Literatur-Hotel-Preis 2011: Ben Perdighe "Reiselust eines Rhododentron"

Ben Perdighe. Foto: privat
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Zwei Rhododendren ragen aus dem Boden,
sind gerade gewachsen und kaum gebogen,
sind nicht zu klein und nicht zu groß,
wohnen in einem Garten, umringt von Moos.

Da sprach der eine:
Ich würde so gerne mal nach Afrika,
da wo noch nie ein Rhododendron war.
Würde gerne mal einen Elefanten sehen
Und den ganzen Tag in der Sonne stehen.

Der andere entgegnet, ich mag`s lieber da wo`s regnet
Oder in die Berge, auf einen Gipfel mit viel Schnee.
Aber Sonne ist Scheiße, die tut mir zu sehr weh.
Die macht einem nur die Blätter braun,
man hat ständig Durst, das überlebt man kaum. Nee..

Afrika ist nichts für mich,
hab keine Lust auf Sonnenstich.
Aber lass dich nicht aufhalten,
kannst ruhig gehen,
schreib mir ne Karte,
du wirst schon sehen,
es wird dir nicht gefallen,
ICH BLEIB HIER STEHEN.

So ein Mist,
entgegnete der Afrika Tourist.
Ich hab gehofft,
dass du aufgeschlossener bist.
Dann geh ich halt alleine…
Der andere lacht laut!

Wie denn ohne Beine?

Du wirst schon sehen, i
Ich werde gehen.
Werd meine Runde um die Weltkugel drehen
und triumphierend zwischen Elefantenbeinen stehen.

Ich kann dich eh nicht halten,
mach doch wie du meinst
Aber erzähl mir später nicht
es war der letzte Scheiß.
Geh ruhig die Reise buchen
und dein Glück in Afrika suchen.

Reisende soll man ja bekanntlich nicht halten,
ich bleibe hier und werde deinen Platz freihalten.
Ich wünsch dir viel Glück
und komm bald zurück,
wenn`s geht gesund und in einem Stück.

Ich danke dir und werd`s versuchen,
dann gleich auch meinen großen Flug buchen.
Es wird Zeit, ich werde mich ein letztes mal umschauen,
aber sag mir doch bitte, was sind das für Typen vorm Zaun?

Es ist Herbst und die Jungs tragen grün,
die werden doch wohl nichts böses tun?

Sie hören noch wie der Gärtner sagt,
das es den Gartenbesitzer plagt.
Die Rhododendren sind krank,
völlig voll mit Rost.
Raus mit denen und auf den Kompost.

Die beiden begreifen nicht wie ihnen geschieht,
doch bald man auf dem Haufen sie sieht.
Verrottet und Tot so liegen sie nun da,
schöner wäre es gewesen in Afrika!

Autor:

Caro Dai aus Essen-Werden

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