Neue Kampagne spielt in der Dortmunder Nordstadt an schönen Orten mit dem schlechten Image
Die Nordstadt ist gar nicht so

Riesige Transparente in der Nordstadt spielen provokant an aufgemöbelten Fassaden und in sanierten Vierteln mit den Vorurteilen. Im Viertel Borsig-West präsentierte Claudia Goldbeld, Sprecherin der  Vivawest-Geschäftsführung, mit Oberbürgermeister Ullrich Sierau die Kampagne, die mit Stereotypen aufräumen will. Fotos: Geiß
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  • Riesige Transparente in der Nordstadt spielen provokant an aufgemöbelten Fassaden und in sanierten Vierteln mit den Vorurteilen. Im Viertel Borsig-West präsentierte Claudia Goldbeld, Sprecherin der Vivawest-Geschäftsführung, mit Oberbürgermeister Ullrich Sierau die Kampagne, die mit Stereotypen aufräumen will. Fotos: Geiß
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 Welches ist der Dortmunder Stadtteil mit den meisten Parks, dem größten Gründerzeitviertel und zudem noch der jüngste? Nein, es ist nicht das Kreuzviertel, es ist die Nordstadt. Doch auch ihre bunte kreative Kulturszene, ihre Museumslandschaft, Ideenwerkstätten und Quartiertreffpunkte helfen ihr nicht über ihr schlechtes Image hinweg. Mit dem Slogan "Hier willste nicht tot überm Zaun hängen" geht Vivawest Wohnen das jetzt mit einer provokanten Kampagne an und mit 38 Mio. Euro, die in 800 Wohnungen investiert werden.

Wohnungen verwalten, vom Schreibtisch aus, geht gar nicht, dachten sich die Macher bei Vivawest und beschlossen vor vier Jahren bei einem Rundgang durch die Nordstadt, dass hier etwas passieren muss. Von rund 9.200 Vivawest-Wohnungen liegen hier 2.400. Gesagt, getan. 38 Mio. Euro steckt das Wohnungsunternehmen in seine 830 Wohnungen allein am Borsigplatz.
"Wir hatten beschlossen, das Quartier zu einem lebens- und liebenswerten Viertel zu machen", berichtet Claudia Goldenbeld als Sprecherin der Geschäftsführung.

Lütgenholz ist lebenswertes Viertel 

Blühende Balkone, grüne Wiesen, strahlende Fassaden, Video-Gegensprechanlagen, helle Beleuchtung, frische Flure und neu gestaltete Hauseingänge, wer durchs Lütgenholz zur Heroldwiese läuft, sieht, dass die Nordstädter hier gern wohnen. Auch an der Dreher- und Schlosserstraße. "365 Wohnungen sind fertig, wir sind mittendrin", sagt die Vivawest-Sprecherin und auch, dass trotz der umfassenden Investitionen in die Sanierung kein Mieter verdrängt werde. Denn gemacht werde es für die Menschen, die hier wohnen. "Die Miete steigt im Quartier Borsig West im Schnitt bei einer kompletten Modernisierung von 5,93 auf 6,70 Euro pro qm", rechnet Claudia Goldenbeld vor und betont, dass kein Mieter wegziehen musste.

"Hier tut sich unglaublich viel"

Beispielhaft nennt Oberbürgermeister Ullrich Sierau das, was im Viertel mit 17 Mio. Euro schon passiert sei, 500 weitere Wohnungen werden folgen. "Sie haben den Beweis geliefert, dass es in der Nordstadt wunderbar sein kann und auch ist", sagt er. In der Nordstadt tue sich unglaublich viel. Und damit seien ja nicht nur Verbesserungen verbunden, sondern auch der Glaube an den Stadtteil. "Auf der Westfalenhütte entstehen neue Arbeitsplätze, auch gut bezahlte, und die Menschen wollen in der Nähe wohnen", weiß das Stadtoberhaupt.

Schlechter Ruf weht voraus

Er sieht den Aufbruch, die Alleinstellungsmerkmale der Nordstadt, den sonnenförmig strahlenden Borsigplatz, aber auch Aspekte, die keine große Freude machen. Doch die Stadt sei dabei, das anzupacken. Und er ist sicher, auch die, die am fast größten Kreisverkehr 1909 den BVB gegründet haben, würden heute gern hier wohnen.
Doch der Nordstadt weht ein schlechter Ruf voraus. Karin Fuchs vom Vivawest Marketing hat Dortmunder in der Innenstadt befragen lassen. Von Bruchbuden war die Rede und von Unsicherheit.
"Es ist provokant, aber mit unserer Kampagnen widerlegen wir die Vorurteile.

Realität ist heute anders

Denn die haben mit der Realität heute schon nichts mehr zu tun", will sie ein neues Bewusstsein schaffen. Slogans wie "Da gibt's doch nur Bruchbuden", die an frisch sanierten Fassaden hängen, gefallen nicht jedem. "Wir sind einen krassen Weg gegangen", gibt Karin Fuchs zu. Für zwei Jahre ist die Kampagne angesetzt. "Die Menschen haben es verdient, dass wir uns für sie einsetzen", sagt die Marketing-Expertin, "es ist hier viel schöner, als der Dortmunder denkt."

3 Frage an...

die überzeugte Nordstädterin Annette Kritzler, die sich seit Jahren vielfältig in ihrem Stadtteil engagiert.

1. Ein gängiges Vorurteil ist: Die Nordstadt ist unsicher. Stimmt das?
Ich fühle mich hier nicht unsicher und ich wohne hier schon seit 33 Jahren."

2. Sauberkeit und Problemhäuser sollen auch typische Nordstadt-Probleme sein...
oft wird es auf wenige Themen fokussiert, aber es ist nicht überall dreckig. Und bei Führungen erwarten die Leute Problemhäuser, die es hier gar nicht mehr gibt."

3. Sie führen viele Dortmunder, die nicht hier leben, durch die Nordstadt. Wie erleben die Teilnehmer die Nordstadt?
"Ganz sicher haben sie am Ende ein ganz anderes Bild und sie sehen die Nordstadt mit ganz anderen Augen. Sie sehen viel Zusammenhalt, Nachbarschaft, Gemütlichkeit, viel Leben auf der Straße und tolle Ecken. Bei einer Tour 'Verborgene Schätze der Nordstadt' blicken wir hinter die Fassaden, da geht's in Innenhöfe und wir besuchen auch die Bienen AG der Vincenz-von Paul-Schule, die Müsliriegel aus dem eigenen Honig macht.

Autor:

Antje Geiß aus Dortmund-City

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