"Die Jugend von Heute - Kopfschütteln" (Review)

Das Album "Kopfschütteln" von "Die Jugend von Heute"
  • Das Album "Kopfschütteln" von "Die Jugend von Heute"
  • hochgeladen von Miriam Neumann

"Die Jugend von Heute - Kopfschütteln" eine Album Review

Häufig hört man es aus den Mündern älterer Mitglieder unserer Gesellschaft „Das ist ja typisch für die Jugend von heute“. Doch für die Band aus Dinslaken, die sich „Die Jugend von Heute“ nennt, trifft der Terminus „typisch“ kaum zu.
Allein das Cover ihres Debütalbums „Kopfschütteln“, welches am 30.05. dieses Jahres erschien, ist untypisch und mit viel Liebe designt. An dieser Stelle werde ich dies nicht weiter ausführen, empfehle aber sich das Cover anzuschauen und einfach mal den Kopf zu schütteln.

Das Album startet mit einen beinahe schon poppigen Song mit deutlichem Ohrwurmcharakter („Wie es wär“). Doch wie bereits angedeutet wäre „Die Jugend von Heute“ nicht „Die Jugend von Heute“, wenn es sich um einen ganz stumpfen gute Laune Track handeln würde. Bei genauem Hinhören wirkt der Text frech, kritisch und trotzdem leicht. In fast schon gewohnter Punkrock-Manier ist die Message zunächst nicht ganz so offensichtlich und stellt sich erst am Ende des knapp vier minütigen Liedes heraus, wobei diese den aufmerksamen Zuhörer zum Schmunzeln oder gar zum Nachdenken bringen wird. Der Gitarrenriff im Intro bleibt leicht im Ohr und diese Eingängigkeit zieht sich durch den ganzen Titel, wodurch „Wie es wär“ einen gelungenen ersten Song mit großem Potential darstellt.

Häufig sind Liebeslieder schrecklich kitschig und triefen nur so vor Gefühlsduselei. Wie bereits aber herausgestellt, ist diese Band anders als andere Künstler, eben untypisch. „Eigentlich“ widerspricht daher dem typischen Liebeslied-Klischee. Wieder startet der Song mit einem eingängigen Gitarrenriff und wird im Refrain begleitet von hochwertigem Hintergrundgesang. Es geht im Grunde darum, dass das verliebt sein in einen Menschen den Verliebten dazu bringt sich anders als sonst zu verhalten. Eine besonders liebevoll ausgearbeitete Stelle in dem Lied sollte in Kombination mit dem Musikvideo betrachtet werden, in welchem der aufmerksame Zuschauer/Zuhörer hinters Licht geführt werden soll.

Bei dem nächsten Song („An manchen Tagen“) handelt es sich nach Angabe des Gitarristen der Band um einen Publikumsliebling. Geschrieben in A-Moll und trotzdem so beliebt – wie kann das sein? Bei Konzerten wird der Song durch humoristische Art und Weise eingeleitet, wodurch die dahintersteckende Botschaft und die Ernsthaftigkeit möglicherweise etwas untergraben wird.
Nach dem eher ruhigen Anfang kippt die Stimmung und glänzt durch provokante Thesen, die die Gesellschaft direkt ansprechen, kritisieren und zum Umdenken bewegen sollen.

Im Anschluss folgt ein eher schwächerer Song des Albums. „Disziplin“ zeichnet sich durch eine prägnante Basslinie aus, um die sich das ganze Stück gebildet hat. Der Gesang wird sehr dominant und untergräbt somit unter Umständen andere Aspekte des Titels, denen mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden sollte. Einer dieser Aspekte ist der Hintergrundgesang, auf dessen Qualität zwar grundsätzlich geachtet werden sollte, aber besonders bei diesem Stück, da jener einen zentralen Teil der Message des Titels transportiert. Ein weiterer Leckerbissen bildet die (etwas zu kurze) Bridge.

Nachdem man nun eine Konstanz in der hohen Qualität des Albums vernehmen konnte wird der Zuhörer noch einmal überrascht. Man könnte fast schon sagen, dass „Das Glück liegt auf der Straße“ das Herzstück des ganzen Albums ist. Die beinahe funkig anmutende Gitarre geht direkt ins Ohr und überzeugt mit Charme, eingehenden Riffs und einer eindeutigen Aussage, die zwar nicht besonders schwer wiegt, aber gerade darin ihr Potential zeigt, da jene Botschaft für das Publikum erreichbar wirkt und somit am ehesten einen Effekt erzielen kann.
Dieser Titel hat womöglich das größte Hitpotential, da es den „angePUNKten Deutschrock“ mit provokanten Texten und eingängigen Melodien am besten vertritt und dem Zuhörer einen idealen Eindruck der künstlerischen Größe dieses Trios widerspiegelt.

Daraufhin geht es etwas schwärmerisch weiter. Die Geschichte von „Komm mit“ wird durch lyrisch durchaus anspruchsvolle Weise erzählt und ist gekennzeichnet durch zahllose sprachliche Bilder, welche während des Liedes an Gestalt annehmen und den Zuhörer in seinen Bann, in die Welt von „Die Jugend von Heute“ zieht.
Musikalisch überzeugt das Stück durch ein charakteristisches Gitarrenriff, sowie einen durch Hintergrundgesang begleiteten Chorus, der die weltentrückte Atmosphäre unterstreicht.
Abschließend folgt der Titel „Zu nett“. Hier zeigt sich nochmals die Variation von musikalischen Fähigkeiten, die der Band zuzuschreiben sind. Erneut wird eine Geschichte erzählt, die durch Witz, Charme und eine kaum vorherzusehende Wendung hervortritt. Hierbei geht es einmal nicht besonders um großartige Tiefe, sondern steht eben jene Geschichte im Vorderund, anstatt das dahinterstehende Gefühl, wie bei manch anderem Titel.
Das ganze wird besonders durch einen beschwingt daher kommenden Offbeat unterstrichen und hebt sich gleichzeitig von der zunächst kreierten Ernsthaftigkeit ab.

Fazit:
„Kopfschütteln“ ist ein definitiv hörenswertes erstes Album von „die Jugend von Heute“ und macht Lust auf mehr. Das Trio schafft es angenehme Melodien mit schwierigen Themen zu verknüpfen, sodass eine Verbindung zwischen Musiker und Zuhörer geschaffen wird.
Das Auditorium bekommt die Möglichkeit, die Band ein wenig kennen zu lernen, jedoch wird auch deutlich, dass die Musik schwer einzuordnen ist und somit jeder Zeit eine Überraschung erfolgen kann.
Gerade dieser Aspekt zeichnet das Album aus, dass eben nicht jeder Titel so ist wie der andere und immer wieder neue Ideen umgesetzt werden, sodass jedes Stück als einzelnes kleines Kunstwerk gesehen werden kann und sollte. Dennoch lässt sich eine Stringenz erkennen, zwar nicht im Bezug einen Stil oder eine einzige Message, sondern eher auf die Erkenntnis, dass jeder Song ein typischer „Die Jugend von Heute“ Song ist.

"Die Jugend von Heute" anhören unter:
Spotify
Youtube
Die Jugend von Heute.de

Autor:

Miriam Neumann aus Dinslaken

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