Herausforderung Bildung

Der Bildungsbericht der Stadt beschäftigt sich auch mit dem Übergang von der Schule in die Ausbildung und mit Angeboten der Berufskollegs, wie hier dem Robert-Bosch-Berufskolleg. | Foto: Archiv Schmitz
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  • Der Bildungsbericht der Stadt beschäftigt sich auch mit dem Übergang von der Schule in die Ausbildung und mit Angeboten der Berufskollegs, wie hier dem Robert-Bosch-Berufskolleg.
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Mit der Veröffentlichung des zweiten kommunalen Bildungsberichts macht die Stadt einen weiteren Schritt zu einer systematischen Berichterstattung.

Entstanden ist der rund 300 Seiten umfassende Bericht auf Initiative von Oberbürgermeister Ullrich Sierau. Erarbeitet wurde er unter Federführung des Fachbereichs Schule durch Beiträge der beiden Vorsitzenden der Bildungskommission, Dr. Ernst Rösner und Dr. Wilfried Kruse, und eine Vielzahl weiterer Autoren.

Mit dem ersten, 2008 veröffentlichten kommunalen Bildungsbericht hatte die Stadt erstmalig eine solide, wissenschaftliche Grundlage für eine Daten gestützte bildungspolitische Diskussion sowie für eine Schulentwicklungsplanung geschaffen, die nicht nur Schülerzahlen und Schulräume im Blick hatte, sondern auch die Entwicklung der Qualität des schulischen Angebots. Dieser erste Bericht war zu seiner Zeit eine Pionierleistung, die weit über Dortmund hinaus Beachtung fand.

Oberbürgermeister Ullrich Sierau: „Der Bildungsbericht 2008 erwies sich als handlungsleitend für Verwaltung, Politik und Schulen. Ich bin zuversichtlich, dass auch der zweite Bildungsbericht eine solche Wirksamkeit in der Bildungsregion Dortmund entfalten wird.“

Auch mit dem zweiten Bildungsbericht betritt die Stadt Neuland. Er schreibt die Daten zur allgemeinen und beruflichen Bildung fort, beleuchtet aber darüber hinaus weitere wichtige Felder der kommunalen Bildungslandschaft. In den Blick genommen sind erstmals die Bildungseinrichtungen vor der Schule, in Fortschreibung der Berufsintegrationsberichte von 2010 und 2011 der Übergang von der Schule in Berufsausbildung, Studium und Arbeitswelt und eine Auswahl der vielfältigen außerschulischen und informellen Bildungsgelegenheiten, die in Dortmund geboten und genutzt werden.

Ein vergleichender Blick auf die Daten des ersten und zweiten Berichts offenbart unzweifelhaft deutliche Fortschritte, bestätigt aber auch fortbestehende Handlungsbedarfe. OB Sierau: „Beunruhigend sind vor allem die Befunde zu den teilweise extrem unterschiedlichen Bedingungen für Bildungschancen in den einzelnen Stadtbezirken. Hier gibt es vor allem zwischen Nord und Süd Diskrepanzen, die wir auf Dauer nicht akzeptieren können.“

Die Befunde zur Bevölkerungsentwicklung in Dortmund sind insgesamt eher positiv. Die Geburtenzahlen sind zwar gering, heben sich aber dennoch vorteilhaft vom Landesdurchschnitt ab. Eine Betrachtung der Altersstruktur in den zehn Stadtbezirken verweist auf erhebliche Unterschiede. Die jüngste Wohnbevölkerung findet sich in den Nordstadt-Bezirken. Unterdurchschnittlich geringe Anteile – hier gemessen an der Altersgruppe der Null- bis Fünfjährigen – sind demgegenüber für eher mittelschichtgeprägte Stadtbezirke charakteristisch, insbesondere Brackel, Hombruch und Aplerbeck.

Deutlich wird die erhebliche Verstärkung der Aktivitäten im Bereich der frühkindlichen Bildung, Betreuung und Erziehung in den vergangenen Jahren. Je höher der Bildungsstand der Eltern ist, desto häufiger werden vorschulische Einrichtungen genutzt.

