Schüler entdeckten Stärken: Projekt „Komm auf Tour“ zur Berufsorientierung für 600 Jugendliche

Die Bühne war eine der Stationen des Erlebnisparcours, den die Schüler beim Projekt „Komm auf Tour“ durchliefen.
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„Ich habe Fähigkeiten entdeckt, die ich gar nicht erwartet hatte“, berichtet Annika. Die 14-Jährige ist eine von rund 600 Bochumer Schülern, die in dieser Woche am Projekt „Komm auf Tour – meine Stärken, meine Zukunft“ in der Stadthalle Wattenscheid teilgenommen haben, das Jugendlichen bei der Berufsorientierung unterstützen soll.

Annika weiß nun, dass sie nicht nur sozial eingestellt ist, sondern auch wesentlich kommunikativer, als sie es selbst vermutet hätte. „Dass das auch wichtig für meinen Traumberuf ist, wusste ich gar nicht“, fühlt sich die Schülerin in ihrem Wunsch bestärkt, Zahnarzthelferin zu werden.
Zwei Stunden lang durchlief sie mit weiteren Jugendlichen den in der Stadthalle aufgebauten Erlebnisparcours, der sechs Stationen umfasste. So bot beispielsweise die Bühne den Schülern eine Plattform, um sich zu präsentieren, einen Perspektivwechsel vorzunehmen und sich in improvisierten Szenen in andere Menschen hineinzuversetzen – eine erste Vorstufe zum Thema Vorstellungsgespräch.
Eine Gesprächssituation wurde im Zeittunnel kreiert. „Hier reden die Jugendlichen darüber, wie sie sich ihre private und berufliche Zukunft vorstellen“, erläuterte Lina Deventer von der Kölner Agentur Sinus, dem Projektträger von „Komm auf Tour“. „Außerdem stellen sie fest, dass es verschiedene Lebensentwürfe gibt, und lernen, diese zu akzeptieren.“ Im Labyrinth setzten sich die Schüler damit auseinander, Entscheidungen zu fällen und im Team zu arbeiten, während es in der sturmfreien Bude galt, für sich und andere Verantwortung zu übernehmen.

Stärken und Berufsfelder

Nach jeder Station erhielten die Jugendlichen Punkte für ihre unterschiedlichen Stärken, zum Beispiel Ordnung, handwerkliches Geschick, grüner Daumen, Kommunikationsstärke und Fantasie, die zum Abschluss des Parcours mit möglichen Berufsfeldern verknüpft wurden.
Pschemek (13 Jahre) hat besonders viele Punkte im Bereich Handwerk bekommen. Das passt, denn er möchte gern Vulkanisationstechniker werden. Zudem hat er erfahren, dass er ein guter Redner ist. „Das hätte ich gar nicht geglaubt.“ Mit Tieren, zum Beispiel im Zoo, möchte Ronja gern arbeiten. Dank des Projekts „Komm auf Tour“ weiß die 13-Jährige nun, dass sie organisationsstark ist, eine Fähigkeit, die im Zoo sicherlich von Nutzen ist.
„Wer ohne Ausbildungsabschluss ist, ist massiv von Arbeitslosigkeit bedroht“, betonte Dr. Regine Schmalhorst, Leiterin der Agentur für Arbeit, die einer der zahlreichen Partner des Projekts ist, wie wichtig eine Ausbildung ist. Bildungsdezernent Dietmar Dieckmann machte dies gegenüber den Jugendlichen an seiner eigenen Laufbahn deutlich, die von der Hauptschule über Handelsschule, Ausbildung und erneuten Schulbesuch schließlich zum Studium führte.
Insgesamt nahmen 600 Schüler aus neun Bochumer Gesamt-, Sekundar-, Gemeinschafts-, und Förderschulen an dem Projekt teil. „Das ist etwa ein Drittel der Siebtklässler“, sagte Martin Stempel, Leiter des Schulverwaltungsamts. Die weiterführenden Schulen wurden angeschrieben. „Dann haben sie sich angemeldet und die teilnehmenden Schüler handverlesen“, so Manuela Demant, Leiterin der Kommunalen Koordinierungsstelle.

Vorbereitung auf KAoA

Als niederschwelliges Angebot sei das Projekt „eine hervorragende Vorbereitung auf das Landesprogramm ,Kein Abschluss ohne Anschluss'“, erklärte Schulamtsdirektor Rainer Ruth. Dies startet mit Beginn des achten Schuljahres und beinhaltet unter anderem eine Potenzialanalyse aller Schüler.
„Komm auf Tour“ existiert seit zehn Jahren und war nun zum vierten Mal in Bochum zu Gast. Zuletzt wurde es 2013 angeboten. „Die Hälfte zahlt die Arbeitsagentur. Nach 2013 brauchten wir einen Co-Financier, den wir jetzt mit der RAG Stiftung gefunden haben“, erläuterte Manuela Demant. Genau wie alle anderen Beteiligten hofft sie, dass das Projekt im kommenden Jahr erneut angeboten werden kann.

Die Bühne war eine der Stationen des Erlebnisparcours, den die Schüler beim Projekt „Komm auf Tour“ durchliefen.
Gespräche über die eigene Zukunft führten die Jugendlichen im Zeittunnel.
Autor:

Vera Demuth aus Bochum

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