Ausflug mit Folgen
Vogelküken gefunden

Die Vogelmama hält ihre Nestlinge warm. | Foto: Stefanie Vollenberg
  • Die Vogelmama hält ihre Nestlinge warm.
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Laut NABU häufen sich jedes Jahr zur Brutzeit die Meldungen über scheinbar verwaiste Jungvögel. Wann brauchen die kleinen Piepmätze unsere Hilfe?

Meinen ersten hilflos wirkenden Jungvogel fand ich mit meinem Sohn vor wenigen Tagen auf dem Schulweg: Vor einem Busch sitzen und sehnsuchtsvoll nach oben schauend. Er sah auf den ersten Blick fertig entwickelt aus. Aber noch so winzig. Die ganze Zeit schaute er am Busch hinauf, als wollte er uns mitteilen, dass er da wieder hin möchte. Wir fragten uns, ob er aus dem Nest gefallen sei. Er wirkte unverletzt und munter. Wir hatten dennoch das Bedürfnis dem Kleinen irgendwie zu helfen. Sein Nest lag zu hoch oben, um ihn wieder hineinzusetzen.
„Wir müssen doch irgendetwas unternehmen können.“, dachte ich. Aber was? Sollte ich ihn mit nach Hause nehmen? Ich hätte nicht gewusst, was ich mit ihm machen sollte. Er würde verhungern. Aber hier draußen war er gefundenes Fressen für Krähen oder Katzen.

Ein schreckliches Gefühl helfen zu wollen, aber dabei selbst so hilflos zu sein. So sehr hoffte ich, dass seine Mutter hier noch irgendwo ist und dem Kleinen helfen kann. Was passiert, wenn ich den Jungvogel berühre? Würde seine Mutter ihn mit menschlichem Geruch überhaupt noch annehmen?
Vorsichtig deckten wir den Jungvogel von hinten mit Blättern zu, sodass er etwas geschützter vor Regen und Wind war. Schließlich wünschten wir dem Vögelchen alles Gute und gingen weiter in Richtung Schule.

Jungtiere nicht mitnehmen

Ich recherchierte im Internet und entdeckte dazu den Hinweis des NABU: „Helfen Sie nur dort, wo es wirklich notwendig ist“
Viele Jungvögel seien gar nicht aus dem Nest gefallen. „…die Jungen vieler Vogelarten verlassen ihr Nest bereits, bevor ihr Gefieder vollständig ausgebildet ist.“ Die Jungen stünden noch mit den Eltern in Verbindung. Sobald die Menschen sich vom Vogel entfernen, würden die Eltern sich wieder um ihre Kinder kümmern. Also war es genau richtig, dass wir den Kleinen dort gelassen haben.

Im Zweifel könne man das Jungtier aus sicherer Entfernung einige Stunden beobachten, um herauszufinden, ob die Eltern wieder kommen. Helfen dürfe man nur, wenn Gefahr droht: „…wenn Jungtiere beispielsweise auf der Straße sitzen, sollte man eingreifen, die Jungtiere wegtragen und an einen geschützen Ort, aber nicht zu weit vom Fundort wieder absetzen.“ Weiter schreibt der Nabu: „Noch nackte Jungvögel sollten möglichst vorsichtig ins Nest zurückgesetzt werden. Vögel stören sich im Gegensatz zu manchen anderen Säugetieren nicht am menschlichen Geruch.“

Vorübergehend aufgenommen werden dürfen Jungvögel, gemäß Bundesnaturschutzgesetz, nur wenn sie verletzt oder krank und somit wirklich hilfebedürftig sind. Mit nach Hause genommene Jungvögel „…haben selbst bei fachgerechter Pflege deutlich schlechtere Überlebenschancen als in der Natur.“ Wenn man ein nacktes, aus dem Nest gefallenes oder krankes Vögelchen findet, sollte man es nach Möglichkeit in eine anerkannte Auffang- oder Vogelpflegestartion bringen.

Wie kann man erkennen, ob das gefundene Tier ein Nestling oder einen Ästling ist?

Nestlinge leben (normalerweise) noch im Nest, wie das Wort schon vermuten lässt.
Ästlinge hingegen sind bereits alt genug, um außerhalb des Nestes seine Flugfähigkeit, wie auch die eigenständige Nahrungsaufnahme zu trainieren.

Der Naturschutzverband BUND Köln erklärt den wichtigsten Unterschied: Ästlinge stehen schon auf ihren eigenen Füßen, Nestlinge hingegen "sitzen" auf ihrem gesamten unteren Beinabschnitt.

Bei meinen kleinen Findel-Piepmatz handelte es sich also um einen Nestling, denn er konnte noch nicht auf seinen Füßen stehen. Leider gab es für ihn kein Happy-End: Als ich später nochmal nach ihm schaute, war er verletzt und lebte nicht mehr.

Autor:

Stefanie Vollenberg aus Bottrop

Webseite von Stefanie Vollenberg
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