Als fortbestehende Handlungsbedarfe sind vor allem eine weiter verbesserte Information der Eltern, eine intensivierte Kooperation mit Migrantenorganisationen, der Ausbau von Einrichtungen für U 3-Kinder und eine weitere Verbesserung der Sprachförderung vor dem Übergang in die Grundschule benannt.

Einen solchen Ansatz erprobt die Stadt zum Beispiel im Rahmen des Modellvorhabens „Kein Kind zurücklassen“ des Landes NRW. Das Netzwerk INFamilie ist ein Zusammenschluss von sozialen Akteuren zur Unterstützung von Kindern und Familien im Brunnenstraßen- und Hannibalviertel in der Nordstadt.

An den allgemeinbildenden Schulen hat es unzweifelhaft pädagogische Fortschritte gegeben; vor allem zu nennen sind höhere Übergangsquoten in anspruchsvollere Bildungsgänge, bessere Schulabschlüsse und weniger Klassenwiederholungen. Die Übergangsquoten zu den Gymnasien sind von 2001 bis 2012 um 6,5 Prozent gestiegen. Allerdings variieren die Bildungschancen nach Stadtbezirken erheblich. Die Quote beim Übergang zu Gymnasien liegt zwischen 23,4 und 50,6 Prozent.

Auffallend positiv stellt sich die Entwicklung in der Nordstadt dar. Wurden zum Schuljahr 2006/2007 nur 22,6 Prozent der Mädchen und Jungen zum Gymnasium angemeldet, waren es 2012/2013 immerhin 36,2 Prozent. Der Anteil der Schüler, die eine Klasse wiederholen müssen, wurde seit 2008 erheblich verringert und ist mittlerweile sogar niedriger als die Durchschnittswerte des Landes. Realschulen, Gesamtschulen, vor allem aber Gymnasien verzeichnen eine deutliche Reduzierung der Wiederholerquoten. Lediglich in Hauptschulen, in dem auch landesweit die meisten Schüler ein Schuljahr wiederholen müssen, findet sich in Dortmund ein Anstieg der Sitzenbleiberquote.

Auch die Quote der Schulabgänger ohne Schulabschluss konnte in den letzten Jahren deutlich verringert werden. Das gilt besonders für die Hauptschulen. Am Ende des Schuljahres 2010/2011 traf dieser Misserfolg nur noch halb so viele Schüler wie noch im Schuljahr 2005/2006.

Die Grundschulen sind als feste Größe im örtlichen Schulangebot unstrittig.
Die größeren Herausforderungen erwachsen bei den weiterführenden Schulen. Hier wird sich die Bildungslandschaft in den nächsten Jahren mit hinreichender Gewissheit deutlich verändern. Dr. Ernst Rösner: „Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels und des elterlichen Schulwahlverhaltens werden Hauptschulen mehr und mehr aus dem örtlichen Bildungsangebot verschwinden, Realschulen übernehmen sukzessiv die Funktion eines neuen Basisbildungsgangs – sofern der zunehmende Problemdruck nicht dazu führt, Umwandlungen in Schulen des längeren gemeinsamen Lernens ernsthaft in Betracht zu ziehen.“

Der Übergang von der Schule in die Arbeitswelt stellt nach wie vor eine große Hürde für Schulabgänger dar. Den durchaus vielfältigen Erfolgen bei der Förderung gelingender Übergänge von der Schule in die Arbeitswelt stehen aktuell besondere Herausforderungen gegenüber:
Die Zahl der Jugendlichen im SGB II-Bezug wächst, die Anzahl der arbeitslosen Jugendlichen und jungen Erwachsenen (U25) bewegt sich weiterhin auf hohem Niveau, und nach wie vor stehen aus strukturellen Gründen in der Region nicht genug Ausbildungsplätze zur Verfügung. Jugendliche mit Migrationshintergrund sind nach wie vor in der Berufsausbildung unterdurchschnittlich vertreten.

