Ganz großes Kino

Als Leiter des Fortgangs sammelt Sebastian Graf  in einem unmöglichen Theaterstück, gefilmt von Daniel Hengst,  „Einige Nachrichten aus dem All“. | Foto: Theater DO
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  • Als Leiter des Fortgangs sammelt Sebastian Graf in einem unmöglichen Theaterstück, gefilmt von Daniel Hengst, „Einige Nachrichten aus dem All“.
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Gelbe und blaue wuschelige Aliens halten sich kichernd den Bauch am Hiltropwall. Sie sind bestimmt aus dem Schauspielhaus ausgebüxt, denn da lief erstmals „Einige Nachrichten ans All.“
Eine gefeierte und absurde Premiere legte Kay Voges mit tollen Texten aus dem preisgekrönten Stück von Wolfram Lotz hin. „Wie sie schon sehen bleibt diese Bühne leer“, kündigte er seinem verdutzen Publikum an.
Er machte das Unmögliche möglich. Theater, das eigentlich keines ist. Das Ganze spielt während einer Explosion und von daher muss ja am Ende auch die Bühne dran glauben.
Gedreht wurde für das Stück, das die Grenzen der Wirklichkeit neu abmisst am Baggerloch und auf der Bergehalde. Und obwohl die Darsteller ja gar nicht da sind, zeigt Voges tieftraurige, berührende Szenen, die von den großen Themen der Menschheit handeln. Da stürzt sich eine dicke Frau vom Dach des Horrorhauses, die erst in einer Talkshow vorgeführt werden sollte, dann aber „rausgeschnitten“ wurde. So ist sie auch für den abgestürzten Piloten, den Botschafter, der „Einige Nachrichten ans All“ sammelt, überflüssig.
Er versucht auch von Pofalla, Rafinesque, Kleist und einem alleinerziehenden Vater, der sein Kind bei einem tragischen Autounfall verlor, einige Worte fürs Universum aufzunehmen.
Und immer wieder begegnen die gebannten Zuschauer Dialogen voller Sehnsucht nach Leben. Eine blutverschmierte Schwester Inge (stark Eva Verena Müller) öffnet die Tür zur Kinderonkologie, ein überfahrenes Mädchen widerspricht dem zynischen Schriftsteller. Und inmitten des Baggersees schwimmt eine schwarzweiße Bühne mit Figuren, die keiner braucht: Purl und Lum, die trotz des fehlenden Textes und Stückes ihrem sinnlosen Schicksal trotzen und von einem Kind träumen.
Und wenn am Ende nichts mehr da ist, nichtmal Laptop, Chinakohl und Möhren, dann gibt es doch noch einen Funken Hoffnung: „This is not the end!“ singt das grandiose Ensemble am Ende, Paul Wallfisch verteilt Oscars und Kay Voges unmögliches Stück bekommt einen langen, langen Applaus.
Weitere Termine: Samstag, 22. September sowie 6. und 13. Oktober um 19.30 Uhr im Schauspielhaus. Karten unter Tel: 50-27222.

Autor:

Antje Geiß aus Dortmund-City

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