An Heiligabend muss niemand alleine sein

Gerade in der kalten Jahreszeit fühlen sich viele Menschen einsam. Foto: Archiv | Foto: Michael Kaprol
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Für viele Menschen sind die Weihnachtstage die schönste Zeit des Jahres. Ein paar besinnliche Stunden mit den Liebsten verbringen, ganz ohne Stress und Hektik.
Es gibt jedoch auch Menschen die gerade jene Zeit als schlimm empfinden und froh sind, wenn sie wieder vorüber ist. Gemeint sind Menschen die einsam sind, weder Familie, Freunde noch Verwandte haben und ihr Alleinsein an Weihnachten mehr denn je spüren müssen. Auch Pfarrer Ulrich Schulte weiß: „Bei vielen von ihnen besteht die Furcht, wie sie den Heiligen Abend herum kriegen sollen. An Weihnachten ist der Familiendruck hoch.“
Um diesen Menschen zu helfen, veranstaltet die evangelische Kirchengemeinde seit vielen Jahrzehnten stets am 24. Dezember eines jeden Jahres eine ökumenische Heiligabendfeier unter dem Motto „Heiligabend nicht alleine“. „Diese Veranstaltung ist vor ganz langer Zeit auf Initiative von Jugendlichen entstanden, die etwas für Alleinstehende tun wollten“, erläutert Ulrich Schulte. Die Feier sei für ältere Menschen ohne Verwandte gedacht, für Obdachlose oder aber auch für ganze Familien mit kleinen Kindern, denen zu Hause die weihnachtliche Stimmung fehle.

Die Veranstaltung findet im evangelischen Gemeindehaus an der Osterfelder Straße 45 statt und beginnt um 15 Uhr mit einer kleinen Andacht. Im Anschluss erwartet die Gäste ein buntes Programm mit musikalischen Inhalten. Hinzu kommen ein kostenloses Mittagessen und eine kleine Geschenktüte für jeden. Für Leute, die nicht gut zu Fuß sind, oder nicht selbständig anreisen können, wird ein Fahrdienst eingerichtet. „Das Fest wird immer sehr gut angenommen. Es kommen jedes Jahr rund 200 bis 250 Menschen“, freut sich Ulrich Schulte und fügt hinzu: „Es kommen immer eine ganze Reihe Stammgäste, aber es sind auch oft neue Gesichter zu sehen.“

Formal wird diese Veranstaltung, deren Grundlage Spenden seitens der Bottroper Bürger bilden, von der evangelischen Kirchengemeinde getragen. Viele ehrenamtliche Kräfte, darunter Jugendliche, Menschen mittleren Alters, aber auch Senioren, aus der evangelischen und katholischen Kirche stemmen die Organisation und sind am Tage der Feierlichkeit vor Ort. „Ich finde es toll, wie viele Ehrenamtler sich engagieren. Für viele von ihnen ist die Veranstaltung ein Stück Heiligabend“, berichtet der Pfarrer weiter.
Vor allem fühlen sich alleinstehende Menschen an diesem Tag so ganz und gar nicht einsam. Dabei hilft ihnen nicht nur ein warmes Essen weiter, um ihr Alleinsein für ein paar Stunden zu vergessen. Gerade die Gemeinschaft und Geselligkeit, die sie an Heiligabend im evangelischen Gemeindehaus erfahren, ist für sie unabdingbar, wie auch Ulrich Schulte aus Erfahrung weiß: „Ich habe mal nach so einem Nachmittag ältere Damen nach Hause gefahren, die Sorge hatten, wie sie den Heiligen Abend umkriegen sollten. Sie sagten mir, dass sie ihre Heiligabend-Feier nun gehabt hätten und die restlichen Stunden gut aushalten würden.“

Die Evangelische Sozialberatung Bottrop (ESB) bietet in der kalten Jahreszeit hingegen die „Suppenküche Kolüsch“ im Pfarrheim Sankt Barbara, Unterberg 12a, an. Dort erhalten wohnungslose und vereinsamte Menschen sowie alleinerziehende Mütter mit ihren Kindern, Rentner mit geringen Einkünften oder aber Personen mit Suchterkrankungen oder psychischen Problemen vom 6. Dezember an bis hin zum 16. März ein warmes, kostenloses Mittagsessen. „Wir versorgen täglich rund hundert Leute“, sagt Wolfgang Kutta von der ESB. Auch steht den Betroffenen in der „Suppenküche Kolüsch“ bei Bedarf professionelle Unterstützung durch Sozialberater zur Verfügung.

Egal, ob an den Weihnachtstagen oder zu einer anderen Jahreszeit, für alleinstehende Menschen ist insbesondere die Kommunikation ganz wichtig, wie auch Pfarrer Ulrich Schulte bestätigt: „Es tut ihnen einfach gut, mit anderen Menschen reden zu können.“

Autor:

Nina Heithausen aus Bottrop

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