Oberbürgermeister Sierau: „Auch bei einer unaufgeregten und differenzierten Betrachtung der Fachkräfteentwicklung wird deutlich, dass die Fachkräftesicherung eine der entscheidenden kommunalen Standortfragen ist. Der Bildungsbericht zeigt, dass es ganz wichtig ist, die Anstrengungen noch einmal zu verstärken, um der auf vergleichsweise eher niedrigem Niveau zu beobachtenden Stagnation beim Ausbildungsplatzangebot entgegen zu wirken.“

Seit 2011 wird erfasst, welchen Weg die Jugendlichen nach Verlassen der allgemeinbildenden Schule einschlagen und es zeigt sich, dass die direkten Übergänge von der Schule in die duale Berufsausbildung über alle Schulformen mit 12,5 Prozent (in Ausbildung insgesamt: 18,5 Prozent in 2011) niedrig bleiben, während der Trend zu höher qualifizierenden Bildungsgängen ungebrochen ist.

58,2 Prozent aller Sekundar-I-Schüler eines Jahrgangs wechseln in einen Bildungsgang, der zur Fachhochschul- oder Hochschulreife führt. 20,8 Prozent münden in berufsvorbereitende Bildungsgänge: Berufsorientierungs- und Berufsgrundschuljahr, einjährige Berufsfachschule, Klassen für Schülerinnen und Schüler ohne Berufsausbildungsverhältnis (KSoB), BvB-Maßnahmen.
Hauptschüler nutzen zu einem höheren Anteil als die Schüler aus Real- und Gesamtschulen ihren mittleren Schulabschluss – auch mit Berechtigung zum Besuch der gymnasialen Oberstufe – als Eintrittskarte in eine Ausbildung. Real- und Gesamtschüler besuchen überwiegend weitere höher qualifizierende Bildungsgänge im allgemeinbildenden oder vollzeitschulischen beruflichen Schulsystem.

Das lässt erkennen, dass gerade für Hauptschüler die duale Ausbildung eine attraktive Option ist. Die Schwierigkeiten dieser Gruppe beim Zugang zu Ausbildung liegen vor allem in einem zu geringen Ausbildungsplatzangebot bzw. in Zugangsbarrieren wie niedrigem Schulabschluss oder Problemen bei Einstellungstests.

Wurden im ersten Bildungsbericht ausgewählte Schulprojekte zur Förderung innovativer Schulentwicklungen präsentiert, so wird im zweiten kommunalen Bildungsbericht der Versuch unternommen, einen Eindruck von der Vielfalt kommunaler Bildungsaktivitäten um die Schule herum zu vermitteln.
So zeigt der Teil IV ein breites Spektrum von Projekten und Aktivitäten auf, die nicht im engeren Sinne schulisch sind, oftmals aber zu schulischen Bildungsprozessen hin verknüpft werden. Hier geht es also um praktisches Lernen, um Forschen, um Bewegung, Kreativität und Lernfreude, um informelle und non-formale Bildung an außerschulischen Lernorten, aber auch um Teamentwicklung und Dialog in der Bildungsregion.
Oberbürgermeister Sierau: „Der aktuelle Bildungsbericht zeigt, dass wir viel erreicht haben, in unseren Bemühungen aber nicht nachlassen dürfen. Insbesondere die Gruppe der Kinder und Jugendlichen im SGB II-Bezug, muss verstärkt gefördert werden, um schulische Misserfolge und nicht gelingende Übergänge in Ausbildung und Arbeit zu vermeiden.“

Der Bildungsbericht ist als Download auf der Seite des Fachbereichs Schule www.schule.dortmund.de zu finden. Er kann als Printversion bestellt werden beim Regionalen Bildungsbüro/Fachbereich Schule, Frau Andrea Meyer, Kleppingstraße 21-23, 44135 Dortmund, oder per E-Mail an: andreameyer@stadtdo.de.

Der Bildungsbericht der Stadt beschäftigt sich auch mit dem Übergang von der Schule in die Ausbildung und mit Angeboten der Berufskollegs, wie hier dem Robert-Bosch-Berufskolleg. | Foto: Archiv Schmitz
Unterricht an der Europaschule | Foto: Weskamp
Autor:

Lokalkompass Dortmund-City aus Dortmund-City

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