Jakobsgreiskraut - Regionsschrecken oder Auslöser übertriebener Panik?

Jakobsgreiskraut ist zumeist in Außenbereichen zu finden - oft auch direkt an Pferdeweiden.
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  • Jakobsgreiskraut ist zumeist in Außenbereichen zu finden - oft auch direkt an Pferdeweiden.
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Es ist noch keine Panik - aber eine neue Sorge geht um am Niederrhein: Anders als in den Vorjahren wuchert plötzlich überall Jakobsgreiskraut. Eine giftige Pflanze, so viel steht fest. Doch wie gefährlich ist sie wirklich? In diesem Beitrag kommen einige Fachleute zu Wort.

Die Verbreitung des Jakobskreuzkrautes (lat. Senecio Jacobaea) in Nordrhein-Westfalen schreitet voran. In einer Erhebung 2007(!) waren unter anderem besonders Flächen in den Kreisen Kleve und Wesel betroffen, warnt die Landwirtschaftskammer NRW.

Verbreitet sei es besonders auf extensiv (wenig!) genutzten Flächen, insbesondere Pferdeweiden, Extensivgrünlandflächen, Wegrändern und Böschungen. In intensiv genutzten Rinderweiden sei es bislang zwar noch seltener, jedoch auch zunehmend zu finden.

Fachfrau Dr. Clara Berendonk schätzt die Lage so ein: „Die Ausbreitung stellt eine ernste Gefahr dar, da das Jakobskreuzkraut als Giftpflanze nicht verfüttert werden sollte. Seine Giftigkeit beruht auf der Wirkung verschiedener Pyrrolizidin-Alkaloide, die zu chronischen Lebervergiftungen führen. Die Gefahr ist deshalb nicht zu unterschätzen, da die Auswirkungen der Vergiftung kumulativ sind und dadurch chronischen Erkrankungen auftreten können, wobei insbesondere Pferde, aber auch Rinder offensichtlich empfindlicher reagieren als Schafe und Ziegen!“

Die Giftstoffe reichern sich in der Leber langsam an und führen dann zu den chronischen Krankheitsprozessen. Berendonk: „Die Pflanze ist nicht nur im frischen Zustand giftig, die Alkaloide werden auch nach Heu- und Silagebereitung nicht abgebaut.“ Die Gefahr sei erheblich, wenn man sich vor Augen führt, dass ein einzelner ausgewachsener Trieb im Mittel etwa 70 Gramm wiege.

Wie lässt sich das Jakobsgreiskraut wirksam bekämpfen?

Dr. Berendonk dazu: „Ist bei flächenhaftem Auftreten ein Ausstechen nicht mehr möglich, sollte man einen Schröpfschnitt oder die Nachmahd der Weidflächen erst möglichst spät bei Blühbeginn vornehmen. Bei zu früher Nachmahd bleiben die Pflanzen zu vital.“ Bei stärkerem Befall sei eine chemische Bekämpfung kaum zu umgehen.

Die Meinung des lokalen Pflanzen-Fachmanns

Wilhelm Itjeshorst, Pflanzenexperte bei der Biologischen Station Kreis Wesel, hält die Vergiftungsgefahr für Weidetiere für eher gering: „Das Kreuzkraut schmeckt bitter, Tiere nehmen es normalerweise nicht auf oder meiden es, wenn sie probiert haben!“
Die Ausbreitung der Pflanze hat er dort beobachtet, wo der Boden Nabenschäden aufweist, „fehlerhaft bewirtschaftet oder stark gedüngt wurde“.
Das Auftreten von Jakobsgreiskraut kennt der Experte schon aus den Siebziger Jahren, Massenbefall (und zwar schon vor über 30 Jahren) ist ihm von der Bislicher Insel bei Xanten und aus Schermbeck-Damm bekannt.

Das sagt die Kräuterpädagogin

Jutta Becker-Ufermann, zertifizierte Kräuterpädagogin aus Schermbeck, sieht das Jakobsgreiskraut nicht als Giftpflanze: "Ich nenne sie Finger-Weg-Pflanzen!"
Generell solle man das Jakobskraut jedoch lieber meiden, es sei als Korbblütler möglichweise allergieauslösend - wie andere Korbblütler auch.

Doch die Pflanze habe auch wichtige Funktionen, weil sie von Insekten sehr gemocht werde. Von einer Bekämpfung mittels Pestiziden sei abzuraten, man müsse das "manuell" bewerkstelligen: "Blüten absammeln und in den Restmüll, nicht auf den Kompost werfen!", betont die Expertin.

Mehr Sinn als Vernichtung macht für die Schermbeckerin, dass mann die "Natur nicht verteufelt, sondern sie kennenlernt, damit man weiß, wie Jakobsgreiskraut aussieht!"
Becker-Ufermann weiß auch etwas zur Namensherkunft der Pflanze: "Der Name bezieht sich auf die Zeit um Jacobi (25. Juli). In Mitteleuropa beginnt die Blüte zwar schon im Juni. Man nimmt an, dass Carl Linné den Namen deshalb gewählt hat, weil in Linnés Heimtat (Schweden) es später blüht."

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Die Landwirtschaftskammer NRW informiert über die Gefahren durch Jakobskreuzkraut.

Informationen erhält man auch bei der Giftnotruf-Zentrale NRW in Bonn

Autor:

Dirk Bohlen aus Hamminkeln

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