SGW: "Ich bin sehr zufrieden"

Trainer Farat Toku im Gespräch mit Stadtspiegel-Mitarbeiter Peter Mohr. Foto: Susanne Mohr
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Vor einer Woche hat Trainer Farat Toku seine Schützlinge in die kurze Winterpause verabschiedet. Für uns ein guter Anlass, um mit dem 37-Jährigen das letzte halbe Jahr noch einmal Revue passieren zu lassen.


Vor Saisonbeginn im letzten Sommer war der personelle Umbruch diesmal nicht so stark wie sonst. War das für deine Arbeit mit dem Team ein Vorteil? 

Wir hatten ja die letzten beiden Saisons leider immer einen extrem großen Umbruch. Diese Saison mussten wir sieben Neuzugänge von 21 integrieren, was auch schon viel ist, aber wir sind es gewohnt, schnell die Neuen zu integrieren und ihnen unseren Spirit und unseren Fußball zu vermitteln. Ehrlich gesagt - meine Arbeit bleibt meine Arbeit und ich hab mich auch gefreut, dass viele Spieler im Sommer geblieben sind.

Wie schaffst du es immer wieder, Spieler, die bei anderen Vereinen durchs Sieb gefallen sind, in Wattenscheid richtig zum Laufen zu bringen? Ich denke da an Jonas Erwig-Drüppel im Sommer 2016, und vor dieser Saison kamen Jeffrey Obst und Steve Tunga, die in Essen beziehungsweise Oberhausen kaum eine Rolle spielten.
Ich will nicht auf die genannten Spieler eingehen, weil es noch sehr viele andere Spieler gibt, die bei uns waren. Nein, im Ernst, es waren sehr viele Spieler da, die bei anderen Vereinen "gescheitert" sind, was aber für mich nicht heißt, dass sie schlecht sind! Es gibt viele Gründe, warum ein Spieler bei einem Verein nicht funktioniert ( Verletzungen, zu viel Kohle, wenig Selbstvertrauen usw.) und das ist dann unser Glück. Wir zeigen ihnen neue Wege, um wieder Spaß zu haben und erfolgreich zu sein! Es sind fußballerische, aber auch menschliche Wege, die wir ihnen mitgeben. Für mich persönlich als Trainer ist es sehr wichtig, dass ich den Spieler als Mensch erst einmal kennenlerne und verstehe, wie er funktioniert. Danach versuche ich fußballerisch alles aus ihm rauszusaugen, was in ihm steckt, bis er es verinnerlicht hat.

Wohl bekannt dagegen war „Jo“ Boyamba, der im Sommer eigentlich schon als Zugang in Mainz gehandelt worden war. Wie hast Du ihn überzeugt, statt nach Mainz an die Lohrheide zu wechseln?
Von Jo oder auch von anderen Spieler (z.B. Keita, Kaplan, Kaya) haben mir immer alle abgeraten. Ich nehme sie dann erst recht, weil es für mich eine Herausforderung ist, diese Spieler wieder in die richtige Bahn zu bekommen. Man braucht Mut, und diese Jungs brauchen eine klare Struktur! Jo hatte viele andere und auch finanziell viel lukrativere Angebote. Es war bei ihm und seinem Vater schnell klar, dass er nur zu uns kommen wollte, und sie haben sich nicht für das Geld entschieden. Es waren viele intensive Gespräche mit den beiden.

Der Saisonstart war (zumindest von den Ergebnissen her) ziemlich holprig, dann kamen die Turbulenzen im Umfeld hinzu. Kam da bei dir auch schon einmal eine Art Verzweiflung auf? 
Der Verein hatte im Sommer den Etat drastisch gekürzt. Es war allen sofort klar, dass es nur gegen den Abstieg geht und es bis zum Ende dauern wird. Die letzte Saison war sehr lange und die Jungs hatten kaum Erholung, und uns war auch klar, dass es am Anfang zu Schwierigkeiten kommen könnte, was aber gar nicht der Fall war, sondern nur die Ergebnisse haben nicht gestimmt. Aber von der Art und Weise war ich sehr zufrieden. Verzweifelt war und bin ich nie und zu keiner Zeit gewesen! Es war ehrlich gesagt schon sehr krass, auf einmal alleine mit den Jungs da zu stehen ohne Vorstand bzw. Aufsichtsrat. Auch das ist eine Erfahrung, die wir mitgenommen haben.

Und nach der zweiten Jahreshauptversammlung kam dann die Partie am Aachener Tivoli. Dort gab es einen Sieg – und seitdem seid ihr ungeschlagen. Gab es da einen Zusammenhang zwischen den Veränderungen in der Führungsriege und dem Knoten, der auf dem Rasen geplatzt ist? 
Natürlich hat das auch was damit zu tun! Der Verein kann froh sein, solch "verrückte Menschen" gefunden zu haben, die sich dieser Herausforderung gestellt haben. Ach ja, und gegen Aachen sind wir, seitdem ich da bin, ungeschlagen, deshalb kam der Gegner zur richtigen Zeit.

Ihr habt immer wieder auch mit Ausfällen zu kämpfen gehabt. Bei dem kleinen Kader ist dies besonders bitter. Und immer sind Lösungen gefunden worden, sind Spieler eingesprungen und an den ihnen gestellten Aufgaben gewachsen. Ein Beispiel dafür ist für mich Norman Jakubowski, der in der letzten Saison zumeist nur von der Bank gekommen ist und nun eine prima Halbserie gespielt hat... 
Ja, der Kader ist schon klein, keine Frage. Wir hatten in den letzten Jahren zum Glück sehr wenig Verletzungen. Jeder einzelne Spieler bei uns im Kader ist wichtig. Es ist auch unsere Aufgabe, die Jungs jederzeit so vorzubereiten, das sie spielen können. Norman und auch noch andere Jungs haben eine tolle Entwicklung genommen! Speziell Norman brauchte auch nach dem Oberligajahr wieder etwas Zeit, um sich an die Regionalliga zu gewöhnen. Aber ich hatte nie Zweifel an ihm, sonst würde er auch nicht bei uns spielen!

Ihr geht auf Platz neun in die Winterpause. Das ist wieder einmal mehr, als man erwarten konnte. Bist du rundherum zufrieden? 
Ja, ich bin sehr zufrieden. Man sagt ja, dass man als Trainer nie zufrieden sein sollte, doch ich bin es! Warum? Einfach! Jeder sollte sich mal vor Augen halten und Gedanken machen, wie das halbe Jahr tatsächlich gelaufen ist - mit allem Drum und Dran. Deswegen sind wir auch zuversichtlich für den Rest der Saison.
Den zweiten Teil des Interviews, in dem es um die Zukunft geht, lesen Sie in der nächsten Woche.

Autor:

Peter Mohr aus Wattenscheid

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