Arbeitgeber von Handwerk und Industrie müssen Bau-Mindestlöhnen rasch zustimmen
Gewerkschaft warnt: Bei den 4.300 Bauarbeitern im Kreis Wesel droht die 10-Euro-Lohn-Lücke

Häuserbauen für 9,35 Euro pro Stunde? – „Nein“, sagt die IG BAU. Das kommt für die Bau-Gewerkschaft nicht in Frage: „Wer den harten Job auf dem Bau macht, hat mehr verdient als einen Niedriglohn.“ | Foto: IB Bau
  • Häuserbauen für 9,35 Euro pro Stunde? – „Nein“, sagt die IG BAU. Das kommt für die Bau-Gewerkschaft nicht in Frage: „Wer den harten Job auf dem Bau macht, hat mehr verdient als einen Niedriglohn.“
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Zwei Bauarbeiter, die gleiche Arbeit – und trotzdem zwei unterschiedliche Löhne: Gut10 Euro könnten die Löhne pro Stunde auf den Baustellen im Kreis Wesel bald
auseinandergehen. Denn Bauarbeiter, die keinen Tariflohn bekommen, müssen jetzt
sogar um ihren Branchen-Mindestlohn bangen. Das teilt die IG BAU Duisburg-Niederrhein
mit.

Betroffen davon könnte ein Großteil der rund 4.300 Bauarbeiter im Kreis Wesel sein.  „Bauhandwerk und Bauindustrie müssen jetzt das tun, was die IG BAU schon gemachthat: Die Arbeitgeber müssen nämlich einem Schlichterspruch und damit neuen Bau-Mindestlöhnen zustimmen. Passiert das nicht, droht dem Bau im Kreis Wesel
schlimmstenfalls der gesetzliche Mindestlohn von 9,35 Euro pro Stunde als unterste
Verdienstgrenze. Jetzt hängt alles am seidenen Faden der Arbeitgeber“, sagt IG BAUBezirksvorsitzende
Karina Pfau.

Der Schlichterspruch sieht vor, dass die Branchen-Mindestlöhne auf dem Bau ab Aprilsteigen – und zwar auf 12,55 Euro für Hilfsarbeiten (Mindestlohn 1) und auf 15,40 Euro für
Facharbeiten (Mindestlohn 2). „Diese Bau-Mindestlöhne sind die Lohn-Stoppschilder nach
unten. Und genau die braucht der Bau ganz dringend. Wenn die Arbeitgeber die neuen
Branchen-Mindestlöhne allerdings nicht akzeptieren, dann wäre das ein Lockruf an alle
Billig-Firmen aus dem In- und Ausland, als Dumping-Konkurrenz auf den Markt zu
drängen. Diese Billigheimer würden dann ordentlich arbeitenden und anständig – nämlich
den Tariflohn – bezahlenden Unternehmen im Kreis Wesel wirtschaftlich das Handwerk
legen“, sagt Pfau.

Die Vorsitzende der IG BAU Duisburg-Niederrhein warnt die heimischenBauunternehmen davor, sich hier auf einen „Kamikaze-Kurs“ einzulassen.
Der Countdown dazu laufe bereits: Die Arbeitgeber müssen bis zum kommenden Freitag
– also bis zum 17. Januar – grünes Licht für höhere Mindestlöhne auf dem Bau geben.

Die IG BAU ruft deshalb „alle anständigen Bauunternehmen im Kreis auf, imSchulterschluss mit anderen als ‚starke NRW-Kraft‘ klare Signale an den Hauptverband
der Deutschen Bauindustrie (HDB) und an den Zentralverband des Deutschen
Baugewerbes (ZDB) zu senden – und zwar für das Akzeptieren der neuen Bau-Mindestlöhne.

„Hier steht viel auf dem Spiel. Nämlich der faire Wettbewerb bei fairer Bezahlung. Der Baudarf nicht zur Niedriglohn-Branche werden. Denn die Folgen für die
Beschäftigungsentwicklung wären verheerend – und das mitten im Bau-Boom: Selbst
Facharbeiter würden dann abwandern. Vom Niedriglohn-Image der Baubranche und
ihrem fehlenden Nachwuchs ganz zu schweigen“, macht Karina Pfau klar. Gerade jungen
Menschen müsse das Signal gegeben werden, dass der Bau eine boomende Branche mit
Zukunft sei, in der man was Tolles schaffen, den Erfolg seiner Arbeit sehen und gutes
Geld verdienen könne.

Mit dem Tariflohn sei die „Lohnlatte“ fair gelegt. Der Basis-Tariflohn für einen erfahrenenMaurer, Zimmerer oder Straßenbauer im Kreis Wesel liege derzeit bei 20,63 Euro.
„Würden Unternehmen, die nicht an den Tariflohn gebunden sind, künftig lediglich den
gesetzlichen Mindestlohn von derzeit nur 9,35 Euro bezahlen, dann würde das eine
krasse Kluft von über 10 Euro beim Stundenlohn bedeuten. Das würde der Bau nicht
verkraften. Denn das würde zu Lasten der Unternehmen gehen, die für fairen Wettbewerb
und Qualität stehen“, so Pfau. Dem Bau drohe dann ein regelrechter Preiskampf.

Genau dieser Punkt habe den Präsidenten des Bundessozialgerichts, Prof. Dr. RainerSchlegel, als Schlichter für das Bauhauptgewerbe offensichtlich bewogen, sich für neue
Bau-Mindestlöhne auszusprechen. „Dieser Schlichterspruch ist für alle Seiten – für die
IG BAU, die ihm bereits zugestimmt hat, vor allem aber für Bauhandwerk und Bauindustrie
– akzeptabel. Zum Wohle der Branche wird’s jetzt Zeit, dass auch die Arbeitgeber ihn
akzeptieren“, fordert die Vorsitzende der IG BAU Duisburg-Niederrhein, Karina Pfau.
Wiees tarifpolitisch dann auf dem Bau weitergeht, darüber werden IG BAU und Bau-Arbeitgeber bereits im Frühjahr verhandeln: Dann steht nämlich die neue Lohn-Tarifrunde
an.

Autor:

Lokalkompass Kreis Wesel aus Wesel

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