Steinstaub-Tod mit 30: Kinderrechtsexperte Benjamin Pütter sprach an der Willy-Brandt-Gesamtschule über Kinderarbeit

Kinderrechtsexperte Benjamin Pütter (l.) sprach mit Willy-Brandt-Schülern über das Thema Kinderarbeit.
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Indische Kinder, die barfuß auf einer Müllhalde Abfall sortieren, Kinder, die Glas löten und dabei giftige Dämpfe einatmen, zertrümmerte Kinderhände mit fehlenden Fingern – von solchen Fotos hat Benjamin Pütter ganz viele. Am Freitag (15. Dezember) berichtete der Kinderrechtsexperte an der Willy-Brandt-Gesamtschule über das Thema Kinderarbeit.

Hilfswerke wie die Organisation "Die Sternsinger", für die Pütter als Berater zum Thema Kinderarbeit tätig ist, definieren Kinderarbeiter folgendermaßen: eine Person unter 15 Jahren, die nicht in die Schule gehen darf, weil sie arbeiten muss. "Indien ist das Land mit den meisten Kinderarbeitern weltweit", verriet Pütter, der seit den 1980er Jahren dorthin reist, zunächst den Schülern der Stufe 13 und dann den Fünftklässlern in seinem Vortrag.
Wie die Arbeit, die die Kinder in Indien verrichten, aussieht, verdeutlichte er anhand zahlreicher Beispiele: Er erzählte von kleinen Mädchen, die am Webstuhl arbeiten. Wenn ihre Hände von der täglichen Arbeit mit den Fäden bluten, wird Schwefel auf die Wunde geträufelt, um die Blutung zu stillen.

Lebenserwartung von 30 Jahren

Andere Kinder wachsen, weil ihre Eltern dort arbeiten, in Steinbrüchen auf und arbeiten dort von klein auf mit. "Je größer das Kind, desto größer der Hammer", verdeutlichte Pütter, dass es für die Kinder kein Entrinnen gibt. Bei seinen Besuchen dort traf er auf Jungen, die von der Arbeit mit dem Bohrhammer taub geworden waren, und auf Mädchen, die wussten, dass sie aufgrund des Steinstaubs nur eine Lebenserwartung von rund 30 Jahren haben. "Ihr wärt jetzt schon in der zweiten Hälfte Eures Lebens", wandte er sich an die Willy-Brandt-Schüler.
"Wer ist gegen ausbeuterische Kinderarbeit?", hatte Pütter zu Beginn seines Vortrags wissen wollen, und alle Arme der baldigen Schulabgänger gingen hoch. Bei der anschließenden Frage "Wer profitiert von ausbeuterischer Kinderarbeit?" zeigten ebenfalls fast alle auf. Pütter bestätigte die Einschätzung. So werden in den Steinbrüchen zum Beispiel Grabsteine für den deutschen Markt produziert. "Wenn Ihr auf dem Friedhof dunkel-rötliche Steine seht, sind die fast alle aus Indien." Auch Billigschmuck und Kleidung werden in Indien hergestellt.

"Ihr habt die Macht"

Unsicherheit herrschte bei den Schülern, inwieweit sie etwas ändern können. "Ihr seid doch viele. Ihr habt die Macht", spornte Pütter sie an, zum Beispiel beim nächsten Turnschuhkauf zu sagen, dass sie nur welche kaufen wollen, die ohne Kinderarbeit hergestellt wurden.
Um sich als Verbraucher zu vergewissern, dass eine Ware nicht von Kindern produziert wurde, empfahl Pütter die App "Fair Fashion" und die von der Bundesregierung initiierte Website www.siegelklarheit.de, die seriöse Siegel auflistet.
Um die Situation der Kinder vor Ort zu verbessern, setzen sich Hilfsorganisationen unter anderem dafür ein, sie aus der Sklaverei zu befreien und ihnen eine Schulbildung und später eine schulbegleitende Ausbildung zu ermöglichen. Das Kindermissionswerk "Die Sternsinger" stellt beim Dreikönigssingen am 6. Januar 2018 den Kampf gegen die Ausbeutung von Kindern in den Mittelpunkt.

Autor:

Vera Demuth aus Bochum

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