Patriotische Stimmung zu Beginn des Ersten Weltkriegs

Eine Arbeiterin in der Kohlenwäsche auf der Zeche Graf Schwerin im Jahr 1916. | Foto: Stadtarchiv
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  • Eine Arbeiterin in der Kohlenwäsche auf der Zeche Graf Schwerin im Jahr 1916.
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„Krieg!“, titelte die Castroper Zeitung am 3. August 1914, nachdem Kaiser Wilhelm II. am 1. August den Mobilmachungsbefehl gegeben hatte. 1.270 gefallene Männer aus Castrop-Rauxel sollte der Erste Weltkrieg in den kommenden vier Jahren fordern.

„Schon in früher Morgenstunde herrschte gestern und heute auf den Hauptstraßen ein reges Leben. All die jungen Leute (...) bewegten sich mit gemessenem Ernst in den Mienen zum Bahnhof. Es waren die jetzt eingezogenen Reservisten (...), die heute ausziehen, vielleicht zur männermordenden Völkerschlacht.“ Dies konnte man am 3. August 1914 unter der Rubrik „Aus Castrop und Umgebung“ in der Castroper Zeitung lesen.
Grundsätzlich überwog bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs eine patriotische Stimmung im damaligen Castrop. So rief der neu gegründete Vaterländische Frauenverein, dessen erste Vorsitzende die Frau des Castroper Bürgermeisters Leonhard Wynen war, dazu auf, dem Verein beizutreten und für die Pflege verwundeter und erkrankter „Krieger“ zu sorgen.
Es wurde Obst für die Verwundeten im Lazarett gesammelt, und im Auftrag der Heeresleitung wurden Socken hergestellt, für die pro Paar eine Mark gezahlt wurde.
Einen weiteren finanziellen Beitrag zum Krieg leisteten die Castroper durch die Herstellung von Nagelwappen. „Die Bürger kauften Nägel, die darin eingeschlagen wurden. Das Geld kam den Soldaten an der Front zur Hilfe“, erklärt Thomas Jasper, Leiter des Stadtarchivs. Zwei Nagelwappen – eines mit Castroper Wappen, das andere mit dem Reichsadler – sind zurzeit als Leihgaben auf der Zeche Zollern und der Zeche Zollverein zu sehen.
Auch zu einem Novum führte der Erste Weltkrieg. „Frauen wurden zur Arbeit an der Heimatfront herangezogen“, berichtet Jasper. So wurden sie zum Beispiel über Tage auf den örtlichen Zechen eingesetzt.
Wie Historiker Dietmar Scholz in seinem Aufsatz „Castrop und Umgebung im und nach dem Ersten Weltkrieg“ schreibt, begann mit Kriegsbeginn in Castrop die vormilitärische Ausbildung aller Jugendlichen ab dem 16. Lebensjahr. Übungen und Paraden der Jugendkompanien fanden unter anderem auf der Pferderennbahn und auf dem Castroper Marktplatz statt. Doch schon 1915 erschienen die Jugendlichen nur zögerlich zu den Wehrübungen, und auch bei der gesamten Bevölkerung setzte aufgrund von Erschöpfung, Not und Hunger die Kriegsmüdigkeit ein.
Bis heute erinnert das „Kriegerdenkmal“ vor Haus Goldschmieding, das 1934 errichtet wurde, an die Toten des Ersten Weltkriegs. Weitere Ehrenmale folgten in den 1930ern in Ickern, in Habinghorst und auf Schwerin, während das steinerne Kreuz im Waldfriedhof Bladenhorst 1954 in Gedenken an die Gefallenen beider Weltkriege aufgestellt wurde.

Eine Arbeiterin in der Kohlenwäsche auf der Zeche Graf Schwerin im Jahr 1916. | Foto: Stadtarchiv
Nagelwappen mit Reichsadler. | Foto: Stadtarchiv
Autor:

Vera Demuth aus Bochum

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