Schauspielerin Kinga Prytula brilliert am Prinz Regent Theater
„Es ist so einfach – und auch so kompliziert“: „Die Frau, die gegen Türen rannte“ am Prinz Regent Theater ist ein großer Wurf

Alkohol trinkt Paula erst, wenn ihr Jüngster schläft - aber dann gibt es kein Halten mehr. | Foto: Schnorrbusch
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  • Alkohol trinkt Paula erst, wenn ihr Jüngster schläft - aber dann gibt es kein Halten mehr.
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Als ein Polizist an ihrer Tür klingelt, weiß Paula Spencer, dass etwas Einschneidendes passiert ist. Und tatsächlich: Ihr Ehemann, von dem sie sich vor einiger Zeit getrennt hat, ist durch eine Polizeikugel gestorben. Von diesem Ausgangspunkt lässt Paula ihr von Tristesse geprägtes Leben Revue passieren. Kinga Prytula haucht dieser Figur am Prinz Regent Theater Leben ein.
Die Premiere wurde mit Spannung erwartet, schließlich handelt es sich um die erste Regiearbeit des designierten Künstlerischen Leiters Hans Dreher am PRT, dessen Geschicke er ab Herbst 2019 auch ganz offiziell lenken wird. Und tatsächlich: Mit der Adaption von Roddy Doyles „Die Frau, die gegen Türen rannte“ ist ihm ein großer Wurf gelungen. Das ist vor allem der hervorragenden Hauptdarstellerin zu verdanken, die sich auch als versierte Sängerin erweist. Flankiert wird ihr bitterer, aber erstaunlich oft auch witziger Monolog von Manuel Loos' einfühlsamer Live-Musik. Loos übernimmt auch immer wieder für kurze Momente die Rolle des Dialogpartners – und versucht dabei gar nicht erst, mit Prytulas schauspielerischer Urgewalt mitzuhalten.

Häusliche Gewalt und Alkohol

Regisseur Dreher entfaltet die Geschichte einer Frau, deren Kindheit bereits von Lieblosigkeit geprägt war und die versucht, sich selbst die nötige Fürsorge angedeihen zu lassen, dabei aber immer wieder von den Umständen und ihrem Mangel an Selbstwertgefühl ausgebremst wird. Ihre Hoffnungen ruhen auf ihren vier Kindern, die es einmal besser haben sollen.
Paulas eigene Lebenshoffnungen drohen unter einem Wust aus häuslicher Gewalt, die schließlich eskaliert, und Alkoholabhängigkeit begraben zu werden. Der Zuschauer wünscht der bei aller Zerbrechlichkeit auf wundersame Weise robusten und überlebensfähigen Paula, dass sie den Absprung in ein besseres Leben schafft.
Dem künstlerischen Team des Prinz Regent Theaters gelingt ein Blick in menschliche und soziale Abgründe, der Klischees mühelos umschifft. Und Kinga Prytula, bislang eher selten auf Bochumer Bühnen zu sehen, ist eine echte Entdeckung.

Termin
Am Dienstag, 18. Dezember, ist „Die Frau, die gegen Türen rannte“ um 20 Uhr erneut im Prinz Regent Theater, Prinz-Regent-Straße 50-60, zu sehen.
Das Theater ist unter Tel.: 77 11 17 zu erreichen.
 

Autor:

Nathalie Memmer aus Bochum

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