Bochum fordert St. Pauli - Stiepermann im Interview: "Zeigen, wie stark wir Zuhause sind!"

Gegen Dreden gelang Marco Stiepermann sein erstes und bisher einziges Saisontor. Foto: Molatta
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Großes Finale für den VfL Bochum: Zum letzten Saisonspiel gegen den FC St. Pauli meldet der Verein am Sonntag (21.5., 15.30 Uhr) ein ausverkauftes Stadion. Mit einem Sieg strebt der VfL einen versöhnlichen Saisonabschluss an - das unterstreicht im Interview vor der Partie auch Marco Stiepermann, dessen persönliche Bilanz dieser Spielzeit ebenso durchwachsen ausfällt wie die des VfL.

Marco Stiepermann, löst die Aussicht auf ein ausverkauftes Stadion gegen St. Pauli am Sonntag nochmal eine gewisse Vorfreude aus?
Marco Stiepermann: Wenn du am letzten Spieltag ein volles Haus hast und mit einem Sieg vielleicht sogar noch auf den sechsten Tabellenplatz springen kannst, dann ist das natürlich pure Vorfreude. Wenn wir das Spiel gewinnen, haben wir einen schönen Saisonabschluss. Für unsere Fans und für uns wäre es ein versöhnliches Ende dieser Spielzeit.

Sportlich wird es aber nicht einfach – St. Pauli ist das drittbeste Team der Rückrunde.

Ich freue mich, dass jetzt noch einmal ein derart guter Gegner wie St. Pauli kommt. Wir können am Sonntag noch einmal zeigen, wie stark wir Zuhause sind. Wir haben in dieser Saison an der Castroper Straße nur ein Spiel verloren. Man hat gesehen, dass wir hier jeden Gegner schlagen können.

"Wir wollen jedes Spiel gewinnen"

Für den Verein geht es bei einer entsprechend guten Platzierung in der Abschlusstabelle noch um viel Geld aus dem TV-Ranking. Ist das in der Mannschaft auch ein Thema?
Die Verantwortlichen haben uns im Vorfeld ganz klar gemacht, wie wichtig dieses Geld für den Verein ist. Landen wir am Ende drei Plätze vor dem FC St. Pauli, bedeutet das nochmal einen zusätzlichen Betrag. Aber wir sind Fußballer, wir wollen sowieso am liebsten jedes Spiel gewinnen. Wenn einer jetzt zum Saisonende keinen Bock mehr hätte, dann wäre er in seinem Job eh‘ fehl am Platz.

Auch am Sonntag wird Gertjan Verbeek wieder improvisieren müssen, da erneut einige Spieler angeschlagen sind. Haben Sie eine derartige Verletzungsmisere wie in dieser Spielzeit beim VfL zuvor schon mal erlebt?

Eher selten. Man kennt es schon, dass auch mal drei, vier Spieler fehlen. Aber bei uns war es ja so, dass gefühlt in wirklich jedem Spiel mindestens vier, fünf Spieler ausgefallen sind. Wer weiß, was möglich gewesen wäre, wenn alle an Bord gewesen wären. Angesichts der langen Liste von verletzten Spielern haben wir doch noch eine ganz gute Saison gespielt.

Waren die vielen Verletzungen aus Ihrer Sicht der Hauptgrund für die wechselhafte Saison des VfL?

Es hat auf jeden Fall eine große Rolle gespielt. Wir konnten ganz selten zweimal in Folge mit der gleichen Mannschaft antreten, sondern mussten immer Ausfälle kompensieren. Und es haben ganz oft und lange auch Leistungsträger gefehlt. Aber natürlich sollte man auch nicht alles nur auf diese Problematik schieben.

