Weidenbaum von Sturm und Blitz gefällt

Zu einem Lob auf eine Frau haben Dichter und Dichterinnen sich schon früh hinreißen lassen, aber ein Lob auf einen bestimmten Baum dürfte eher selten sein. Der Chinesische Dichter Du Fu (712-770) liefert uns ein sehr schönes Beispiel, das Erwin Ritter von Zach übersetzte. Allerdings wurde der Dichter erst dazu angeregt als der Baum durch einen Sturm gefällt wurde. Die folgenden Verse beziehen sich auf den Baum, einen Kampferbaum (楠樹), in voller Pracht:

„Am Ufer des Großen Stromes stand ein Machilus-Baum vor meiner Strohhalle.
Alte Leute (in der Nachbarschaft) erzählten mir, er wäre zweihundert Jahre alt.
Dass ich mir hier ein Haus gebaut habe, ist einzig und allein seinetwegen geschehen.
Der alte Baum nahe den blauen Wellen wurde von mir geliebt.
Seine Äste breiteten sich weit über das Ufer aus, wie ein grüner Sonnenschirm.
Wanderer fern von den Städten blieben oft unter seiner Krone verweilen, um sich gegen Schnee und Frost zu schützen.
Reisende blieben stehen, um das Rauschen der Blätter (das an Flötentöne erinnerte) zu hören.“

Nach einem Sturm lag dann dieser Baum, wie es heißt: „…umgestürzt … im Gestrüpp wie ein (verendeter) Tiger oder Drache“.

Mit diesem Gedicht im Kopf besuchte ich einen vor langer Zeit vom Blitz getroffenen Weidebaum in Moyland. Schon früher habe ich darüber geschrieben, jetzt ist der Verfall weiter fortgeschritten. Aber eine Weide lässt sich nicht schnell unterkriegen. Überall wachsen neue Zweige und ehemalige Seitenäste ragen wie wahre Stämme hinauf.

Der Weidenbaum von Sturm und Blitz / gefällt vor langer Zeit
Mit jedem Frost neigt sich der Stamm / noch tiefer wenn es schneit
Als Feuerholz wird er verschmäht / als Bauholz ohne Wert
Noch jedes Jahr erneuert sich / dem Frühling ist geweiht

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