Aus der Seele gesprochen. Dorothea Buck gibt Bottroper Wohnheim für Menschen mit psychischen Problemen ihren Namen

Ein Haus, welches nach einer lebenden Persönlichkeit benannt wurde: Dorothea Buck-Haus, Beckstraße
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  • hochgeladen von Dr. Michaela de Groot

Auch bei strömendem Regen lacht die Sonne im Dorothea-Buck-Haus. Kreative Therapeuten haben den Sonnenschein als Fensterskulptur ins Foyer des Wohnheimes transportiert.

Fast 100 Bewohner finden hier und in Außenwohngruppen in Bottrop oder Dorsten einen Platz im Leben, der es ihnen ermöglicht, zurechtzukommen. Das Diakonische Werk Gladbeck-Bottrop-Dorsten bietet seit 1984 ein derartiges Wohnheim an. Mit dem Bezug des Batenbrocker Neubaus 1996 benannte man das Haus nach einer lebenden Persönlichkeit der Hamburger Psychiatrieszene. Dorothea Buck, geboren 1917, als junge Frau an einer vermeintlich unheilbaren Schizophrenie erkrankt, verbrachte ihre erste Lebenshälfte immer wieder in Kliniken. Sie erlebte die sprachlose Nazipsychiatrie und wurde dort zwangssterilisiert. Die Künstlerin, Autorin und Lehrerin entdeckte "seelische Erschütterungen dienen der Ich-Findung" und begründete damit eine positive Sicht auf krisengeschüttelte Menschen. "Auf der Suche nach dem Morgenstern" nannte sie ihre Autobiografie, die erst 1990 erschien. Mit Patienten auf Augenhöhe umgehen gehört für sie dazu. Das passt zur sozialpsychiatrischen Ausrichtung des Diakonischen Werkes, das sich nicht allein auf schulmedizinische Ansätze verlassen will.

"Im Heim kann ich malen, Musik hören oder gärtnern", schwärmt Rudolph K. (Name geändert), hier erhalten die Bewohner Tagesstruktur und sozialen Rückhalt. "Manche können dann später in ein normales Alltagsleben ohne Heim zurückgeführt werden", weiß Doris Vogt, Leiterin des Dorothea-Buck-Hauses.

Gemeinsam mit ihrem Stellvertreter Stefan Wohlfeil besuchen sie die inzwischen 94jährige Dorothea Buck regelmäßig in Hamburg, wo diese seit langem in einem kleinen Gartenhäuschen mitsamt ihrer Skulpturen und getöpferten Objekten ein Leben im Einklang mit ihrer Seele führt. Politisch aktiv gründete Dorothea Buck mit weiteren Mitstreitern 1992 den Bundesverband der Psychiatrieerfahrenen, der Patienteninteressen vertritt. Auch setzt sie sich für den Austausch Betroffene, Angehörige und Fachleute, Trialog genannt, ein. Wer ein solches Gesprächsangebot nutzen möchte, kann sich über die Dorstener Gruppe informieren unter www.diakonisches-werk.de.

Für ihr Lebenswerk erhielt Dorothea Buck 1997 das Bundesverdienstkreuz und 2008 das Große Verdienstkreuz. Noch heute gibt sie der Seele eine Sprache, indem sie Vorträge verfasst oder Interviews gibt.

Autor:

Dr. Michaela de Groot aus Bottrop

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