"Vielleicht müssen wir uns noch kritischer sehen"

Wie lassen sich die zwei völlig unterschiedlichen Gesichter erklären, die der VfL zuletzt immer wieder innerhalb von 90 Minuten gezeigt hat?
Wenn wir das wüssten, wäre es uns wohl gar nicht erst passiert. Auch für uns Spieler war das enttäuschend. Wir nehmen uns viel vor und liefern dann eine schlechte erste Halbzeit ab. Die zweite Hälfte sah ganz anders aus, was wiederum für die Mannschaft spricht. Wir sind auch nach Rückständen immer wieder zurückgekommen. Das zeigt, dass die Mannschaft lebt. Trotzdem sollten wir uns im Sommer dazu mit Blick auf die neue Saison unsere Gedanken machen. Vielleicht müssen wir uns als Spieler noch kritischer sehen und gegenseitig auf dem Platz auch noch deutlicher ein paar Takte sagen, wenn es nötig ist. Das hat uns manchmal ein bisschen gefehlt.

Auch Sie selbst haben gerade zuletzt zwei Extreme erlebt: Erst der befreiende Jubel nach ihrem ersten VfL-Tor gegen Dresden, dann die harsche Trainerkritik nach dem Spiel gegen Bielefeld.
Ich weiß selbst, dass ich gegen Dresden zwar ein starkes Spiel gemacht habe, diese Leistung aber nur eine Woche später gegen Bielefeld überhaupt nicht abrufen konnte. Dann hinterfrage ich mich auch selbst und bin noch mehr enttäuscht als alle anderen. Ich muss Konstanz in mein Spiel bekommen. Die Kurve zeigt mal nach oben, mal nach unten – da wäre eine gerade Linie ganz schön. Und was mein erstes Tor betrifft: Ich habe einen Großteil der Saison auf der Doppelsechs gespielt, zuletzt in der Fünferkette auf der linken Seite. Da schießt man in beiden Fällen meistens nicht so viele Tore.

Wo sehen Sie Ihre Rolle in der Zukunft? Möchten Sie gern offensiver spielen?

Ich bin grundsätzlich ein offensiv veranlagter Spieler und fühle mich im vorderen Bereich eigentlich überall wohl. Aber so wie zuletzt, die Position auf der linken Seite, liegt mir auch ganz gut.

"Kein Mensch, an dem alles spurlos vorbei geht"

Im Bochumer Umfeld hatten Sie es nicht immer leicht in Ihrer ersten Saison, die Fans waren teilweise sehr kritisch. Hat Sie das manchmal geärgert oder enttäuscht?
Die Fans erwarten von mir Leistung, die ich nicht immer gebracht habe. Dann ist der eine oder andere eben auch enttäuscht und äußert das, manchmal leider anonym im Internet und damit auch oft unter der Gürtellinie. Damit musst du als Fußballer in der heutigen Zeit umgehen, auch wenn ich kein Mensch bin, an dem das alles spurlos vorbei geht. Aber ich werde weiterhin alles geben und die Fans mit guten Leistungen dann hoffentlich auch zufrieden stellen. Wenn man gut spielt, bekommt man dafür auch Anerkennung. Wir sind hier im Ruhrgebiet, da haben die Menschen das Herz auf der Zunge. Im übrigen habe ich jetzt 30 Spiele für den VfL gemacht, wir stehen auf dem siebten Platz – da kann ich ja auch nicht alles falsch gemacht haben.

Lassen Sie uns noch einen Ausblick auf die neue Spielzeit wagen: Was trauen Sie dem VfL zu? Welches Potenzial sehen Sie in Bochum, auch angesichts sehr finanzkräftiger Konkurrenz?
Es wird schon mal keine Absteiger aus der Bundesliga geben wie zuletzt Stuttgart und Hannover, die von Beginn an auch mit ihrem Etat klar gemacht haben, dass sie zurück in die 1. Liga wollen. Wenn wir unsere eingespielte Mannschaft zusammenhalten und auf zwei, drei Positionen gut ergänzen, dann traue ich uns eine sehr gute Rolle zu. Wir haben gezeigt, dass die Mannschaft intakt ist und wir prinzipiell gegen jeden Gegner mithalten können. Wenn wir dazu noch mehr Konstanz hinein bekommen und nicht wieder so oft unentschieden spielen, dann ist einiges möglich.

Gegen Dreden gelang Marco Stiepermann sein erstes und bisher einziges Saisontor. Foto: Molatta
Stiepermann über Stiepermann: "Ich muss Konstanz in mein Spiel bekommen." Foto: Molatta
Autor:

Dietmar Nolte aus Dortmund-West

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