Unternehmen stehen vor weiteren, existenzbedrohenden Einschnitten
IHK und HWK Dortmund kommentieren die Corona-Beschlüsse des Kabinetts

Der Hansemarkt und die Weihnachtsstadt wurden in Dortmund abgesagt, ab Montag müssen Gastronomie, Freizeiteinrichtungen, Theater, Kinos, Fitness-Studios und Bäder schließen,  im Einzelhandel sind weniger Kunden als zuvor zeitgleich zugelassen.   | Foto: Archiv
  • Der Hansemarkt und die Weihnachtsstadt wurden in Dortmund abgesagt, ab Montag müssen Gastronomie, Freizeiteinrichtungen, Theater, Kinos, Fitness-Studios und Bäder schließen, im Einzelhandel sind weniger Kunden als zuvor zeitgleich zugelassen.
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Die Beschlüsse des Corona-Kabinetts, Freizeiteinrichtungen, auch die des Amateursports, Gastronomiebetriebe ab Montag, 2. November, zu schließen sowie weitere Maßnahmen, um die starke Ausbreitung des Coronavirus einzudämmen, kommentiert der Dortmunder IHK-Präsident Heinz-Herbert Dustmann:

„Klar ist, die steigende Zahl der Coronavirus-Neuinfektionen in Deutschland erfordert Maßnahmen, um die Auswirkungen der Pandemie besser zu kontrollieren und beherrschbar zu machen. Die IHK hinterfragt jedoch kritisch, ob die gefassten Beschlüsse an den richtigen Stellen ansetzen, denn für viele Mitgliedsunternehmen bedeuten die neuen Vorgaben weitere existenzbedrohende Einschnitte.

Einschränkungen für Einzelhandel

Mit Sorge sehen wir zum Beispiel die Einschränkungen für den Einzelhandel. Bislang sollte sichergestellt werden, dass sich nicht mehr als ein Kunde auf sieben Quadratmetern aufhält. Diese Abstandsregel und weitere Hygieneauflagen haben sich unseres Erachtens nach bewährt. Wenn sich zukünftig nur noch ein Kunde auf zehn Quadratmetern aufhalten darf, wird das die Wirtschaftlichkeit vieler Einzelhändler gefährden. Ein Beispiel: Ein normaler Lebensmittel-Discounter mit einer Fläche von 1.000 qm kann gegenwärtig zeitgleich rund 143 Kunden versorgen.

Nur noch 100 Kunden auf 1.000 qm

Ab dem 2. November werden es zeitgleich nur noch 100 Kunden sein. Dies bedeutet deutlich weniger Umsatz und höchstwahrscheinlich auch höhere Kosten etwa für Sicherheitsdienste, denn vor vielen Läden werden sich zu Stoßzeiten zwangsläufig Kundenschlangen bilden. Wir begrüßen, dass die von den temporären Schließungen betroffenen Unternehmen generell für finanzielle Ausfälle entschädigt werden sollen. Allerdings sollte beobachtet werden, ob die Einbußen der Unternehmen dadurch kompensiert werden können.“

Finanzielle Reserven oft aufgebraucht

IHK-Hauptgeschäftsführer Stefan Schreiber fügt hinzu:
„Seit Monaten kämpfen viele Betriebe, um sich von den Auswirkungen des ersten Lockdowns zu erholen. Die finanziellen Reserven sind oft aufgebraucht. Nun kommt es leider wieder zu Schließungen im Gastronomie- und Freizeitsektor, obwohl der Umgang der Wirtschaft mit der Pandemie außerordentlich verantwortungsvoll war. Die Gastronomie- und Freizeitbetriebe können nachweislich nicht für die deutlich steigende Infektionsdynamik verantwortlich gemacht werden, dennoch sollen die Betriebe für mehrere Wochen geschlossen werden.

Es fehlt die Verhältnismäßigkeit

Hier fehlt unserer Meinung nach die Verhältnismäßigkeit. Gleiches gilt für das Verbot von privaten Übernachtungen in Hotels. Negativ betroffen sind überdies viele Dienstleistungsbereiche im Bereich der Körperpflege. Auch diese Branche hat in der jüngeren Vergangenheit sehr gute und kreative Lösungen für notwendige Hygieneregeln erarbeitet und umgesetzt. Dass Friseursalons geöffnet bleiben dürfen, ist sinnvoll. Dies sollte aber auch etwa für Tattoo- und Kosmetik-Studios gelten.“

Auf die Unterstützung für die Betriebe drängt der Präsident der Dortmunder Handwerkskammer Berthold Schröder:
„Die sprunghaft steigenden Infektionszahlen haben gezeigt, dass wir in den kommenden Wochen wieder ganz besondere Vorsicht walten lassen müssen. Daher sind die jetzt beschlossenen und intensivierten Maßnahmen zum Schutz unserer Gesundheit und der Gesundheit unserer Mitmenschen leider unabdingbar.

Betriebe müssen unterstützt werden

Umso wichtiger ist es, dass die Unternehmen, die durch die Maßnahmen erhebliche Einschränkungen ihres Geschäftsbetriebes hinnehmen oder ganz schließen müssen, ausreichend unterstützt werden. Diese Betriebe sind unverschuldet in die Krise geraten und mussten bereits während der letzten Monate um ihr Überleben kämpfen. Das Handwerk hat sich auch in der Corona-Pandemie als stabilisierendes Element erwiesen. Aber die Reserven unserer Betriebe sind langsam aufgebraucht.

Existenzen stehen auf dem Spiel

Die Lage ist ernst. Ohne Hilfe stehen zahlreiche Existenzen auf dem Spiel. Daher begrüßen wir ausdrücklich die weiteren angekündigten Unterstützungsmaßnahmen für die Wirtschaft. Es ist wichtig, dass diese Hilfen jetzt schnell und unbürokratisch umgesetzt werden, damit sie schnellstmöglich in den Betrieben ankommen. Das Handwerk steht bereit, Verantwortung zu übernehmen und mit der Einhaltung der Schutz- und Hygienestandards dazu beizutragen, dass wir so gut es geht durch den Winter kommen. Dazu benötigen die Betriebe aber die nötige Rückendeckung.“

Autor:

M Hengesbach aus Dortmund-City

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