Igel im Garten
Nachts mit der Wildkamera auf Igel-Pirsch

Das ist Igel "Moppel". | Foto: Angelika Eckel
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Während der letzten drei Jahre durchstreifen drei Igel des Nachts unseren Garten um Futter zu suchen. Ihren Schlafplatz scheinen sie leider woanders zu haben – da muss ich noch dran arbeiten.

Alles begann im Sommer 2022, als ich beim Auszupfen von Beikräutern (muss manchmal sein, damit anderes wachsen kann) am späten Nachmittag unter einem Busch ein Rascheln hörte: Ein kleiner Igel wuschelte dort herum. Gleich rief ich meinen Mann dazu, um ein Foto zu machen. Aber das Igelchen (so wurde es später auch genannt) verkroch sich unter dem Busch und war von der Aussicht auf ein Foto-Shooting sichtlich nicht angetan. Als Wiedergutmachung fischte ich ihm einige Regenwürmer aus unserem Komposthaufen, die es mit sichtlichem Appetit verschmatzte. Erst später, als wir uns am Bildschirm die Fotos anschauten, konnten wir erkennen, dass Igelchen ein verletztes Auge hatte. Ich habe die nächsten Tage oft nach ihm Ausschau gehalten, habe es aber nicht mehr gesehen. Erst im September, als ich spät abends im Dunkeln mit Taschenlampe Küchenabfälle zum Kompost gebracht, hörte ich es unter einer Zypresse rascheln. Taschenlampen-Spot an – und wer saß da und guckte mich mit großen Augen an? Igelchen! Am nächsten Tag besorgte ich eine Tüte Igelfutter im Futterhaus. Das würde ich heute nicht mehr machen, denn Igel-Trockenfutter enthält zu viele pflanzliche Anteile, die ein Igel nicht verdauen kann – man lernt ja dazu. Besser sind ungewürztes Rührei oder Katzenfutter mit sehr hohem Fleischanteil. Ich stellte also ein Schälchen mit dem Trockenfutter an die Stelle, wo ich Igelchen am Abend zuvor gesehen hatte und am nächsten Morgen war das Schälchen leer. Die nächsten Tage rückte ich das Schälchen jedes Mal ein bisschen weiter zur überdachten Terrasse, damit das Futter, falls es regnen sollte, nicht nass würde, und Igelchen kam jede Nacht vorbei, d.h. jeden Morgen war das Schälchen leer. Wirklich Igelchen? Eine Wildkamera wurde angeschafft, um das genau festzustellen. Tatsächlich, ein einäugiges Igelchen kam jede Nacht zum Fressen. Bei den Infrarot-Aufnahmen der Wildkameras leuchten die Augen der aufgenommenen Tiere und bei unserem Igelchen leuchtete nur eines, das zweite war blind.

Jeden Tag gab es einen gehäuften Esslöffel Igelfutter – eine Zufütterung für den Winterspeck. Anfang November blieb das Futterschälchen voll und Igelchen hielt sicher Winterschlaf, ich habe es vermisst und mir zum Ersatz das Buch "Der Igel - Nachbar und Wildtier" von Anouk Lisa Taucher und Madeleine Geiger besorgt, das zu lesen ich allen Igelfreunden nur empfehlen kann. Im nächsten Frühjahr tauchte das einäugige Igelchen leider nicht mehr auf.....

