In Memoriam Dini Thomsen

Die Künstlerin Dini Thomsen, 2017
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Am 27. August 2008 überschrieb die Haus- an Haus-Zeitung „Niederrhein Nachrichten“ einen Artikel über Dini Thomsen, die gerade das Verdienstkreuz am Bande der Bundesrepublik Deutschland für ihr langjähriges Engagement im kulturellen Bereich erhalten hat, mit dem Text „Die Mutter des Kunstlabors“. Das Foto dazu zeigt die Geehrte, damals 64 Jahre alt, ein wenig zurückhaltend, flankiert von Landrat und Bürgermeister die gewohnt selbstsicher in die Kamera schauen.
Ehrungen und überhaupt im Mittelpunktstehen waren nicht ihr Ding. Ein Bild das für einen Katalog gemeint war, wollte sie so schnell wie möglich hinter sich bringen. Eine Aufnahme sollte reichen. Je weniger Aufhebens desto besser. So entstand 2017 das Titelbild dieses Beitrags. Sie sprach von sich selber als Hebamme, die in dem Verein den sie mitbegründet hatte, das Kunstlabor „ArToll“ in Bedburg-Hau, die Arbeiten vieler Künstlerinnen und Künstler gefördert und manche erst möglich gemacht hat.
Für wenig Geld können sie Räume und Schlafgelegenheiten buchen und allein oder miteinander arbeiten. In ihrer aktivsten Zeit organisierte sie sogar Spenden in Naturalien um die Kosten für die Küche der Gäste niedrig zu halten. Das große Gebäude auf dem Klinikgelände, mit Heizung und Strom, wurde vor langer Zeit von der Verwaltung dem Verein zur Verfügung gestellt und es ist Dini Thomsen zu verdanken, dass durch alle personellen und politischen Veränderungen hindurch, die Förderung des Landschaftsverbandes bestehen blieb.
Ihr großer Einsatz für das Wohl der Künstlerinnen und Künstler, beginnende und bereits etablierte, hat sie nicht daran gehindert viele und große Werke zu schaffen.
Mir sind folgende Installationen in Erinnerung
Als Auftakt: „Vogelfrei“. Ein Vogel, halb noch im Käfig, der auf der Schwelle zu Freiheit vom Tod aufgehalten wird. Im kleinen sehen wir den Grundton der beiden noch zu erläuternden Installationen: etwas scheint, und doch ist es nicht so. Hier: Freiheit und doch nicht Freiheit.
In der Installation „Behausungen“ (2019) wird ähnliches gezeigt. Häuschen, die doch nicht Häuschen sind. Nicht geeignet für Menschen, nicht geeignet für Tiere. Sie täuschen so zu sagen etwas vor und enttäuschen. Wirkt ein einziges Häuschen noch anheimelnd, wirkt die Ansammlung unheimlich auf der großen Fläche einer wilden Wiese in Kalkar. Grasen dort Schafe wirken sie friedlich, dekorativ; fällt Schnee ist der Frieden hin und wirken sie abweisend. Diese „Behausungen“ haben auf mich einen großen Eindruck gemacht. Die Bilder die ich im Sommer machte fand Dini Thomsen gut und wollte beim Schnee-Einbruch ähnliche Bilder haben. Dieser einnehmende Künstlerin konnte man einfach nichts abschlagen und so zog ich nach Kalkar, machte Bilder und war stolz darauf, dass ich es vor dem großen Schneechaos nach Hause schaffte. Aber Dini war nicht zufrieden: zu wenig Schnee war zu sehen und sie hatte natürlich recht. Und so ging es wieder zurück, diesmal durch Schnee der seinen Namen verdiente.
Den Namen der dritten Installation ist mir leider nicht in Erinnerung geblieben. An einer Wand hängen Gestände die zum häuslichen Leben gehören. Sie symbolisieren dass einem der Boden unter den Füßen verschwinden kann. Alles ist da, aber es ist schwebend, ein eingreifendes Thema in der heutigen Zeit. Bei der Eröffnung der Ausstellung in 2019 spielte in dem Raum eine junge Violistin, die auf einem schwebenden Stuhl saß. Auch sie hatte keinen Boden unter den Füßen.
Viertens fotografierte ich Dini Thomsen bei großen Holzelementen, die ein Haus darstellen sollten. Sie sollten ein Haus symbolisieren, das es gegeben hat, und das es nicht mehr gibt. Ein Haus, und doch kein Haus. Eine Erinnerung an ein Haus, und vielleicht die Hoffnung es irgendwann wieder auf zu bauen?
In jedem Fall hat Dini Thomsen für viele, viele junge und alte Künstler ein echtes, gastliches Dach überm Kopf geschaffen, ein Haus worin es gut verweilen war und es sich gut arbeiten ließ.
Dafür nochmals Lob und Ehre!

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Autor:

Jan Kellendonk aus Bedburg-Hau

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