"Wir wollen, dass ihr dazu gehört!" - START-Stipendium für Ares Amiry

Freuen sich mit Ares Amiry: Integrationsbeauftragte Doris Weber (l.) und Schulleiterin Annette Tebbe-Lemmer.
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Ares Amiry hat es geschafft: Der 17-jährige Schüler aus Sundern hat ein Stipendium der START-Stiftung des Landes NRW erhalten.

Mit Unterstützung der Realschule Sundern hatte er sich im Frühjahr um das Stipendium beworben, das für engagierte Schüler mit Migrationshintergrund vergeben wird.Aus 900 Bewerbungen wurde Ares Amiry, der ursprünglich aus Afghanistan kommt, mit 48 anderen Mädchen und Jungen aus verschiedenen Herkunftsländern ausgewählt - „als Einziger aus der Region Südwestfalen“, weiß Schulleiterin Annette Tebbe-Lemmer. „Die schulischen Leistungen müssen gut sein“, erklärt er, „ein Notendurchschnitt unter 2,5 sollte es schon sein.“ Was aber noch viel wichtiger sei, sei soziales Engagement. „Darauf wird sehr viel Wert gelegt“, bestätigt die Schulleiterin. Auch hier konnte der Schüler überzeugen: Er ist zweiter Vorsitzender des Jugendparlaments, er war Schülersprecher an der Realschule und mehrfacher Klassensprecher.

Aus Kabul geflohen

Auch die Eltern von Ares Amiry sind stolz. 2001 ist die Familie nach Deutschland gekommen. „Wir haben in Kabul gelebt“, erzählt er, „und haben mehrfach versucht zu fliehen. Aber wir sind ein paarmal gescheitert.“ 2001 endlich gelingt die Flucht, die Familie kommt über Pakistan nach Deutschland. Hier lebt sie zunächst in einem Übergangswohnheim in Allendorf, wo Ares Amiry die Grundschule besucht. Nächste Station ist nach wenigen Wochen das Wohnheim an der Flamke, er wechselt zur Johannesschule. Doch auch das ist nicht von Dauer. Als die Familie endlich eine Wohnung bekommt, wechselt er nach einigen Monaten erneut – zur Marienschule. Im Anschluss besucht er die Realschule. „Und die hat er wirklich vorbildlich abgeschlossen“, erklärt Annette Tebbe-Lemmer. Zurzeit macht der 17-Jährige sein Abitur am Berufskolleg in Neheim – mit Unterstützung des Stipendiums. Denn die ausgezeichneten Jugendlichen erhalten ein monatliches Bildungsgeld von 100 Euro. Das Stipendium beinhaltet zwei Pflichtseminare im Halbjahr sowie zahlreiche weitere Veranstaltungen und Seminare. Eines der Pflichtseminare hat Ares Amiry schon besucht, „da ging es um Kommunikation und Präsentation.“ Außerdem gibt es im Internet eine Community, in der die Stipendiaten untereinander kommunizieren und Kontakte knüpfen können. So sind u.a. bereits zwei Fußballmannschaften entstanden, „und eine Band gibt es auch schon“, erzählt der Schüler.
Bereits vor drei Jahren war Schulleiterin Annette Tebbe-Lemmer auf das Start-Stipendium aufmerksam geworden und hatte einen Schüler der Klasse 10 motiviert, sich zu bewerben, der aber nicht in die engere Wahl kam. Auch Ares Amiry hatte sich im letzten Jahr schon einmal beworben und kam bis zum Auswahlverfahren. Diesmal hat es geklappt, zusammen mit den anderen Jugendlichen erhielt er von Schulministerin Sylvia Löhrmann in Düsseldorf die Aufnahmeurkunde für das Stipendium.Wenn er sein Abitur gemacht hat, will er studieren, „wahrscheinlich Betriebswissenschaften oder Mathematik.“
„Im Moment wird ja sehr viel über Integration diskutiert“, so Tebbe-Lemmer. Ares Amiry sei ein positives Beispiel für gelungene Integration, und „es gibt einige Beispiele an unserer Schule.“ Natürlich müsse eine Schule auch aktiv werden. So mussten für das Stipendium z.B. Beurteilungen seitens der Schule eingereicht werden. „Wir unterstützen das, sie gehören ja zu uns“, so Tebbe-Lemmer. „Und wir wollen, dass Ihr dazu gehört“, bekräftigt auch Doris Weber, Integrationsbeauftragte der Stadt Sundern. „Die ganze Familie ist beispielhaft“, erklärte sie. Der Vater, eigentlich Maschinenbau-Ingenieur, habe sehr schnell einen Job als Packer bekommen. Die Mutter ist Ärztin. Sie macht zurzeit einen Integrationskurs und kümmert sich um die beiden kleineren Geschwister.
„Wenn man sich ein bisschen anstrengt, dann geht das auch“, ist Ares Amiry sicher. Was er sich wünscht für die Zukunft?
„Dass wir bald auch unbefristet Asyl bekommen“. Nach Afghanistan zurück will er nicht. „Wir haben darüber nachgedacht zurückzugehen, als vor sechs, sieben Jahren Ingenieure und Ärzte für den Wiederaufbau benötigt wurden. Aber genau zu dem Zeitpunkt wurde mein Onkel von Taliban ermordet. Deswegen sind wir hier geblieben.“

Autor:

Diana Ranke aus Arnsberg-Neheim

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