Warum wir alle lachen sollen
Joker - Modernes Arthouse Kino mit populärer Gesellschaftskritik, brauchen wir so einen Film?

Er läuft im Kino und ist für mehrere Oscars nominiert.Die rede ist von Joker (Regie Todd Phillips) eine Comicverfilmung, allerdings mit messerscharfer Gesellschaftskritik. 

Ich saß vor einigen Wochen mit einem guten Freund erwartungsvoll im Kino, wir sahen den eingangs erwähnten Film "Joker". Nach dem der Abspann durchgelaufen war, war ich immer noch begeistert. Ein Film, welcher auf Arthouse macht und wenn nicht "DC" bzw. "Joker" draufgestanden hätte, bestimmt nicht so viele Besucher angezogen worden wären.

Todd Phillips schafft es mit Inszenierung den Aufstieg und Untergang eines Mannes (mit Ödipalem Konflikt) zu skizzieren, der auf seiner verzweifelten Suche nach Anerkennung an der Gesellschaft scheitert. Einer Gesellschaft welche im Müll , ihrem eigenen Müll, zu versinken droht. Einer Gesellschaft, in welcher das Geld fehltet um psychisch kranken zu helfen. Einer Gesellschaft, in welcher man über alles schlechte hinwegsahen soll. So suggeriert es der Song, Stile (zu hören im Trailer, Verlinkung unten!).Lächle und es wird alles gut.
Der Protagonist arbeitet als Animator, als Clown.Für eine Industrie die uns das Lachen verkaufen möchte.Aber eigentlich hat er wenig zu lachen.Er lebt mit seiner Pflegebedürftigen Mutter in einem schäbigen Apartment, seine Mutter benötigt Hilfe z.B. beim Baden. Es ist doch ein Sinnbild für eine Generation, die von Alleinerziehenden Müttern großgezogen wird.Deswegen sprach ich am Anfang von einem ödipalen Syndrom.Der Protagonist muss für seine Mutter: Sohn,Vater und Ehemann zu gleich sein. An dieser Aufgabe scheitert er kläglich. Im Trailer hieß es "Meine Mutter wollte mich lächeln sehen". Alles ist gut Mama, du hast nicht versagt. Mir geht es gut. Das zu sagen, damit die Mutter sich nicht das Scheitern ihrer Lebensaufgabe eingestehen muss.Aber der Joker ist doch genau das, das Produkt der Gescheiterten Existenz der Mutter gepaart mit der Härte und Entfremdung unserer gesellschaftlichen Strukturen.Diese Entfremdung untereinander, die Reichen in ihren Villen geschützt von Zäunen,Mauern und Personal. Marx würde von der Klasse der Kapitalisten sprechen.
Dann die Armen , die Proletarier, mit Ihrem Leben in kleinen beengten Wohnungen.Der Aufzug funktioniert nicht und wenn Sie in einer dunklen Gasse von ein paar Jungen zusammengeschlagen werden fällt es niemandem auf. 

"Wo Recht zu Unrecht wird, wird Widerstand zur Pflicht, Gehorsam aber Verbrechen!" - Papst Leo XIII

Der Joker wird zur Stimme zur Symbolfigur dieser Bewegung.Seine Maske wird zum Symbol der Revolution.Die grinsende Fratze gegen die Ungerechtigkeit der Reichen. 
Aus dem dunkel, aus dem Müll emporsteigen und aufbegehren gegen die Ungerechtigkeit.Aber bedingen sich denn die Reichen, die in der "Wayne Hall" Charlie Chaplin's "Moden Times", welcher das Leben der Arbeiterklasse darstellt und die Demonstranten vor den Toren nicht gegenseitig. Wird dadurch, dass die Kapitalismus Kritik kapitalisiert wurde diese Kritik nicht ungültig?
In einer Gesellschaft, in welcher revolutionäre Ideen scheinbar keinen Nährboden haben, da diese Filme massentauglich werden (zumindest Joker) ,auch z.B. Taxi Driver von Martin Martin Scorsese, unglaubwürdig? Der Rachefeldzug von Produkten unsere Gesellschaft gegen eben diese, welche Ihre Entstehung und Endscheidungen maßgeblich mitbestimmt haben. Um Erich Fromm ins Spiel zu bringen, gehst es nicht um die Frage: Haben oder Sein? Zumindest für die beiden Gesellschaftsschichten? Die einen ,die Kapitalisten, haben und die anderen , die armen, sind nur? Existieren, vegetieren vor sich hin? Und die Oberschicht versucht Sie stillzuhalten mit bedeutungslosem  Konsum? 
Wir müssen uns alle fragen, sind wir nicht selber Teil dieser Gesellschaft? Sind wir nicht selber Auswüchse des Kapitalismus, welche Gewalttaten hervorbringen.
Es gab die in Joker geschilderte Situation in der Geschichte schon einmal.Der Joker welcher , unfreiwillig, die Revolution macht, lässt sich mit der RAF vergleichen.Beides Gruppen bzw. Einzelpersonen welche gegen die Oberschicht mit Zuhilfenahme von (unberechtigter) Gewalt gekämpft haben. Aber ist denn diese Gewalt unberechtigt? Wenn man den Juristen fragt natürlich, sie ist per Gesetz verboten.  Aber für die Unterschicht, welche in Regionen aufwächst wo Gewalt normal ist findet doch eine klassische Konditionierung statt.Gewalt wird als legitimes Mittel anerkannt und im Zweifelsfall auch angewendet. 
Joker versucht zu appellieren und nicht zu glorifizieren.Es ist ein Appell wieder näher zusammen zu rücken. Auf die Menschen um uns herum zu achten.Wir dürfen Unrecht nicht zu Recht werden lassen.Denn dies resultiert (fast) immer in der Ausübung von Gewalt. Wir müssen dafür Sorge tragen, das wir unsere Gesellschaft wieder dazu bringen Missstände offen anzuprangern und den Menschen welche Hilfe brauchen, auch Hilfe anzubieten. Weniger das Haben zählt, sondern das Sein und Sein können wir nur zusammen. 

Links:
Trailer (Youtube): https://www.youtube.com/watch?v=e2E1aBQ5yA0
Zitat:https://de.wikiquote.org/wiki/Diskussion:Bertolt_Brecht
Bild: http://topindinews.com/wp-content/uploads/2019/04/cindiafoto11787438-0-image-a-47_1554247060013.jpg

Autor:

Luca Hermsen aus Bedburg-Hau

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