Offener Brief an Ralf Michalowsky, DIE LINKE

Sehr geehrter Herr Michalowsky,

im Rahmen eines Beitrags des Herrn Rath vom 12.05. begab es sich, dass Sie im Kommentarfeld einen- nennen wir es „Text“- hinterließen, den ich auf diesem Weg beantworten werde, da Sie meiner Aufforderung, Ihre beleidigenden Äußerungen gegen mich zurückzunehmen, bisher leider ignorierten.

Bevor ich zu den zivilrechtlich relevanten Stellen komme möchte ich allerdings noch schnell die Gelegenheit nutzen, eine Anmerkung hinsichtlich der Diktion Ihres Kommentars vorauszuschicken:

In Ihrer Anrede bezeichnen Sie mich als „Matrosen“, offensichtlich dem Ziel folgend, mich in meiner Person herabzuwürdigen. Ein aus gleich mehreren Gründen fataler Fehlgriff: Ihr offensichtlich gravierender Mangel in der Fähigkeit, einen adäquaten Umgangston zu wählen geht einher mit einem nicht zu ignorierenden Defizit in der Interkommunikation mit kritischen Bürgern. Wahrlich ein Armutszeugnis für einen ehemaligen NRW- Spitzenkandidaten, das so rein gar nichts über mich aussagt, aber vieles über Sie verrät.

Besonders irritierend aber: Als langjähriges Mitglied ausgerechnet der Partei, die bei jeder sich bietenden Gelegenheit den Schulterschluss zu Anarchisten, Terroristen, Rebellen und Revolutionären sucht, ausgerechnet ein solcher Vorzeigelinker wie Sie nutzt den Begriff „Matrose“ als Instrument der Diskreditierung?

Ihrer These zufolge sollen Matrosen angeblich das Wissen besitzen, wer Kriege beginnt. Was immer das auch bedeuten soll, so ist zumindest das Gegenteil belegt: Matrosen wissen, was zu tun ist, will man Kriege beenden: War es doch der Matrose Max Reichpietsch, der 1917/18 die Massenbewegung der Mannschaften der kaiserlichen Hochseeflotte mit dem Ziel iniitierte, die Flotte am Auslaufen zur Entscheidungsschlacht mit der britischen Royal Navy zu hindern- hinlänglich bekannt als „Kieler Matrosenaufstand“. Aus dem Matrosenaufstand wurde ein allgemeiner Aufstand, der dann zur reichsweiten Novemberrevolution mutierte, die schließlich zum Ende der Monarchie in Deutschland und in der Folge zur Errichtung der Weimarer Republik führte.

Dass Sie über einen Listenplatz in ein Landesparlament- demokratisch gewählt- hätten einziehen können, haben Sie also auch entscheidungsstarken Matrosen zu verdanken. Das zu würdigen, fällt einem NRW- Linken natürlich schwer. Besonders, wenn man ein so gestörtes Verhältnis zu unserer parlamentarischen Streitmacht besitzt wie Sie:

Und ein Gericht soll diesen Unsinn sogar bestätigt haben, Herr Michalowsky? Ich fürchte, das haben Sie damals frei erfunden und es war nur eine Lüge. Denn das bekannte Urteil zum Tucholsky- Zitat bestätigt keineswegs, dass Mörder Soldaten seien, sondern lediglich, dass das Zitat nur dann keine Beleidigung darstellt, sofern im Kontext kein Bezug zu einer bestimmten Soldatengruppe ( z.B. die Bundeswehr ) geknüpft wird. Sollten Sie ein anderes Gerichtsurteil meinen, lassen Sie es mich wissen.

Kommen wir aber nun zu Ihrer Entgleisung, die Sie nicht weiter in der Öffentlichkeit stehen lassen sollten. Ich zitiere:

„Ansonsten schreiben Sie Unsinn. Ich war in den letzten 13 Jahren auf jedem Parteitag und nicht einmal wurde Geld gesammelt, damit kriegerische Auseinandersetzungen geführt werden können. Das ist von Ihnen frei erfunden und eine Lüge“.

