Bücherei Witten

Seit Anfang des Jahres verfolge ich nun die Diskussion über die Stadtbücherei bzw. den Verkauf des Gebäudes.
Oft genug ist da leider der Eindruck entstanden, daß die Hauptstelle geschlossen werden sollte.
Das ist, soweit denn die Pressemitteilungen der Stadt Witten stimmen, nicht der Fall. Im Gegenteil, es wird über Lösungen nachgedacht. Bisher sind aber alle Lösungen, die nicht den Erhalt am jetzigen Standort im Besitz der Stadt beinhalten, von der Bürgerwerkstadt abgelehnt worden.
Dabei sind echte Argumente nirgendwo zu finden. Denn das einzige Argument für den jetzigen Standort ist einzig und allein die Bushaltestelle direkt vor der Tür.
Fangen wir mal mit dem Wert des Gebäudes an. Herr Lehmann hat 500.000 € für Gebäude und Grundstück geboten. Damit liegt er weit über dem tatsächlichen Wert, der praktisch gleich Null ist.
Das Gebäude ist bis Ende 2012 vor Verkauf geschützt. Es ist für die meisten Interessenten äußerst schlecht zu erreichen. Außerdem fehlen Parkplätze direkt am Haus.
Es stehen Sanierungskosten von wenigstens 2,5 Millionen € an. Die von der Bürgerwerkstadt angedachten etwa 900.000 € halte ich für ausgesprochen unrealistisch.
Dazu steht das Gebäude unter Denkmalschutz, was eine Sanierung nicht gerade erleichtert.
Unter diesen Bedingungen kann man froh sein, ein solches Gebäude überhaupt loszuwerden.
Behält die Stadt das Gebäude, müßten die Kosten für die Sanierung von der Stadt, also den Steuerzahlern, sprich Bürgern aufgebracht werden. Da stehen dann wieder besagte 2,5 Millionen € im Raum. Dummerweise ist die Stadt aber gezwungen eine Ausschreibung über die Sanierung zu machen und dann den billigsten Anbieter zu nehmen.
Dadurch fällt in sehr vielen Fällen die Endrechnung sehr deutlich höher aus als zuerst veranschlagt.
Außerdem muß man bei einer solchen Altbau-Sanierung auf unter Umständen sehr kostenträchtige Überraschungen gefaßt sein. Ein Unternehmer oder eine Privatperson ist da deutlich unabhängiger und kann nach der auf Dauer günstigsten Lösung suchen.
Eine Sanierung durch Arbeitsloseninitiativen scheidet leider aus sozialen Gründen aus, denn dadurch werden möglicherweise Arbeitsplätze in der Privatwirtschaft gefährdet.
Außerdem ist es fraglich, ob eine Sanierung des Hauptraumes bei laufendem Betrieb überhaupt möglich ist. Ansonsten wäre eine monatelange Schließung der Hauptstelle unvermeidlich.
Dann kommt als Alternative der Verkauf des Gebäudes und Anmietung der benötigten Fläche in Betracht.
Bei den entsprechenden Verträgen eine für die Stadt auf Dauer sichere und kostenmäßig kalkulierbare Lösung. Die Stadt hat mit der Sanierung des Gebäudes nichts mehr zu tun und bekommt vielleicht sogar bessere Lösungen als bei der Sanierung in Eigenregie. Die reinen Gebäudekosten sind über einen längeren Zeitraum planbar und können im Haushalt berücksichtigt werden.
Natürlich besteht das Risiko, daß das Gebäude weiter verkauft wird oder weiter verkauft werden muß. Aber auch da ist vertraglich ein Mitspracherecht der Stadt zu regeln.
Bleibt ein anderer Standort.
Jetzt kommt der Standort Märkisches Museum ins Spiel.
Diese von der Stadt vorgeschlagene, aber von allen anderen abgelehnte Möglichkeit.
Ich habe mir gerade noch mal diesen Vorschlag angeschaut. Über die Kosten liegen mir natürlich keine Informationen vor. Bei einem Anbau an den Neubauteil des Märkischen Museums wäre man immerhin vor den bösen Überraschungen einer Altbausanierung gefeit. Das macht die Kalkulation sicherer.
Die Verkehrsanbindung wäre mit Bussen nicht wesentlich schlechter. Vielleicht könnte man ja über eine zusätzliche Bushaltestelle im Bereich des Küchenstudios nachdenken. Das könnte 4 – 5 Parkplätze kosten und wäre auf der anderen Seite mit leichten Nachteilen für die Radfahrer verbunden. Man könnte auch über zusätzliche Parkplätze auf dem Grundstück des Museums nachdenken.
Dazu kommt die Cafeteria des Museums. Natürlich müßte die während der Öffnungszeiten bewirtschaftet sein.
An dem Standort Märkisches Museum wäre auch eine Einbeziehung des Wittener Heimat- und Geschichtsverein denkbar, da dieser Verein dort schon beheimatetet ist und dadurch die Möglichkeiten einer besseren Präsentation bekommt.
Vielleicht ist es auch möglich, den Nutzern der Bücherei eine kostenlose Nutzung des Stadtarchivs, daß in unmittelbarer Nähe liegt, zu ermöglichen.
Immerhin eine überdenkenswerte Alternative, auch oder obwohl sie von der Stadt kommt.
Auch ich bin nicht mit allen Entscheidungen der Stadt einverstanden. Aber es liegt mir fern, deswegen auch sofort gegen alle Entscheidungen oder Vorschläge der Stadt zu sein.
Deswegen möchte ich diesen Beitrag auch neutral und sachlich gewertet wissen, frei von politischen oder traditionellen Emotionen.
Der Erhalt des jetzigen Gebäudes der Stadtbücherei ist durch den Denkmalschutz gesichert. Es wird nicht aus dem Ortsbild verschwinden.
Ob der Erhalt des Standortes an der jetzigen Stelle sinnvoll ist, ist eine andere Frage.
Möglicherweise ist die Vereinigung von Kunst und Kultur in Schriftform ja für alle eine günstige Lösung.

Autor:

Axel Senff aus Witten

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