht mehr so klingt, wie sie sollte. Insgesamt sind acht Filme aus der blühenden Filmszene NRWs zu sehen, am 28. April um 15 und 20 Uhr in der Lichtburg, am 29. April um 18 und 20 Uhr im Walzenlagerkino.

Für historisch Interessierte: Die Kinemathek im Ruhrgebiet
Seit über 40 Jahren sammelt und restauriert die Kinemathek im Ruhrgebiet historisches Filmmaterial aus dem und über das Revier. Auf den Kurzfilmtagen zeigt die Initiative erneut Highlights aus den eigenen Beständen, unter anderem mit Arbeiten über die Steeler Maifeier 1921, einem französischen Proagandafilm über die Ruhrbesetzung 1923 und einer Reportage über die Verlegung des Emscher-Unterlaufs bei Oberhausen Ende der 1940er Jahre. Eine seltene Gelegenheit, historische Bilder des Reviers zu sehen, präsentiert vom Leiter der Kinemathek Paul Hofmann persönlich. Am 1. Mai um 10.30 Uhr in der Lichtburg.

Für Kinder und alle Menschen ab drei: Filmgeschichte und europäische Kinderfilme
Das Kinder- und Jugendkino der Kurzfilmtage zeigt 36 neue Filme im Wettbewerb und 46 weitere in zahlreichen anderen Programmen. Ein besonderer Tipp: „Station Wunderland“ am 29. April um 10.30 Uhr in der Lichtburg, eine Sammlungen von Kurzfilmen ab sechs Jahren und eine rasante Fahrt durch die Kinogeschichte, von der ersten Kinovorführung der Geschichte – einem Zug, der in den Bahnhof einfährt, gefilmt von den Brüdern Lumière – bis hin zu im Takt tanzenden Robotern. Die besten aktuellen europäischen Kinderkurzfilme gibt dagegen im Programm „ECFA Short Film Nominees“ (am 29. April um 15.15 und 17.15 Uhr in der Lichtburg) zu sehen.

Für Gamer: Against Gravity. The Art of Machinima
Acht Filmprogramme, in denen es nur um eines geht: Filme, die mit Hilfe von Computerspielen gemacht werden. Hier nutzen Filmemacher und Künstler Computerspiele für ihre Arbeiten, spielen mit Avataren und den Konventionen des Spiels, erschaffen eigene Welten und zeigen, was mit Grand Theft Auto oder Red Dead Redemption außer Spielen noch alles möglich ist. Warum kämpfen Cops nicht gegeneinander? Wie könnte eine Besiedelung des Mars aussehen? Was machen die „Statisten“ in den bis ins Detail gestalteten Games eigentlich den ganzen Tag? Wie sehen die dunklen Ecken Hongkongs in einer auf Gewalt basierenden Spielwelt aus? „Against Gravity“ bietet eine Fülle von Arbeiten, die sich der visuellen Welt der Computerspiele einmal ganz anders nähern. Täglich vom 27. April bis 1. Mai zu unterschiedlichen Zeiten in der Lichtburg.

Autor:

Internationale Kurzfilmtage Oberhausen aus Oberhausen

Grillostraße 34, 46045 Oberhausen
niewalda@kurzfilmtage.de
following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Folgen Sie diesem Profil als Erste/r

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.