Stadtwerke nur mit befriedigenden Zahlen - "Politisch inkonsequente Energiewende"

Bei der Inbetriebnahme des Kraftwerks in Hamm-Uentrop 2007 freuten sich Dietmar Spohn(l.) und Bernd Wilmert über die tollen Gewinnaussichten. | Foto: Stadtwerke Bochum
  • Bei der Inbetriebnahme des Kraftwerks in Hamm-Uentrop 2007 freuten sich Dietmar Spohn(l.) und Bernd Wilmert über die tollen Gewinnaussichten.
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„Das vergangene Geschäftsjahr verlief für die Stadtwerke Bochum angesichts einer politisch inkonsequent gestalteten Energiewende allerhöchstens befriedigend“, so Geschäftsführer Bernd Wilmert bei der Vorstellung der Bilanzzahlen für 2011.

Der Umsatz der Stadtwerke Bochum belief sich im vergangenen Jahr auf 449,9 Millionen Euro. Der an die Stadt abgeführte Gewinn liegt bei 29,5 Millionen Euro. Hinzu kommen 22,3 Millionen Euro an Konzessionsabgabe und 17 Millionen Euro Dividende aus den 6,5 Millionen RWE-Aktien für das „Sachsäckel“.
In allen Sparten verzeichneten die Stadtwerke Absatzrückgänge, die aber durch Absatzmengen in der überregionalen Versorgung kompensiert werden konnten.
Trotz aller Probleme, „die Stadtwerke werden die Energiewende aktiv begleiten und den Ausgab der regenerativen Energien weiter vorantreiben“, so Wilmert.

Kraftwerksprojekte
rechnen sich nicht

„Unter den heutigen Bedingungen hätten wir nicht in das Gas- und Dampfturbinenkraftwerk in Hamm-Uentrop sowie das Kohlekraftwerk in Lünen investiert“, so Stadtwerke-Geschäftsführer Bernd Wilmert bei der Präsentation der Geschäftszahlen für das Jahr 2011. „Hamm-Uentrop arbeitet an der Nulllinie. Wäre das Kohlekraftwerk Lünen heute am Netz müssten die Betreiber, darunter auch wir, pro Jahr ein Minus von neun Millionen Euro verkraften. Niemand in der Branche investiert zurzeit in Kraftwerksprojekte.“

In den Jahren 2004 und 2005 wurden auch die Stadtwerke Bochum von der Politik sanft zu den Investitionen in die beiden Kraftwerksprojekte gedrängt. „Es sind auch heute noch zwei Projekte, die für die sichere Versorgung der Menschen mit Energie dringend notwendig sind, sich aber angesichts der steigenden regenerativ erzeugten Strommengen nicht mehr rechnen“, so der Geschäftsführer.
„Das rasant wachsende Volumen an regenerativ erzeugtem Strom, welches praktisch außer Konkurrenz produziert wird, macht es immer schwieriger selbst mit hocheffizienten konventionellen Erzeugungsanlagen im Markt zu bleiben. Seitens der Politik muss ein einheitlicher Rahmen geschaffen werden, der eine sichere, umweltfreundliche aber auch bezahlbare Energieversorgung möglich macht“, verdeutlicht Bernd Wilmert.

Dennoch treiben die Stadtwerke den Ausbau der regenerativen Energien weiterhin voran. „Neben der Umsetzung der großen Projekte, wie dem Offshore Windpark Borkum West II, sind es auch die innovativen Projekt vor Ort, wie beispielsweise der Nutzung des Wärmepotentials an der stillgelegten Zeche Robert Müser oder die Modernisierung der Bochumer Fernwärmeversorgung für rund 57 Millionen Euro, die unser Engagement zum nachhaltigen Umbau der Energieversorgung hin zu einer klima-freundlichen Stromerzeugung untermauern“, betont Dietmar Spohn, technischer Geschäftsführer der Stadtwerke Bochum.

Gleichzeitig müssen die Stadtwerke hart arbeiten, um die Gewinnerwartungen der Stadt zu erfüllen, die allein beim Ergebnis 38 Millionen Euro für die Stadtkasse verlangt, ab 2017 sogar 48 Millionen Euro plus der Konzessionsabgabe. Trotz aller Sparanstrengungen schließt die Stadtwerke-Geschäftsführung betriebsbedingte Kündigungen für die kommenden zehn Jahre aus.

Der Absatz bei Strom,
Gas und Wasser

Die Stadtwerke Bochum verzeichneten in allen Sparten Absatzrückgänge. Im Strombereich zeichneten sich zwei entgegengesetzte Entwicklungen ab. Während sich der Absatz im Konzessionsgebiet rückläufig entwickelte, konnten die Absatzmengen in der überregionalen Versorgung gesteigert werden.

Der Absatz der Stromversorgung ohne Netznutzung blieb mit 1.965,8 Mio. Kilowattstunden (kWh) und einem leichten Rückgang von 0,9 Prozent somit in etwa auf Vorjahresniveau.

In den wärmegeführten Sparten ist der Absatzrückgang durch die mildere Witterung im Vergleich zu 2010 begründet. Die Gradtagszahl, die in der Energiewirtschaft zur Beurteilung des Raumwärmebedarfs herangezogen wird, lag 2011 in Deutschland durchschnittlich um rund 20 Prozent unter der des Vorjahres.

Daraus resultierend verzeichneten die Stadtwerke Bochum einen Gasabsatz von 2.194,4 Mio. kWh. Das entspricht einem Rückgang von 16 Prozent gegenüber 2010.

Der Absatz der Fernwärmeversorgung lag mit 339,7 Mio. kWh um 20,8 Prozent ebenfalls niedriger als im Vorjahr.

Der Absatz der Wasserversorgung sank um 0,4 Prozent auf 24,8 Mio. Kubikmeter.

62 Millionen Euro
in Bochum investiert

Einen wichtigen Beitrag für das regionale Konjunkturklima leisteten die Stadtwerke Bochum auch im vergangenen Jahr mit der Vergabe von Aufträgen an Handwerks- und Gewerbebetriebe in Bochum und dem weiteren Ruhrgebiet. In Summe wurden rund 62 Mio. Euro über Investitionen und Aufwendungen für Instandhaltung und Wartung an Betriebe in der Region vergeben.

Autor:

Ernst-Ulrich Roth aus Bochum

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