Der Spaß an der Gier
Die Gier ist es, die alle Figuren in Ben Jonsons satirischer Komödie „Volpone“ aus dem Jahr 1606 antreibt. Mit Blick auf heutige Finanzjongleure und Investmentprofis, die ihre Anleger um Millionen betrogen haben, feierte das jakobäische Drama jetzt in einer Inszenierung von Gastregisseur Sebastian Nübling im Schauspielhaus Premiere.
Der reiche Volpone (Matthias Redlhammer) will noch reicher werden. Nicht weil er das Geld bräuchte, sondern einfach weil er Spaß daran hat, seinen Reichtum zu mehren. Seine Opfer, der Anwalt Voltore (Martin Horn), der adelige Corbaccio (Jürgen Hartmann) und der Kaufmann Corvino (Michael Schütz), sind allerdings keine wirklichen Opfer, da sie zugleich versuchen, den scheinbar todkranken Volpone zu beerben, und dabei ebenso skrupellos vorgehen.
Das ist bunt anzusehen. Die Bühne, von Dominic Huber entworfen, gleicht der mondänen Treppe einer Fernsehshow. Folglich wird auch das Publikum mal mit ins Geschehen einbezogen und soll per Handzeichen seine Meinung zu einer moralischen Fragestellung kundtun, während die Schauspieler den Zuschauerraum konsequent mitbespielen.
Heimlicher Star des Stücks und auch der Inszenierung ist Volpones Diener Mosca (Tim Porath). Denn Mosca hat viel von seinem Herrn gelernt, und ihm bei seinen Intrigen und seinen narzisstischen Auswüchsen zuzusehen, ist sehr unterhaltsam.
Insgesamt gerät die Zeichnung der Charaktere allerdings etwas sehr plakativ, was in erster Linie an den Textänderungen liegt, die dazu dienen, das Stück ins Heute zu transportieren. Das fällt besonders bei Bonario (Matthias Eberle) und Celia (Maja Beckmann) ins Gewicht. Sind sie in Ben Jonsons Fassung die einzigen tatsächlichen Opfer, die sich Aufrichtigkeit, Anstand und Würde bewahren, fällt es in Sebastian Nüblings Inszenierung schwer, die beiden zu mögen. Denn Celia ist bei ihm ein dummes Blondchen, das sogar im Barbiekarton daherkommt, während Bonario ein arroganter Schnösel ist. Die beiden sind hier nicht die moralischen Sieger, aber passenderweise änderte der Regisseur auch den Ausgang des Stücks, sodass die Intriganten ihrer Bestrafung entgehen.
Auch die Textänderungen und eingefügten Anspielungen auf aktuelle Ereignisse sind nicht immer geschmackssicher. Ein Hinweis auf Christian Wulffs Schwiegermutter reizt zum Lachen, eine Anspielung auf den Mordfall im Ehrenfeld tut es weniger. Da hätte es gut getan, sich mehr auf Ben Jonsons Sprachwitz zu verlassen.
Für das Ensemble gab es vom nicht so zahlreich wie sonst erschienenen Premierepublikum reichlich Applaus, für das Regieteam dagegen auch ein paar Buhrufe.
Das Stück „Volpone“ ist wieder am 29. März, 9. und 14. April sowie 4., 9. und 19. Mai im Schauspielhaus zu sehen. Karten gibt es unter der Telefonnummer 0234/33335555.
Autor:Vera Demuth aus Bochum |
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