Treppe ins Ungewisse
Theaterstück über Euthanasie und Zwangssterilisation in der NS-Zeit

Foto: Symbolbild
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am 22.11.2022, 19:30 Uhr, Fabrik K14, Lothringer Straße 64, 46045 Oberhausen

Das Tippen einer Schreibmaschine erfüllt den Raum. Im Hintergrund füllen Aktendeckel zwei Stellwände. Dann kommt die Staatsanwältin. "Dies hier ist eine Suche nach Antworten", diktiert sie ihrem Assistenten, der ihre Formulierungen niederschreibt. Beide haben eine schwierige aber wichtige Aufgabe: Sie wollen Ärzte vor Gericht stellen, die für die Ermordung von Hunderttausend Menschen verantwortlich sind. "Aber wie eine Anklage verfassen, wenn die Taten unfassbar sind? Wie Menschen verurteilen, die so wenig Menschen zu sein scheinen?", sinniert die Staatsanwältin.
"Treppe ins Ungewisse" heißt das Theaterstück, das am Dienstag, 22. November, in der Fabrik K14, Lothringer Straße 64, aufgeführt wird. 

Mit dem Theaterstück wagt sich das "theater odos" aus Münster an das Thema Euthanasie und Zwangssterilisation in der NS-Zeit. "Das Thema wird leider viel zu selten behandelt, kommt in Politik, Kunst und der Öffentlichkeit kaum vor", erklärt Autor und Regisseur Heiko Ostendorf seine Beweggründe, sich diesem Teil deutscher Geschichte anzunehmen. Dafür hat er sich durch dutzende Interviews mit Zeitzeugen, Gerichtsurteile und historische Untersuchungen durchgearbeitet. 

"Die Geschichten der betroffenen Menschen gehen einem als Schauspielerin regelrecht unter die Haut", sagt Beate Reker, die die Rolle der Staatsanwältin spielt. Aber besonders die Rechtfertigungen der Ärzte für ihre Verbrechen und die wissenschaftlichen Theorien zur Aussortierung, Verstümmelung und Tötung von Menschen, die als nicht wertvoll genug angesehen wurden, machten wütend und traurig zu gleich, so Reker. "Man musste nur anders sein, nicht in die Vorstellung der Nazi-Idiologie passen, homosexuell, gegen das Regime, körperlich oder geistig eingeschränkt sein, um vergast zu werden", sagt Ostendorf.

Von der "Arbeitsgemeinschaft Bund der ›Euthanasie‹-Geschädigten und Zwangssterilisierten" (AG-BEZ) stammen die Interviews mit Opfern und Angehörigen, die in das Stück eingeflossen sind. "Diese Texte geben dem Thema ein Gesicht, zeigen die menschlichen Schicksale hinter der massenhaften, organisierten Tötungen", erläutert Johan Schüling, der den Assistenten der Staatsanwältin darstellt. Auch wenn man bereits in der Schule einiges über die Euthanasie-Aktion erfahren habe, sei das tiefe Eintauchen in die Hintergründe und die Gerichtsakten erschreckend, so der Schauspieler.

Beginn ist um 19.30 Uhr, der Eintritt ist frei. Um eine Spende wird gebeten. 

Die Produktion wird unterstützt vom Ev. Kirchenkreis Oberhausen und "Demokratie leben"

Foto: Symbolbild
Beate Reker und Johan Schüling arbeiten das Thema Euthanasie in der NS-Zeit in "Treppe ins Ungewisse" auf. 
 | Foto: Theater odos
Autor:

Karin Dubbert aus Oberhausen

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