Damals zu Coronazeiten

Foto: Stefanie Vollenberg

Schlendert man in der Stadt über den Wochenmarkt, sieht man die Menschen, wie sie nah beieinander stehen, wie sie sich umarmen und gemeinsam lachen. Man könnte meinen, es wäre endlich wieder alles beim Alten.

Damals zu Coronazeiten“, diesen Satzanfang habe ich in der vergangenen Woche in der City aufgeschnappt und er hat in mir ein ganz komisches Gefühl hervorgerufen.
Corona ist ein nach wie vor aktuelles Gesprächsthema, ein gern genutzter Gesprächseinstieg und eine Angelegenheit, bei der viele Menschen weiterhin großen Redebedarf haben.

Damals: ein Wort, welches ausdrücken soll, dass ein Geschehnis vergangen ist.

Hätte man uns damals, im Jahr 2019 gesagt, dass Einkaufen im folgenden Jahr nur noch mit Mund-Nasen-Schutz, Einkaufswagen, Termin und in begrenzter Kundenzahl möglich ist, hätten wir ihn vermutlich ausgelacht. Auch die Regel, dass bald nur noch diejenigen mit dem Bus fahren oder auf den Weihnachtsmarkt gehen dürfen, welche gegen das neue Virus geimpft sind, hätten wir für einen schlechten Scherz gehalten.
Wer hätte gedacht, dass Kulturveranstaltungen abgesagt sowie Restaurants geschlossen werden und infolgedessen Künstler und Gastronmen um ihre Existenz bangen müssen?
Wie sieht es aus mit Schulschließungen? Lockdown? Hätten wir das vorher alles für möglich gehalten?

Was sich nach einer Mindmap für einen Katastrophenfilm anhört, war in den letzten 3 Jahren unsere „neue Realität“, nur ein „Corona-Wort“ von vielen: Abstandsregeln, AHA-Formel, Boosterimpfung, 3G Regel, Dunkelziffer, Hamsterkäufe, Impftourismus, Inzidenz, Kontaktverbot, Long-Covid, Systemrelevanz, Testpflicht,...

Die meisten Corona-Regeln sind mittlerweile weggefallen, nach dem Impfausweis fragt keiner mehr und ein negativer Testnachweis interessiert auch kaum noch jemanden. Die Isolationspflicht bei einer Coronainfektion fällt weg, wie auch die Maskenpflicht im Bus- und Bahnverkehr. Wir nähern uns tatsächlich an, an unsere lang ersehnte „Normalität“.

Wo man vor einigen Wochen mit seinem kranken Kind beim Arzt noch weggeschickt wurde mit den Worten: „Ohne Termin geht gar nichts. Wegen Corona darf das Wartezimmer nicht zu voll sein. Vorschriften...“ und wo man sich von seinen, im Krankenhaus verstorbenen Angehörigen, Bekannten oder Freunden, welche mit einer (symptomlosen) Coronainfektion gestorben sind, nur durch eine Glasscheibe „verabschieden“ durfte und vom zuständigen Arzt mit den Worten vertröstet wurde: „Es tut mir sehr leid, aber ich habe Vorschriften...“: ist damals wirklich schon das richtige Wort, wenn wir von der "Coronazeit" sprechen?

Autor:

Stefanie Vollenberg aus Bottrop

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