Katzen-Fänger lauern auch am Niederrhein

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Am Niederrhein. Es klingt wie eine mittelmäßige Kriminal-Story - ist aber traurige Realtität: Am Niederrhein sind Katzen-Fänger unterwegs. Tierbesitzer und vor allem die Mitglieder verschiedener Tierschutzvereine haben sie beobachtet.
Das Thema ist nicht neu. Im Gegenteil: Die Erkenntnisse der Tierschützer sind detailliert - aufgrund jahrelanger intensiver Recherche. Die illegalen Machenschaften beschränken sich demzufolge nicht aufs Einfangen. Weitere unappetitliche Dinge wie Fellhandel und Tierversuche sind mit im Spiel. Unsere Redaktion bringt ein wenig Licht in die kreaturverachtenden Schattenspiele.

Einer, der gut Bescheid weiß, ist Günter Schrade aus Hünxe. Er und andere Tierfreunde im Kreis Wesel haben in jüngster Zeit wieder Autos beobachtet, die über längere Zeit hinweg Wohnviertel beobachteten. Doch die Aktiven können nicht ständig auf dem Posten sein. Jüngst verschwanden Katzen auch in den Kreisen Wesel und Kleve.
"Es handelt sich um organisierte Bandenkriminalität", sagt Günter Schrade. Seines Wissens ist mit Katzen mächtig Geld zu machen: "Für die Produktion einer Rheumadecke werden 25 bis 35 Tiere benötigt. Man kann sich ausrechnen, wie viele Katzen sterben müssen, um 10.000 Decken herzustellen!"
Die Horror-Story geht so weiter: Bei Kaffeefahrten werden die Decken für bis zu 1800 Euro pro Stück angeboten. Meist an Senioren, denn die leiden nicht selten an Rheuma. "Das Perfide daran" (O-Ton Schrade): Oft vermissen gerade alte Menschen ihre Haustiere, die unter Umständen eine Art Ersatz-Bezugsperson für sie waren.
Tierschützer bezeichnen die ländlichen Bereiche in den Kreisen Wesel, Kleve und Borken als ideale Wirkungsgebiete für die Tierhändler. Die Kriminellen können an Ortsrändern oder in Gewerbegebieten oft unbeobachtet "zuschlagen".
Mancherorts, meist an den Schnittstellen zwischen den Kreisgebieten, existieren sogar kleine "Basislager", von denen aus die Tierfänger operieren. Vor Ort werden die Tiere zumeist in Autos mit Bodenklappen oder ausgestellten Fallen gefangen.
Schrades Mitstreiter sind bei aller "Detektiv-Arbeit" vorsichtig. Sie kennen Pkw, mit denen die Kriminellen agieren, Namen von Drahtziehern und mehr. Doch sie wollen den Behörden nicht die Arbeit abnehmen. "Die Polizei müsste hier besser helfen", meint der Hünxer, der den Tätern "mafiöse" Strukturen ankreidet.
Dem Pressesprecher der Kreispolizei Kleve, Heinz van Baal, sind zurzeit keine Anzeigen wegen aktueller Fälle von Tierdiebstahl bekannt. Doch konkrete Fälle müssten der Polizei gemeldet werden oder betroffene Bürger müssten Anzeige erstatten. Er betont: "Wir brauchen konkrete Anhaltspunkte für Ermittlungen. Wenn jemand etwas Konkretes beobachtet, sollte er uns unbedingt sofort anrufen. Auch nachts. Wir werden dort hinfahren und verdächtige Personen gegebenenfalls kontrollieren", so der Polizeisprecher.
Tierhändler ziehen den Katzen bei lebendigem Leibe den Pelz ab, weil der Adrenalinschub dem Fell einen intensiveren Glanz verschafft. Die Felle werden zur Produktion von Rheumadecken verwendet. Geschäfte machen sie auch mit dem Verkauf von Katzen (auch Hunde, Hamster, Mäuse, Meerschweinchen) an Versuchslabore, in denen die Tiere oft unvorstellbare Qualen erleiden müssen.

Autor:

Dirk Bohlen aus Hamminkeln

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