Leserbriefe zur Titelkolumne "Überflüssige Ekel-Vögel" im Weseler vom 19. August 2020
Warum sich manche Leser mächtig aufregen, oder: muntere Gleichmacherei auf allen Seiten

Titelkolumnen sind für viele Leser/innen das Spannendste, was eine Zeitung zu bieten hat. Das ist beim Weseler/Xantener nicht anders. Regelmäßig erreichen uns Leserbriefe und Zuschriften anderer (oft böswilliger) Art, deren Verfasser mir die Meinung geigen.

Das ist völlig in Ordnung so! Wer austeilt, muss auch einstecken können. Sozusagen ein Naturgesetz, nicht nur in der Medienlandschaft. Bei den Inhalten und Formulierungen der Kolumne folge ich seit Jahrzehnten zwei eisernen Regeln.
1. Nichts ist schlimmer als abgegriffene Themen! 2. Nur wer provoziert, der bekommt beachtenswerte Resonanz.
Über Letztere kann ich mich tatsächlich nicht beklagen. 

Eines muss ich einschränkender Weise hinzufügen: Ein Leserbrief ist so eine Sache für sich. Nämlich weil die Verfasser/innen oft derart erbost über die Sache sind, wegen derer sie schreiben, dass sie es genau an der Sachlichkeit fehlen lassen, die sie angeblich so aufregt. Und das merken sie dann oft gar nicht, bzw. lassen ihre Ergüsse nicht von einer neutralen Person gegenchecken - was aber gut und hilfreich wäre.
Zudem verstehen manche Leser auch nicht, dass eine Kolumne grundsätzlich aufregen soll (siehe oben!). Ansonsten kann man sich die Veröffentlichung meiner Meinung nach gleich sparen. Und noch ein Aspekt: Die Kolumne bietet knapp 40 Zeilen (mit 25 Anschlägen) Platz zum Formulieren. Das sind an die 1000 Zeichen, in denen der Urheber seinen Punkt rüberbringen muss. Nicht genug, um ausführliche Recherche-Facts zu platzieren, auf die viele Kritiker bestehen. Außerdem käme wieder die Langeweile ins Spiel, die ja den Sinn einer Kolumne konterkariert.

Jedenfalls sagten mir einige Leser sehr deutlich ihre Meinung zu den Inhalten der betreffenden Kolumne. Diese möchte ich der Lokalkompass-Community nicht vorenthalten.
Macht Euch selber ein Bild vom Geschriebenen und kommentiert unten kritisch, ehrlich und konstruktiv!
Bei Gelegenheit werde ich gerne auf die Kommentare reagieren ...

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Unmittelbar nach Sichtung des Weselers setzte sich Oliver Steinbach hin und formulierte diese Anmerkungen ...

Die Kolumne von Dirk Bohlen in der aktuellen Ausgabe des Xanteners/Weselers ist eine absolute Unverschämtheit.
Die Teils drastischen Rückgänge der Singvögelpoulationen in Deutschland sind Folge des bereits seit Jahrzehnten vorranschreitenden Insektensterben in Deutschland. Laut NABU hat die Insektendichte in den vergangenen 25 jahren durchschnittlich um 75% abgenommen. Darunter leiden vor allem die Singvögel, während Allesfresser wie Tauben und Elstern weniger stark betroffen sind - verantwortlich dafür ist aber natürlich der Mensch!
Die Schuld nun also den Elstern zuzuschreiben und zu deren Abschuss aufzurufen ist nicht nur undifferenziert - es lenkt auch ab von den tatsächlichen Ursachen, namentlich der Überdüngung in der Landwirtschaft, dem Rückgang von Wäldern und Wiesen sowie dem menschengemachten Klimawandel, ab. Elstern hingegen sind Teil eines gesunden Ökosystems, wie sie z.B. hier nachlesen können: https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/aktionen-und-projekte/stunde-der-gartenvoegel/vogelportraets/03689.html
Ich würde mir daher wünschen, dass sie sich in Zukunft eingehender mit komplexen Themen zu beschäftigen, statt schädlichen und plakativen Journalismus à la Bildzeitung zu betreiben - das können Sie besser!
Mit freundlichen Grüßen,
Oliver Steinbach

Wenig später erreichte uns diese E-Mail ...

Herr Bohlen!
Ich hoffe nicht, dass der kleine "Artikel" über die Elstern ihrer tatsächlichen Geisteshaltung entspricht. Aus völlig irrationalen und teilweise egoistischen Gründen fordern sie nichts weniger als die "Endlösung" für eine ganze Spezies.
Leider entspricht diese Art von Aussage dem aktuellen Zeitgeist.
Sie schlüpfen in die Rolle eines "Hasspredigers".
Wollten sie die Leser absichtlich zum Wiederspruch provozieren?
Wenn sie aber tatsächlich Elstern töten wollen, was ist dann ihre nächste Forderung?
Erdöl im Schwarzen Wasser gegen lästige Mücken?
Handgranaten gegen Maulwürfe?
Und wenn erst die armen Nachbarskinder ihre Gartenruhe zu stören wagen...
Gerhard Horas

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Angezettelt

Für alle, die nicht gelesen oder vergessen haben, hier der Wortlaut der Kolumne:

"Mögen Sie auch gerne Meisen, Amseln und Finken? Dann sollten Sie bald mal einen Brief ans NRW-Unweltministerium schreiben und sich dafür stark machen, dass Elstern zum Abschuss freigegeben werden.
Schon klar, es sind schöne Vögel, die zur heimischen Fauna gehören wie Rehe, Rinder oder Frösche. Aber genau da liegt meines Erachtens die Krux: Elstern fristen ein Kannibalendasein unter dem Deckmäntelchen des Gesetzgebers, der sie überflüssiger Weise unter Naturschutz gestellt hat. Das mag ja irgendwann mal Sinn gemacht haben. Aber spätestens, seit ein zählbarer Rückgang der Singvogel-Populationen zu verzeichnen ist, sollte man über eine Novelle nachdenken. Elstern sind nämlich Allesfresser und machen sich - besonders im Frühling - über die Eier und Küken der Singvögel her, sobald diese flügge werden.
Und dann ist da noch dieses fiese Gekecker, mit dem die schwarzblauweißen Störenfriede zu jeder verfügbaren Tages- und Nachtzeit die Gartenstimmung vergiften. Sie merken schon, ich mag Elstern nicht."

Kann losgehen ...

Autor:

Dirk Bohlen aus Hamminkeln

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