Neuer Vorstand
"Bei der Volkssolidarität Ratingen ist jeder willkommen"

Manfred Evers (2.v.l.), Mitgründer der Volkssolidarität Ratingen, und der Vorsitzende Thomas Angst (rechts daneben), freuen sich, dass sich inzwischen auch drei Menschen mit Fluchterfahrung im Vorstand des Sozialverbandes engagieren, um ihrerseits für Menschen in Problemlagen da zu sein. Dies sind (v.l.): Helda Kutish, Issa Ahmad und Nazira Nadyrova (hier mit Tochter Jasmin, die übrigens am letzten Mittwoch ihren ersten Schultag hatte). | Foto: Martin Poche
  • Manfred Evers (2.v.l.), Mitgründer der Volkssolidarität Ratingen, und der Vorsitzende Thomas Angst (rechts daneben), freuen sich, dass sich inzwischen auch drei Menschen mit Fluchterfahrung im Vorstand des Sozialverbandes engagieren, um ihrerseits für Menschen in Problemlagen da zu sein. Dies sind (v.l.): Helda Kutish, Issa Ahmad und Nazira Nadyrova (hier mit Tochter Jasmin, die übrigens am letzten Mittwoch ihren ersten Schultag hatte).
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Nazira Nadyrova, Helda Kutish und Issa Ahmad haben viel Unterstützung erfahren, als sie nach Ratingen gekommen sind. Dafür sind sie dankbar und sie engagieren sich jetzt selbst auf dem sozialen Feld - als Vorstandsmitglieder der Volkssolidarität Ratingen.

Die bekannteste in diesem Trio dürfte Helda Kutish sein, denn die 40-Jährige ist auch als Künstlerin aktiv. In ihrer Heimat Syrien arbeitete sie als Kunstlehrerin, bevor sie nach Ratingen kam - zunächst allein, später zogen ihr Ehemann und die beiden Kinder nach.

Helda Kutish arbeitet in der Ogata der Albert-Schweitzer-Schule und führt Kunstprojekte an Schulen und Kitas durch. Im Vorstand der VS fungiert sie als Beisitzerin, außerdem ist sie Mitglied im Integrationsrat und sachkundige Bürgerin im Kulturausschuss. Da sie all das mit Familie und Malerei unter einen Hut bringen muss, wünscht sich die 40-Jährige, "dass der Tag mehr als 24 Stunden hätte", wie sie schmunzelnd anmerkt.

Rechnen ist ihre Stärke

Nazira Nadyrova ist das "Rechengenie" der VS Ratingen, daher hat sie selbstverständlich das Amt der Kassiererin übernommen. Die 42-Jährige, die aus Tadschikistan stammt, hat in ihrer Heimat Betriebswirtschaft und Ökonomie studiert und bei einer Bank und im Finanzministerium gearbeitet. Auch in Deutschland hat die 42-Jährige eine adäquate Stelle gefunden, bei der sie ihre berufliche Qualifikation unter Beweis stellen kann - über das Amt der VS-Kassiererin hinaus.

Nazira Nadyrova und ihr Ehemann sind stolz auf Sohn und Tochter, die das Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium besuchen und auf gutem Weg zum Abitur sind. Und Nesthäkchen Jasmin ist, wie wir ja schon von der Titelseite wissen, seit Mittwoch fleißige Grundschülerin.

Der dritte im Bunde ist Issa Ahmad, 35 Jahre alt und von Beruf Bauingenieur. Bei der VS wurde er ins Amt des stellvertretenden Vorsitzenden gewählt, außerdem ist er Ersatzmitglied im Integrationsrat und Sprecher der LEG-Mieter-Initiative. "Bei der Volkssolidarität Ratingen ist jeder willkommen, ganz gleich aus welchem Land er kommt und welcher Religion er angehört. Das finde ich gut und deshalb habe ich ein Amt übernommen", sagt Issa Ahmad.

Unbürokratische Hilfe für Flüchtlinge

Er und seine Mitstreiterinnen bestätigen, dass sie bei ihrer Ankunft in Ratingen besonders von der VS viel Hilfe erfahren haben. Immer wieder wird da der Name Manfred Evers genannt, der oft schnell und unbürokratisch hilft, ohne dies in der Öffentlichkeit an die große Glocke zu hängen. Der Mitgründer der VS Ratingen, der dem Vorstand heute als Schriftführer angehört, dürfte so manches Formular, dass Geflüchtete ausfüllen müssen, inzwischen besser kennen als die Beamten in den zuständigen Behörden.

Die Syrer in der VS haben allerdings eine Sorge: Dass die Situation in ihrem Heimatland - seit dem Beginn des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine - von den Medien kaum noch wahrgenommen wird. "Dabei ist die Lage der Syrer schlimmer als je zuvor. Es mangelt wirklich an allem", weiß Issa Ahmad zu berichten. Was ihn und sein Mitstreiter aber nicht daran hindert, auch die Not anderer wahrzunehmen: "Als die Flüchtlinge aus der Ukraine kamen, war mir sofort klar, dass man nicht wegschauen darf. Da muss man helfen", sagt Issa Ahmad.

Für die Geflüchteten war, wie man sich denken kann, die Sprachbarriere anfangs sehr hoch. Dass sich unsere drei Gesprächspartner heute sehr gut verständigen können, liegt natürlich am Besuch entsprechender Kurse. Aber sie betonen auch, dass die Begegnungsmöglichkeiten, die die VS geschaffen hat, für sie beim Spracherwerb sehr wichtig war. "Umso mehr hat es uns zu schaffen gemacht, dass wir solche Begegnungen wegen Corona einschränken oder ganz einstellen mussten", klagt Manfred Evers. Den internationalen Austausch will die VS baldmöglichst wieder etablieren.

Neuer Vorsitzender ist Thomas Angst

Das ist auch ganz im Sinne von Thomas Angst. Der selbstständige Elektromeister ist seit dem Frühjahr Vorsitzender der Volkssolidarität Ratingen. Und für alle, für die diesem Namen immer noch ein "DDR-Geruch" anhaftet, sei gesagt: Thomas Angst ist auch in der eher als konservativ einzustufenden Bürger-Union Ratingen aktiv. Außerdem ist der 56-Jährige auch Vorsitzender der BSG Ratingen.

Thomas Angst ist sicher, in den Aktivitäten beider Vereine auch Schnittstellen zu finden. Bei einem Fußballprojekt für jugendliche Flüchtlinge aus der Ukraine habe diese Zusammenarbeit schon Früchte getragen, berichtet er. Überhaupt sei es das Ziel, in der VS Ratingern vermehrt Angebote für Kinder und Jugendliche zu schaffen. Helda Kutish, Nazira Nadyrova und Issa Ahmad wollen auch dazu ihren Teil beitragen..

Autor:

Martin Poche aus Düsseldorf

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