Der lange Atem der Galerie Rottstr 5 im Kreativviertel - Manfred Duch hat auch mit 70 Jahren noch lange keine Lust auf „Ruhestand“

Georg Mallitz, Christiane Conradt und Manfred Duch (v.l.) geben der Projektgalerie Rottstr5 ein Gesicht. Hier sind sie mit Werken von Hans-Peter Stark zu sehen, zur Zeit werden Fotografien von Thomas Bocian ausgestellt. Beides gehört zum Projekt „Urbane Bildräume/Klangräume.Foto: Wiemers
  • Georg Mallitz, Christiane Conradt und Manfred Duch (v.l.) geben der Projektgalerie Rottstr5 ein Gesicht. Hier sind sie mit Werken von Hans-Peter Stark zu sehen, zur Zeit werden Fotografien von Thomas Bocian ausgestellt. Beides gehört zum Projekt „Urbane Bildräume/Klangräume.Foto: Wiemers
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Mehrmals in der Stunde rattert eine Bahn lautstark über seinem Kopf, die Räume sind zugig und nicht im besten Zustand. Trotzdem wusste Manfred Duch 2004 auf den ersten Blick, dass er in der Rottstraße 5, im Brückenbogen unter den Bahngleisen genau richtig ist.

„Eigentlich hatte ich ein Atelier gesucht, in dem ich nach meiner Pensionierung künstlerisch aktiv sein kann. Dafür ist dieses Gebäude zu groß, trotzdem mietete ich es.“
Es war eine Bauchentscheidung, die ungeahnte Folgen hatten: Mit der Eröffnung von Atelier und Galerie wurde das Kreativviertel Rottstraße geboren. Immer mehr Künstler siedelten sich in den folgenden Jahren in der Nachbarschaft an, direkt nebenan auf dem gleichen Hof das „Theater Rottstr5“.
„Diese Gegend war schon früher von Kreativen besiedelt“, berichtet Manfred Duch, der kürzlich seinen 70. Geburtstag feierte. „In der Rottstraße 21 beispielsweise gab es schon Mitte des 19. Jahrhunderts ein privates Theater, lange vor dem Schauspielhaus.“
Unter dem Titel „Produzentengalerie“ wurde in der Rottstr5 zunächst gemalt und ausgestellt, Gleichgesinnte fanden sich schnell. Immer neue Ideen wurden aufgeworfen, manche Künstlerfreunde kamen hinzu, andere blieben weg – rund sieben Jahre lang dauerte der Findungsprozess.
Nun ist das Leitbild klar: eine Projektgalerie soll es sein. „Das heißt, dass wir immer zu einem bestimmten Thema verschiedene Ausstellungen und Veranstaltungen organisieren“, erklärt Georg Mallitz, der als letzter zum Team hinzustieß.
Als Dozent an der Folkwankschule Essen ist er ein ausgewiesener Kulturkenner und hat breit gefächerte Kontakte zu Künstlern, die gerne in der Rottstr5 ausstellen oder auftreten möchten.
Sein Ziel ist es, die Urzelle des Kreativviertels an der Rottstraße unabhängig von privaten Geldern zu machen. „Die Stadt ist dabei leider keine große Hilfe“, bemängelt Mallitz die fehlende öffentliche Förderung. Froh ist er, dass die verschiedenen Institutionen in der Rottstraße ein freundschaftliches Netzwerk pflegen und sich gegenseitig helfen.
„In Zukunft werden durch den demografischen Wandel viele Flächen frei, ich bin mir sicher, dass dann noch mehr Kreative sich eines Ortes annnehmen und einfach mal machen“, blickt er gespannt nach vorne. Wichtig sei nur, dass die Stadtplaner dies zuließen und nicht versuchten, die Lücken mit „Leuchtturmprojekten“ oder Bürogebäuden zu schließen.
Die dritte im Bunde der Galerie ist die Musikerin Christiane Conradt, die bis zu ihrer Pensionierung vor wenigen Jahren Cellistin bei den Bochumer Symphonikern war. Genau diese Leidenschaft lebt sie auch in der Rottstr 5 weiter aus: Jeden Mittwochabend um 20 Uhr lädt sie zum „Ritual“ und spielt eine 20 Minuten lang Neue Musik, egal wie viele Zuhören den Weg zu ihr finden.
Kunst um der Kunst willen - ein hehres Ziel, dass viel Ausdauer verlagt. In der Rottstr 5 scheint der Atem lang genug zu sein. cawi

Autor:

Carolin Wiemers aus Castrop-Rauxel

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