Ekel im Lehrschwimmbecken

Verschimmelte und mit algenbewachsene Fugen und Überlaufrinnen, kaputte Fliesen und Fenster, tote Spinnen und andere Insekten im kalten Wasser und ständiger Ausfall von Schulwimmen wegen Defekten der überalterten Bädertechnik. Das ist der Normalzustand in den Bochumer Lehrschwimmbecken, der den Bochumer Schülern seit Jahren zugemutet wird.

„Die Bädertechnik wird mit Bordmitteln immer wieder repariert aber sie ist 40, 50 oder 60 Jahre alt.“, so Wicking, Leiter des Schulverwaltungsamtes. Zudem sind die Becken in Zeiten errichtet worden, als eine Wassertemperatur von 27 Grad als Luxus und Seltenheit galt. Die Becken sind zwar heute beheizt, aber die Belüftungstechnik hat aber nicht Schritt gehalten. Die Folge, es entstehen Feuchtigkeitsschäden und Schimmel. Dazu kommt der Reparaturbedarf an Fassaden, Fenstern und Fliesen.(http://www.derwesten.de/staedte/bochum/lehrschwimmbecken-machen-probleme-id397633.html).

Von 22 Lehrschwimmbecken 2008, wird es 2012 nur noch 16 geben.

Trotz dieser unhaltbaren Zustände schließt die Stadt jetzt auch noch das erst 10 Jahre alte Stadtbad, und will die Schüler, die dort bisher schwimmen durften, lieber in die maroden Lehrschwimmbecken karren.

2008 lag der Sanierungsstau aller Schwimmbäder und Lehrschwimmbecken bei von der Stadt selbst geschätzten unglaublichen 23,47 Mio. Euro (siehe Tabelle). Wie die Sanierung des Uni-Bades zeigt, ist es realistisch wenn man die geschätzten Werte um den Faktor 2 verdoppelt. Zum einen wird sich der Sanierungsstau in den letzten 4 Jahren weiter erhöht haben, zum zweiten zeigt die beim Uni-Bad für 7,5 Mio. vorgenommene Sanierung bei einem 2008 geschätzten Sanierungsbedarf von etwas über 4 Mio., dass die Schätzungen deutlich zu gering angesetzt wurden. Überdies wurden beim Uni-Bad wichtige Teile wie Umkleidekabinen und andere Nebenbereiche bis heute nicht saniert. Tatsächlich dürfte der Sanierungsbedarf bei den städtischen Bädern also bei mind. 40, wenn nicht sogar 50 Mio. Euro liegen.

Zu dem gigantischen Sanierungsstau konnte es kommen, da für die Bäder, wie auch für alle anderen städtischen Gebäude in den Haushalt nie die für die Instandhaltung und Sanierung erforderlichen Finanzmittel eingestellt wurden. Hier wurde das so genannte „Fleskes-Prinzip“ angewendet.

Mittlerweile ist die Stadt völlig blank. Der Sanierungsstau wächst daher ungebremst. Die Behebung der unhaltbaren Zustände und des Sanierungsstaus hat bei der Politik keine Priorität. Statt die städtischen Geldmittel in die Erhaltung der bestehenden Infrastruktur zu investieren, sollen neue Gebäude gebaut und erworben werden (insbes. „Musikzentrum“ und Jahrhunderthalle), deren Unterhalt und Erhalt ebenfalls aus dem begrenzten städtischen Budget finanziert werden müssen. Finanzmittel, die zur Behebung des Sanierungsstaus bei den Bädern eingesetzt werden müssten, sind so bereits anderweitig verplant.

Die vordringliche Frage lautet: Wie stellt man sicher, dass den Bochumer Schülern die unhaltbaren Zustände in den meisten Lehrschwimmbecken zukünftig erspart bleiben? Die Antwort liegt auf der Hand: Man weicht aus in Bäder, die sich in besserem Zustand befinden, anstatt diese zu schließen.

Das Vorgehen der Stadt ist nicht nachvollziehbar. Erst zwingt die Stadt die Bauherren der Stadtbad Galerie, ein Bad für die städtische Infrastruktur zu errichten und dann weigert man sich dieses adäquat zu nutzen und zwingt die Schüler stattdessen lieber in die maroden Lehrschwimmbecken. An diesen Vorgängen wird leider deutlich wie wenig wichtig die Schüler der Bochumer Politik sind, insbesondere auch dem Schul- und Kulturdezernenten Townsend, dem Hauptverantwortlichen für die Misere.

Sicher, der Erhalt des Stadtbades wird die Stadt 120.000 Euro/Jahr zusätzlich kosten, doch das Geld lässt sich woanders einsparen, wenn man bzw. Townsend bereit ist auf bestimmte Prestigeobjekte zu verzichten.

Wenn die Stadt zudem aktuell nicht in der Lage ist, die erforderlichen Gelder zusammen zu bekommen, um bestimmte Lehrschwimmbecken in einen zumutbaren Zustand zu versetzen, dann ist es immer noch besser diese zu schließen und die Schüler stattdessen in das moderne Stadtbad zu fahren, solange diese Möglichkeit besteht.

Man sollte sich vergegenwärtigen, hier geht es nicht um irgendeine anonyme Masse, hier geht es um unsere Kinder, die Zukunft dieser Stadt. Hier muss die Priorität liegen und nirgendwo anders.

Für die Zukunft ist es unerlässlich, dass der Behebung des Sanierungsstaus bei Schulen und Sporteinrichtungen im Haushalt absolute Priorität eingeräumt wird (siehe: Schuletat verdoppeln).

Volker Steude (Ruhrblogxpublik)

Autor:

Dr. Volker Steude aus Bochum

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