Wenn das Eis bricht: Lebensgefahr!

Ein Feuerwehrmann robbt auf dem Bauch zum Opfer, zieht den "Bewusstlosen" aus dem Eisloch. | Foto: Magalski
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  • Ein Feuerwehrmann robbt auf dem Bauch zum Opfer, zieht den "Bewusstlosen" aus dem Eisloch.
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Eine glatte, spiegelnde Fläche. Das Eis sieht stabil aus. Doch dann geht alles ganz schnell: Ein lautes Knacken, das Eis bricht. Ein Mann stürzt ins eiskalte Wasser.

Jetzt zählt jede Sekunde. 3,5 Grad hat das Wasser im Cappenberger See. Das kann tödlich sein. Jan Schilase, das Opfer, ist Feuerwehrmann in Lünen. Der schwere Unfall, er ist nur eine Übung. Die Spaziergänger am Cappenberger See atmen auf. Der Hintergrund aber ist ernst. Frieren die Seen zu, drohen Eisunfälle.
Jan Schilase ist mit einem dicken Anzug gut geschützt. Die Spezialkleidung ist wasserdicht. Trotzdem spürt er die extreme Kälte, als er in das Eisloch steigt. Wer ungeschützt ins eisige Wasser fällt, ist in großer Gefahr. Das kalte Wasser entzieht dem Körper rasend schnell die Wärme. 27 Mal schneller als an der Luft, sagt eine Faustformel. „Wer im Eis einbricht, hat höchstens drei bis vier Minuten, um sich selbst zu retten“, erklärt Michael Renze von der Feuerwehr Lünen am Ufer.

Mehr Zeit hat man meistens nicht. Danach fordert die Kälte ihren Tribut. Muskelzittern und Muskelstarre machen die eigene Rettung sehr schwierig oder unmöglich. Schließlich droht der Herz-Kreislauf-Stillstand. „Nach einem Eisunfall muss sofort die Feuerwehr gerufen werden“, apelliert Renze. Wer darauf vertraut, dass das Opfer irgendwie alleine aus dem Eis kommt, verschenkt wertvolle Minuten. Doch auch die Unfallzeugen am Ufer müssen nicht hilflos zusehen. Renze: „Äste, Leinen und andere Dinge zum Festhalten kann man dem Verunglückten zuwerfen.“ Niemals sollte man sich aber bei einer gewagten Rettungsaktion selbst in Gefahr bringen. Wenn hinterher zwei im Eisloch liegen, ist niemandem geholfen.

Jan Schilase, das Übungsopfer, bekommt schnelle und professionelle Hilfe. Bei der Feuerwehr Lünen ist man gut auf Eisunfälle vorbereitet. Auf dem Bauch robbt sein Kollege Tim Haushalter, mit einem Seil gesichert, zum Opfer vor. So verteilt sich das Gewicht besser, das dünne Eis wird weniger belastet. Das Feuerwehr-Schlauchboot ist schnell zum Eisschlitten umgebaut. Und in Ufernähe wird die Drehleiter aufgebaut, um den Verunglückten zu retten.

Doch selbst dann, wenn die Temperaturen über eine lange Zeit knackig kalt waren, bleibt ein Risiko. Gefährlich ist es beispielsweise an Einläufen von Bächen oder Flüssen. Dunkle Stellen im Eis zeigen: Hier ist es dünn. Unter Bäumen kann das Eis ebenfalls weniger tragfähig sein. Die Stadt Lünen warnt, die Eisflächen zu betreten. Simone Kötter, Pressesprecherin: „Das ist lebensgefährlich.“

Das ist wichtig:

• Passiert ein Unfall, sofort die Feuerwehr über den Notruf 112 alarmieren.
• An verschiedenen Stellen im See kann das Eis unterschiedlich dick sein.
• Knackt das Eis, flach auf den Bauch legen. Dann Richtung Ufer robben.
• Eltern sollten ihre Kinder vor den Gefahren auf dem Eis warnen.
• Dunkle Stellen zeigen dünnes Eis.
• Gefahr droht auch auf verschneiten Eisflächen.
• Vorsicht an Einläufen von Flüssen, Bächen, Kanalisationen.
• Dem Verunglückten Dinge zuwerfen, an denen er sich festhalten kann.
• Retter sollten sich gesichert und auf dem Bauch zum Opfer bewegen.
• Ein Brett oder Zaunteil verteilt dabei das Gewicht.
• Hilfsmittel können auch Hockeyschläger, Äste oder Schlitten sein.
• Das Opfer niemals alleine lassen. Mut machen.
• Opfer eines Eisunfalls nach der Rettung vorsichtig erwärmen.
• Zuerst der Körper, dann Arme und Beine.
• Heiße Getränke ja, aber kein Akohol.
• War der Verunfallte lange im Eis, wenig bewegen.
• In jedem Fall den Rettungsdienst rufen.

Autor:

Daniel Magalski aus Lünen

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