Sexy-Clips und falsche Kassen: Meuterei auf der Ole

Von Jo Gernoth

Was derzeit im Dorstener Spaßbad Atlantis beinahe täglich an die Wasseroberfläche kommt, verdient ohne wenn und aber das Prädikat Provinzskandal. Dabei sind Tendenzen in Richtung einer Schmierenkommödie durchaus erkennbar.
Eigentlich gab es schon immer Gerüchte, dass auf der „Ole“, so der Name des Kutters im Bad, schon mal gemeutert wurde. Um im Bild zu bleiben: Es wurde auf dem Wege des Gerüchts dem Führungsduo Günter Kesselmann und Reinhard Plettenberg immer wieder eine Personalführung unterstellt, die vorsichtig formuliert, etwas absolutistisches hatte. Bewiesen wurde das nie. Andere Gerüchte scheinen sich jetzt zu verifizieren und bescheren dem Bürgermeister einen Batzen Aufklärungsarbeit. Im Atlantis sind die Kassen leer. Wohl auch deshalb, weil der begründete Anfangsverdacht besteht, dass in die Kassen gegriffen wurde. Rund 15 000 Euro fehlen und die Staatsanwaltschaft ermittelt. Ein erster Kopf ist auch bereits gerollt: Nach Beurlaubung ist jetzt Reinhard Plettenberg fristlos gekündigt worden. Diese Kündigung basiert nicht auf den Ermittlungen wegen Veruntreuung, oder dubioser Seminare von Azubis des Bades auf Mallorca, sondern sanktioniert einen Skandal, der fast schon den Charakter eines Schwankes aus einem Dorftheater trägt: Im Internet und im Free-TV tauchten Video-Clips von nackten Badenixen auf, die augenscheinlich für vermeintlichen Männerspaß im Dorstener Spaßbad sorgten. So weit, so geschmacklos. Pikant wurde die Nummer erst durch die gestammelten Erklärungen der Bäderleitung. Erst war das Ganze unerklärlich, dann wurde lamentiert, dass niemand weiß, wer einen Schlüssel hat und Nächtens das Bad halt so nicht zu kontrollieren sei. Haarsträubend, diese Behauptungen. Jetzt stellt sich heraus, dass Plettenberg wohl eine Erinnerungslücke hat, denn es verdichten sich die Verdachtsmomente, dass der Prokurist und Schwager des Geschäftsführers Günter Kesselmann sehr wohl von den pikanten Dreharbeiten wusste und sogar Mitarbeiter zu Stillschweigen verdonnert hat. Ob Geld für dieses schlüpfrige Manöver geflossen ist, wird derzeit geprüft. Unmittelbar nach der Kündigung von Plettenberg trudelte ein offener Brief auf die Schreibtische der Stadt und der Medien. Verfasst von leitenden Angestellten, die in Günter Kesselmann eine Art Kapitän Ahab sehen, der gnadenlos die Besatzung des Atlantis knechtet und Plettenberg zum Bauernopfer degradiert. Es verdichten sich jetzt die Verdachtsmomente, dass Plettenberg selbst diese Hauskapelle zur Begleitung der Lobgesänge auf ihn bestellt hätte. Die leitenden Mitarbeiter sind derzeit beurlaubt. Kesselmann macht weiter, aber Bürgermeister Lambert Lütkenhorst hat angekündigt, den „Stall“ Atlantis auszumisten. Dort im Bad sind immerhin 100, überwiegend hochmotivierte Mitarbeiter tätig. Es geht auch um deren Zukunft und um die Zukunft des Bades an sich. Wie auch immer sich dieser Skandal entwickelt: Der kleine Kutter Ole ist in schwerem Wasser und wann der ganze Dampfer Atlantis nebst seinem sympathischen Kutterchen sinkt, ist wohl nur noch eine Frage der Zeit, denn unabhängig vom Willen der Kommunalpolitik wird die entscheidende Rolle, wie es mit dem Bad weitergeht, die Finanzaufsicht spielen. Bis es soweit ist, warten auf den Bürgermeister und sein Team einige unappetitliche Aufräumarbeiten im Atlantis.

Autor:

Olaf Hellenkamp aus Dorsten

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