"Hagar" erforscht in den Kammerspielen die gemeinsamen Wurzeln der drei großen Weltreligionen

Szenenfoto aus "Hagar". | Foto: Küster

Hagar ist, so will es das Alte Testament, Abrahams Nebenfrau, mit der Abraham und seine Frau Sara ihre Kinderlosigkeit beenden wollen. In der Tat gebiert Hagar Abraham einen Sohn, nämlich Ismael. Als Sara schließlich doch noch schwanger wird und Isaak zur Welt bringt, verstößt Abraham Hagar und Ismael. Schließlich wird Ismael zum Stammvater der Araber und Prophet der islamischen Welt. Isaak gehört dagegen zu den Bezugsfiguren der jüdisch-christlichen Welt.

"Diese Geschichte", sagt Fabian Lettow vom kainkollektiv, das "Hagar" inszeniert hat, "ist Ausgangspunkt der drei großen monotheistischen Weltreligionen, ist aber den wenigsten Menschen präsent." - Lettow bildet gemeinsam mit Mirjam Schmuck das kainkollektiv, das auch für die musikalische Leitung des "Hagar"-Projekts verantwortlich zeichnet.
"Ein englisch-protestantischer Chor aus Bochum ist dabei, ein jüdischer Chor aus Dortmund und auch ein muslimischer. Auch der Bochumer Kinderchor steht auf der Bühne", gibt Lettow einen Einblick. Dabei hebt sich "Hagar" deutlich von der ersten Kooperation des kainkollektivs mit dem Schauspielhaus, der Installation "Die Kinder von Opel", ab. "'Hagar' ist in erster Linie ein Theaterstück", erklärt der Regisseur.

Internationales Ensemble

Lettow umreißt den interdisziplinären Ansatz: "Wir arbeiten mit Sängern, Schauspielern und Tänzern aus Kamerun, Frankreich und Kanada, die allerdings teilweise schon lange in Deutschland leben." - Neben Akteuren aus dem lose gefügten kainkollektiv-Ensemble sind auch Kristina Peters, Ensemble-Mitglied des Schauspielhauses, und Simin Soraya, die als Gast schon häufiger an der Königsallee auf der Bühne stand, dabei.
"Das Thema von 'Hagar'", macht Lettow deutlich, "passt ideal nach Bochum. Die Themen Familie, Interkultur und Migration haben hier eine besondere Bedeutung." - Dabei kommen, gerade auch durch die Zusammenarbeit mit den Chören, auch Menschen verschiedener Generationen zusammen. "Es sind alte Leute mit Rollator und Kinder dabei, die bezaubernd singen", zeigt sich Lettow angetan. Dabei war viel Geduld erforderlich. "Wir mussten uns", blickt der Theatermacher zurück, "erst Schritt für Schritt kennenlernen. Nicht jeder ist theatersozialisiert. Dass es im Islam Darstellungsverbote für bestimmte Figuren gibt, spielte ebenfalls eine Rolle. Auch ein Imam wurde hinzugezogen."
Auch die praktische Umsetzung erfordert besondere Maßnahmen: "In die Bühne ist die Übertitelung integrierbar, da verschiedene Sprachen gesprochen werden. Uns erwartet ein bezaubernder Theaterabend, der unsere gemeinsamen Wurzeln bewusst macht."

Termine
Die Premiere von "Hagar" findet am Donnerstag, 29. Juni, um 19.30 Uhr in den Kammerspielen des Schauspielhauses, Königsallee 15, statt. Es gibt evtl. Restkarten an der Abendkasse.
Karten gibt es noch für die Folgevorstellung am Sonntag, 2. Juli, um 19 Uhr.
Reservierungen unter Tel.: 33 33 55 55.

Autor:

Nathalie Memmer aus Bochum

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