Tim Becker präsentiert neue Show in Dortmund
Die Puppen, die er rief!

Foto: Peter Schütte
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Am Freitag, 03.02.2023 feierte der Bauchredner,Comedian und Moderator Tim Becker die Vorpremiere seines neuen Bühnenprogramms "Die Puppen, die ich rief" im Cabaret Queue in Dortmund.

Bereits vor der Show herrschte eine ausgelassene Stimmung im Saal und der Künstler wurde mit Rufen aus dem Publikum angefeuert. Leider ließ er die Zuschauer jedoch noch eine viertel Stunde länger auf den Showbeginn warten. Dies ist jedoch nicht negativ zu bewerten, denn wie Tim erklärte, sind Vorpremieren immer eine Art Probelauf für das neue Programm, währendessen noch sehr viel improvisiert und ausprobiert wird.
Vorteil für alle Anwesenden: Es bleibt definitiv ein einzigartiger Abend und die Show wird nie wieder in dieser authentischen unausgepfeilten Form zu sehen sein. Dank seiner lockeren gewitzten Art konnte Tim Becker schnell die Sympathien des Publikums gewinnen.

Pizza, schlechtgelaunter Hase und Sex

Die Show eröffnete seine erste neue Puppe: Eine Pizza. Passenderweise folgten ziemlich flache Witze und die waren tatsächlich noch etwas unausgereift. Eins muss man Tim aber lassen: Er hat unglaublich viel Fantasie.
Danach folgte seine bekannteste und wohl auch beliebteste Puppe. Der Aggro Hase Karl K. Ninchen. Die schlechte Laune im Hasenkörper oder vielleicht auch die aggressive Seite des Bauchredners, die er hier in Perfektion ausleben konnte. Das Publikum tobte vor Lachen. Fans des Bauchredners wird aufgefallen sein, dass diese Nummer schon im Fernsehen zu sehen und deshalb nicht ganz neu war.
Zwischendurch erzählte uns Tim auch immer wieder persönliche Anekdoten aus seinem Leben als vielbeschäftigter Unterhaltungskünstler, zum Beispiel von lustigen Begegnungen auf Kreuzfahrten oder Fake-Mallorca-Stränden mitten in Deutschland.
Auch berichtete er uns, dass er bereits als Teenager in den 90ern in der Talkshow Arabella "fast alles über Sex wusste" und "was Frauen möchten". Ein besonders verrückter Fakt, wenn man bedenkt, dass er zu dem Zeitpunkt erst 16 Jahre alt war und heute ganz offen mit seiner Homosexualität umgeht.
Dieses fast schon historisch wirkende Stück Fernsehgeschichte sollte noch oft Thema des Abends sein.

Karneval, berlinernde Kanalratte und ein skuriller Zauberer

Der Karnevalspräsident "Hans Jürgen Schlotzmann", den er scheinbar hauptsächlich für seine zahlreichen Karnevalsauftritte entworfen hat, deckte leider die Schwächen des Bauchredners auf. Technisch war die Kunst des Bauchredens nicht so sauber und es musste noch viel vom Spickzettel abgelesen werden. Vielleicht sollte diese Nummer wirklich nur im Karneval bleiben?
Die berlinernde Kanalratte "Konny" war sehr süß und kam besonders gut durch die vielen (gespielten?) Pannen und Texthänger beim Publikum an. Das war wirklich großes Kino und man spürte erstmals eine tolle Symbiose zwischen Puppe und Bauchredner, die einem vergessen ließ, dass hier eigentlich nur eine Person spricht.
Zwischendurch wurden Zuschauer auf die Bühne geholt und Zauberer Umeno (eine Art Parodie und selbst erschaffte Kunstfigur von Tim) beglückte uns mit einer völlig schrillen und albernen Zaubershow. Umeno kann man nicht beschreiben, man muss ihn erleben! Mich persönlich hat dieses schauspielerische Talent von Tim am meisten beeindruckt. Man muss ziemlich gut sein, wenn man sich so gespielt schlecht und dennoch perfekt verkaufen kann. Der überaus kreative Umeno schenkte einer Zuschauerin zum Abschluss sogar eine gefaltete Rose. Wenn das nicht wahre Publikumsliebe war!
Zum Glück gab es danach eine Verschnaufpause.

