Ein Unperfekthaus für Dortmund?

Die Gartenseite des Gebäudes mit dem Skulpturenpark | Foto: Thomas Weber
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Die Online-Petition zur Rettung des alten Museumsgebäude geht ihren Ende entgegen, mehr als 4000 Unterzeichner haben sich dem Aufruf mittlerweile angeschlossen.

Unter den Kommentaren gibt es viele Ansätze und Vorschläge für eine neue Nutzung des Gebäudes, denn das Schicksal des Hauses ist weiterhin ungewiss.Zwei Investoren sind mittlerweile abgesprungen, die Stadt hat das Haus im Internet erneut zum Verkauf ausgeschrieben.

Auch der Fotograf Detlef Koester hat die Online-Petition unterzeichnet, und er hat ein Konzept für eine neue Nutzung in Petto. Auf seiner Homepage schrieb er Ende August dazu:
„Liebe Freunde, die Stadt Dortmund will das alte Museum am Ostwall bekanntlich verkaufen. Einen Versuch hat es schon gegeben, der Investor ist allerdings wegen diverser Einschränkungen bezüglich der Grundstücksnutzung und Limitierungen für einen Neubau abgesprungen.

Nun haben sich inzwischen fast 4.000 Unterstützer [Stand 28.8.2013] für die Online-Petition zum Erhalt des Gebäudes gefunden, darunter etliche in der Kunstszene bekannte Leute. [...] Das Haus wurde relativ kurz nach dem Zweiten Weltkrieg in einer Zeit gebaut, als man sich in Deutschland Prunkbauten weder finanziell, noch aus ethischen und moralischen Gründen leisten konnte bzw. wollte. Von außen ist es ein nüchterner, schlichter Bau. Seine wahren Werte eröffnen sich einem allerdings erst in der Innenansicht.

Große und kleine Ausstellungsräume reihen sich auf zwei Geschossen aneinander und bieten vielfältige Möglichkeiten, Kunst in jeglicher Form zu präsentieren, zentrales Element ist die Lichtkuppel über der Gebäudemitte.
Die Bausubstanz ist durchweg sehr gut erhalten, alle wichtigen Versorgungen wie Wasser, Strom, Heizung etc. funktionieren gut. Für eine dauerhafte Weiternutzung müssten zwar einige Fenster und Heizkörper ersetzt werden, aber der Renovierungsbedarf hält sich durchaus in Grenzen.“

Sein Vorschlag: „Mit einem ausgefeilten Konzept wäre das Gebäude relativ einfach zu erhalten und obendrein der Öffentlichkeit weiterhin zugänglich. Dabei sollte es für nichtetablierte Künstler offenstehen, die entweder noch nie oder bisher sehr selten ihre Werke einer Öffentlichkeit präsentieren konnten.
Ein solches Konzept ist in Essen mit dem Unperfekthaus erfolgreich umgesetzt worden. Um die Betriebskosten dauerhaft zu sichern, wäre es denkbar, einen Teil der Räume fest an einen interessierten Kunstsammler zu vermieten, der seine Sammlung gerne präsentieren würde, diese jedoch für ein eigenes Museum zu klein ist.“

Soweit die Idee Koesters, die er im Gespräch weiter präzisiert:

„Das Unperfekthaus finanziert sich über die Besucher, die bestimmte Flatrates für beispielsweise einen halben Tag buchen können. In dem ehemaligen Klostergebäude mitten in der Innenstadt, in der Nähe des Limbecker Platzes, gibt es nicht nur Ateliers, sondern auch Seminarräume, Café und ein Restaurant sowie Geschäfte. Rund 300 bis 400 Besucher kommen täglich ins Unperfekthaus. Natürlich kann man das Konzept nicht eins zu eins übertragen, doch im Museumsgebäude am Ostwall wäre doch vorstellbar, die Terrasse gastronomisch zu nutzen.“

Detlef Koester hält seine Idee für ein tragfähiges Konzept, Betriebskosten und Reparaturkosten könnten durch Crowd-Funding gestemmt werden, für den laufenden Betrieb müsste eine Betreibergesellschaft gegründet werden.
In Dortmund wäre es nicht das erste Kulturzentrum, dass aus einer privaten Initiative entsteht: Auch das ehemalige Nachbarschaftshaus Wambel, heute Balou und das Depot sind aus ähnlichen Gemengelagen entstanden und mittlerweile in der Stadt etabliert.

Wikipedia über das Unperfekthaus: „Das Unperfekthaus (kurz auch UpH genannt) ist eine kulturelle Einrichtung in Essen. Das Haus bietet Gastronomie und Übernachtungsmöglichkeiten, im Mittelpunkt steht jedoch ein großes Raumangebot für Seminare sowie künstlerische Aktivitäten. Die von Reinhard Wiesemann 2004 gegründete Einrichtung ist in der Essener Innenstadt in einem ehemaligen Franziskanerkloster untergebracht.

Das „Künstlerdorf“ Unperfekthaus bietet auf 4000 Quadratmetern, über sieben Etagen verteilt, Kreativen und Schaffenden die Möglichkeit, sich zu verwirklichen. Auf jegliche Zensur oder Vorgaben wird verzichtet. Voraussetzung ist lediglich, dass die Aktivitäten legal, kreativ und offen für Publikum sind.

Wichtiger Bestandteil des Konzepts sind die Besucher. Das gesamte Haus ist offen für Besucher, die Eintritt bezahlen, der allerdings sämtliche alkoholfreien Getränke auch in den Gastronomiebereichen beinhaltet. Die Besucher können sich im gesamten Haus frei bewegen und vielen Kreativen über die Schulter schauen. Daneben können Räumlichkeiten für öffentliche Veranstaltungen aber auch für Meetings genutzt werden.“

Die Gartenseite des Gebäudes mit dem Skulpturenpark | Foto: Thomas Weber
Back to the roots? Wie man sieht, waren die Räume in der 50er Jahren mit Sesseln und Stühlen zum Verweilen konzipiert | Foto: Jana Schwalbert
Autor:

Lokalkompass Dortmund-City aus Dortmund-City

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