Seinen Platz nahm ab dem Frühsommer 2023 Moppel, ein dicker runder Igel mit zwei heilen Augen ein. Ab dem Herbst gesellte sich Flitzer, ein offensichtlich noch jüngerer Igel, aber gerade schwer genug für den Winterschlaf (ich habe ihn sicherheitshalber gewogen: 640 Gramm), dazu. Er hat den Namen Flitzer bekommen, weil ich mit der Wildkamera mal Videos machte, auf denen er unter dem Rhododendronbusch vor unserer Haustür eifrig hin und her flitzte, ganz anders als der gemütliche Moppel. Hinter dem Rhododendronbusch befindet sich auch der Kompost unseres Nachbarn. Flitzer schlüpfte auch gleich in das Igelhäuschen und ließ sich das Rührei schmecken, für das sich Moppel – ganz anders wie sein Name erwarten lässt – überhaupt nicht interessierte. Durch die warmen Temperaturen fanden beide schwer in den Winterschlaf, Moppel habe ich bis vor Weihnachten noch gesehen und Flitzer sogar noch bis in den Januar hinein.
Mittlerweile sind beide wieder des Nachts unterwegs und eine weitere freudige Überraschung gab es obendrein: Das einäugige Igelchen lebt noch! Es lief im März vor die Wildkamera, leider habe ich davon kein ganz so gutes Foto wie von Flitzer oder Moppel, aber man sieht in der Vergrößerung, dass es nur ein Auge hat. Ich habe mich riesig darüber gefreut.
Für mich ist es wichtig, dass sich die Tiere in meinem kleinen Garten wohl fühlen. Ein Igel stellt da keine großen Ansprüche. Er ist nachts unterwegs und mag die Dunkelheit (also „Licht aus“ im Garten), er rollt sich bei Gefahr zusammen, so auch wenn ein Mähroboter daherkommt (also Mähroboter möglichst nicht unbeaufsichtigt und schon gar nicht nachts laufen lassen), er frisst am liebsten Insekten (also Insekten im Garten fördern durch heimische, auch wilde Blühpflanzen, (Obst-)Sträucher, Totholzhaufen, Steinhaufen und Trockenmauern)und auch wenn er keine Wespen, Fliegen oder Bienen fangenkann, so frisst er gern ihre Larven und natürlich Käfer und Engerlinge. Dann braucht er einen Durchschlupf im Zaun, falls dieser bis zum Boden abschließt und geschützte Schlafplätze unter dichten Hecken, unter einem Brett, das gegen den Gartenschuppen lehnt oder ein Holzhaufen wird do kunstvoll aufgeschichtet, dass eine Höhlung entsteht.

Igel-Spuren: Meine Nachbarn haben meine Aktivitäten mitbekommen und ganz erstaunt gefragt, ob es denn bei uns noch Igel gäbe. Ja früher schon, da hätten sie mal welche in der Dämmerung gesehen, aber heute….? Oft bemerken wir die nächtlichen Wanderer, die auf Futtersuche in unseren Gärten herumstöbern nicht. Ein Hinweis auf die Anwesenheit eines Igels sind seine Hinterlassenschaften, kleine, dunkle, fast schwarze Würstchen, etwa bis zur Größe des kleinen Fingers eines Kindes. Manchmal erkennt man noch das Stück eines Käferflügels darin.

Zur Wildkamera: Es ist absolut spannend mit einer Wildkamera des Nachts im Garten auf Entdeckungstour zu gehen. Ich nutze eine einfache Wildkamera für ca. 70 Euro ohne Internetanschluss. Das ich nicht nötig, da ich sie rund ums Haus einsetze. Die Wildkamera hat einen Chip und für den benötigt man ein Kartenlesegerät, um die Bilder von der Wildkamera auf einen PC zu übertragen. Die Wildkamera selber hat ein Display, auf dem man die Bilder ebenfalls ansehen kann, aber das Display ist vergleichsweise klein. Außerdem gibt es ein Menü in dem man zunächst auswählt, ob man Bilder oder Videos machen möchte und dann grundlegende Größen einstellen kann, z.B. die Empfindlichkeit des Bewegungsmelders, die Auflösung der Bilder, wie viele Bilder bei Auslösung gemacht werden sollen, ggf. ein Zeitfenster, ggf. den Zeitlupen-Modus für Videos und einiges mehr. Wird die Wildkamera übrigens im Video-Modus betrieben, sind die Batterien recht schnell leer, im Foto-Modus halten sie gefühlt eine Ewigkeit. Wenn man die Bilder vom Chip auf einen Rechner übertragen hat, legt man den Chip wieder in die Wildkamera ein und formatiert ihn, was auch im Menü angeboten wird.
Vielleicht habt ihr schon oft gesehen, das Biologen oder Jäger die Wildkamera an einem Baumstamm befestigen. Das wäre für ein Tier wie den Igel ein bisschen zu hoch. Deshalb habe ich mir ein einfaches Stativ besorgt, das ich bei jedem Wetter draußen lassen kann, und worauf ich die Wildkamera schraube. Ein weiterer Vorteil ist, dass ich mit dem Stativ recht flexibel bin, was die Aufstellung der Kamera angeht.
Die Wildkamera ist nicht nur nachts eine große Hilfe, es lassen sich auch Aufnahmen am Futterhaus oder am Nistkasten damit machen. Dieses Jahr habe ich es verpasst, sie rechtzeitig am Nistkasten unserer Kohlmeisen aufzustellen, um den Ausflug der kleinen Kohlmeisen zu fotografieren – womit gleich schon ein neues Projekt für das nächste Jahr feststeht.

Angelika Eckel für die BUND Kreisgruppe Wesel

Autor:

BUND-Kreisgruppe Wesel aus Wesel

Freybergweg 9, 46483 Wesel
+49 2853 693582
bundkgwesel@bund-wesel.de
Webseite von BUND-Kreisgruppe Wesel
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