Diesen Ihren Wunsch kann ich leider nicht erfüllen, Herr Michalowsky. Aber wie formulierte es schon einst Kurt Tucholsky?

„In Deutschland gilt derjenige, der auf den Schmutz hinweist, für viel gefährlicher als derjenige, der den Schmutz macht.“

Und mir ist sehr wohl bewusst, wie gefährlich diese Wahrheit für „die einzige Friedenspartei in Deutschland“ ist!

Doch statt sich ernsthaft prüfend mit den Vorwürfen auseinanderzusetzen, versteigen Sie sich lieber in Behauptungen zu Ihrer eigenen Person, die inkonkret und falsch sind und verleumden mich, in dem Sie mich öffentlich einen Lügner nennen. Und das alles bar jeglichen Hintergrundwissens- unfassbar!

Sie waren auf allen Landesparteitagen der vergangenen 13 Jahre, Herr Michalowsky? Respekt! Dann waren Sie also auch auf dem Landesparteitag 2014 in Bremen? Weshalb haben Sie dann diesen Programmpunkt verpasst:

Artikel in der Tageszeitung „Neues Deutschland“

( Nur, falls Sie auch das nicht wissen: Die Tageszeitung „Neues Deutschland“ gehört Ihrer Partei, DIE LINKE. Falls hier also irgendetwas gelogen sein sollte, käme diese Lüge also von Ihrer Partei selbst und nicht von mir! )

Mein Vorwurf bezieht sich nicht nur auf linke Geldsammlungen für Waffen. Wie stellt DIE LINKE sicher, dass die von ihr finanzierten Waffen nicht auch in die Hände von 12- 15 jährigen zwangsrekrutierten Kindersoldaten gelangen, die eine Uniform der YPG / YPJ tragen und an der Front eingesetzt werden? Ich verrate es Ihnen: Gar nicht!

DIE LINKE unterstützt somit die langjährige Praxis der PKK, hunderte Kindersoldaten in bewaffneten Auseinandersetzungen einzusetzen- ein Kriegsverbrechen, wie die UN, der internationale Gerichtshof, Human Rights Watch und Amnesty International unisono feststellten. Oder lügen die auch alle?

In einem Punkt aber muss ich Ihnen Recht geben: "... nicht einmal wurde Geld gesammelt...". Es geschah gleich mehrmals, so dass bereits ein sechsstelliger Betrag überwiesen werden konnte. Und Ihre NRW- Genossen haben kräftig mitgesammelt:

Aber ausgerechnet Arm in Arm mit Ex- NPD- Chef Holger Apfel und „dem Hitler von Köln“, Axel Reitz? Und das mitten im Kölner Puff „Pascha“?

Da gehen Ihre Parteimitglieder guten Glaubens mit Transparenten auf die Straße und kämpfen sowohl gegen Rechts als auch für Frauenrechte, um ihre Parteivorderen anschließend eng umschlungen mit Rechten im Rotlichtmilieu bei durch das Patriarchat ausgebeuteten Frauen anzutreffen?… Mal unter uns: So viele Skandale am Stück bekommt nicht mal die Bundeswehr hin- dafür ist ihre Verwaltung, zugegeben, viel zu langsam.

Ihre beleidigenden Äußerungen gegen meine Person dürften indes wohl hinreichend widerlegt sein:

Es gab tatsächlich einen Landesparteitag der LINKEN, bei dem aufgerufen wurde, Geld für Waffen zu sammeln! Einen, bei dem Sie- entgegen Ihrer Behauptung- offensichtlich nicht anwesend waren.

Mithin darf ich also davon ausgehen, dass Sie, Herr Michalowsky, sich zeitnah für Ihre unrichtigen Behauptungen, ich würde Meldungen frei erfinden und lügen, hier an dieser Stelle entschuldigen. Die Betonung liegt auf zeitnah.

Mit freundlichen Grüßen

Peter Gross

Autor:

Peter Gross aus Bochum

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