Diverse Kalauer, 70er Jahre Hippie und Wangenspreizer

Das pinke schwule Pony „Dandy Randy“ des Bauchredners setzte die Albernheiten nach der Pause fort und die Reaktionen waren sehr gemischt. Vielleicht lag es auch an dem hohen Altersdurchschnitt des Publikums, aber Witze unter der Gürtellinie und das überschwängliche Feiern von Diversität fand nicht jeder im Saal amüsant.
Die Schnecke kam aufgrund ihrer langsamen niedlichen Art dann wieder sehr gut an und erinnerte etwas an die Schildkröte Josie des bekannten Bauchrednerkollegen Sascha Grammel.
Jo, der in den 70er Jahren hängengebliebene Drogenjunkie, ist eine bekannte Figur aus den älteren Programmen von Tim und bekam mit seiner neuen Nummer ein schönes optisches Update.
Danach folgte ein lebendiges Himmel und Hölle Spiel, bei dem Tim sein Bauchredner-Talent unter Beweis stellte: Er führte die Nummer mit einem Wangenspreizer durch und musste sich durch allerlei Zungenbrecher kämpfen. Die Zuschauer honorierten die Darbietung mit großem Beifall. Seine sehr persönlichen emotionalen Worte im Bezug auf den Rausschnitt seiner Illusion in der damaligen Talkshow Arabella berührten einen und stellten einen schönen leisen Kontrast zum lauten, bunten Puppenzirkus dar.

Texthänger, musikalische Zuschauer und ein magisches Ende

Karl K. Ninchen hatte noch einen zweiten Auftritt als „Jack in the Box“ und auch Konny, die berlinernde Kanalratte, konnte mit weiteren lustigen Wortgefächten die Stimmung auflockern. Hier wurde wieder deutlich, dass besonders die Texthänger die Showhighlights darstellten.
Mit einem Paar aus dem Publikum führte uns Tim noch eine musikalische Performance mit Ukulele vor. Wie oft er zwischen den verschiedenen Stimmen switchen konnte, war erstaunlich.
Am Ende zeigte uns Tim endlich seine Zaubernummer mit der schwebenden magischen Kugel.
Das Thema, das sich wie ein roter Faden durch das Programm zog und die Illusion, die er schon im Kindesalter großem Publikum vorführen wollte. Jetzt war endlich die Gelegenheit! Sein Traum ging in Erfüllung und es konnte kein schönerer Abschluss des Programms sein. Das war eine sehr durchdachte stimmige Präsentation.

Zugabe und Fazit: Erfrischend bunter Kindergeburtstag mit Tiefgang

Das Publikum forderte noch eine Zugabe und es kam noch einmal „Hans Jürgen Schlotzmann“ als Bestatter auf die Bühne. Diese Nummer war offensichtlich noch nicht ganz fertig und teilweise etwas makaber.
Insgesamt war es ein sehr lustiger kurzweiliger Abend, der vor allem durch die vielen witzigen Pannen, Texthänger und der sympathischen, selbstironischen Art des Bauchredners lebte. Leider fehlte beim Puppenspiel oft noch die "menschliche" Beziehung zwischen Tim und seiner Puppe. Die Dialago wirkten phasenweise nur aufgesagt und etwas abgehackt. Ein richtiges Zusammenspiel zwischen beiden fehlte oft und so auch die Illusion, dass die Puppen wirklich leben.
Ich muss dennoch betonen, dass ich vor fünf Jahren eine Show von Tim besucht habe und er sich seitdem sehr gesteigert hat. Die Show an sich war sehr professionell aufgebaut und muss sich nicht hinter Shows bekannterer Künstler verstecken. Zusammenfassend war es ein erfrischend bunter Kindergeburtstag mit Tiefgang.
Jeder, der Interesse an Puppenspiel, Comedy und Magie hat, ist bei Tim sehr gut aufgehoben und ich werde seine Shows auch weiterhin besuchen.

Vorsicht: Die Show ist erst ab 12 Jahren freigegeben. In Dortmund hatten allerdings auch deutlich jüngere Kinder noch mehr Freude als ihre Eltern. Diese kamen aufgrund von eindeutig zweideutiger Anspielungen desöfteren in Erklärungsnot. Ein riesen Spaß für Jung und Alt!

Weitere Tourtermine findet man unter: www.sprechenderbauch.de

Autor:

Isabell Messemer aus Lünen

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