Werteunion tief verstrickt mit AfD
"Klarstellung: Positionen der Werteunion zur AfD"

"Für eine Gruppe aber, die schon mit ihrem Namen unterstellt, alleiniger Lordsiegelbewahrer der Werte zu sein, ist kein Platz in der CDU", so der ehemalige CDU-Generalsektretär Peter Tauber (MdB). | Foto: Werteunion
  • "Für eine Gruppe aber, die schon mit ihrem Namen unterstellt, alleiniger Lordsiegelbewahrer der Werte zu sein, ist kein Platz in der CDU", so der ehemalige CDU-Generalsektretär Peter Tauber (MdB).
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Auf der Internetseite der Werteunion, einem Verein aus CDU und CSU-Mitgliedern sowie deren Vorfeldorganisationen, wird derzeit an prominenter Stelle unter der Überschrift "Klarstellung der Positionen der Werteunion zur AfD" auf folgendes hingewiesen: "Die Werteunion lehnt eine Zusammenarbeit mit der AfD entschieden ab und hat auch nie eine Zusammenarbeit gefordert. (...) Die AfD vertritt Positionen, die mit unseren Zielen und Werten nicht vereinbar sind."

Schaut man sich aber die handelnden Personen innerhalb dieser sogenannten Werteunion mal genauer an, ergibt sich ein ganz anderes Bild.

Das laut der Internetseite der Werteunion "prominente Mitglied" Professor Werner Patzelt, ein deutscher Politikwissenschaftler, dessen berufliche Arbeitsweise nicht ganz unumstritten ist und der seit 1994 CDU-Mitglied sowie seit 2019 Werteunionmitglied ist, forderte bereits im Juni 2018 eine Koalition aus CDU und AfD "um sich nicht von den Parteien links von der CDU erpressbar zu machen" und da es "offenbar eine rechte Bevölkerungsmehrheit" gäbe.
Quelle: https://www.nordkurier.de/politik-und-wirtschaft/erster-politikprofessor-fuer-cdu-koalition-mit-der-afd-1432307506.html

Max Otte, ein mehr oder weniger erfolgreicher Fondsmanager, ist seit 1991 CDU und seit 2017 Werteunionmitglied. Seit Juni 2018 ist er Vorsitzender des Kuratoriums der AfD-nahen Desiderius-Erasmus-Stiftung. Bekannt wurde Otte auch für seinen Tweet im Zusammenhang mit der Ermordung des Kasselner Regierungspräsidenten Walter Lübcke durch Rechtsextremisten. Otte sprach von "Hetze gegen die rechte Szene" und stellte fest, dass "der Mainstream endlich eine neue NSU-Affäre habe."

Der Werteunion-Vorsitzende Alexander Mitsch musste am 12. Februar 2020 einräumen, dass er bereits 2014 und 2016 zwei Geldbeträge an die AfD gespendet hatte. Kurz darauf wurde bekannt, dass führende Mitglieder der Werteunion früher AfD-Mitglieder waren, darunter der stellvertretende Bundesvorsitzende Hinrich Rohbohm (der laut Presseberichten auch für eine rechte Wochenzeitung schreibt) sowie Klaus-Dieter Kurt, Mitglied des Bundesvorstandes.

"Deutschland in den Grenzen von 1939"
Das antifaschistische Magazin "der rechte rand" berichtete bereits 1995 über Werteunion-Chef Alexander Mitsch: "So wurde jüngst auf dem Bezirkstag der JU-Nordbaden, Alexander Mitsch, Kreisvorsitzender der JU Rhein-Neckar, an die Spitze des Verbandes gewählt. Mitsch, Devisenhändler einer Privatbank in Frankfurt, wird für einen rechten Sumpf in der CDU Nachwuchsorganisation im Rhein-Neckar-Kreis verantwortlich gemacht. In Weinheim, so ist in JU-Kreisen zu hören, würde ein "Deutschland in den Grenzen von 1939" gefordert und Kontakte zur NPD, besonders zu dem NPD-Bundesvorsitzenden Günter Dekkert, gepflegt."

Auch Hans-Georg Maaßen, der rechtslastige Ex-Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz, ist Mitglied der Werteunion. Maaßen "sieht durchaus thematische Schnittmengen zwischen Werteunion und AfD". Maaßen arbeitet seit 2019 in der Kanzlei Höcker. Rechtsanwalt Ralf Höcker war Pressesprecher der Werteunion.

Dieser vor wenigen Tagen von seinem Amt zurückgetretene Pressesprecher der Werteunion, der Medienanwalt Ralf Höcker, nahm als Redner im Mai 2019 beim dem von der AfD-Fraktion initiierten "1. Kongress der Freien Medien“ in Berlin teil. Der Journalist Jan Böhmermann postete Anfang Februar 2020 ein Foto dieser Veranstaltung auf dem Ralf Höcker laut Böhmermann neben Roman M. von der Identitären Bewegung Österreich, dem rechtsextreme Blogger David B., dem Neonazi und Ex-Breitbart Autor Milo Yiannopoulos sowie dem Pegida- und PI-News Mann Michael S. zu sehen ist.
Quelle: https://twitter.com/janboehm/status/1226863007092944897

Die Wochenzeitung DIE ZEIT berichtete am 14.02.2020 auf ihrer Internetseite, dass der Landessprecher der AfD in Nordrhein-Westfalen, Rüdiger Lucassen, angegeben hat, dass sich Mitglieder seiner Partei seit einem halben Jahr mit Mitgliedern des CDU-nahen, konservativen Vereins WerteUnion treffen. Quelle: https://www.zeit.de/politik/deutschland/2020-02/nordrhein-westfalen-werteunion-cdu-kontakte-afd

Der Spiegel berichtet über Verbindungen des hessichen WerteUnion-Vorsitzenden Sebastian Reischmann sowie dem Vorsitzenden des Vereins in Thüringen, Christian Sitter, zu Personen aus der rechten Szene.

Über weitere, stellenweise schon skurrile Werteunionmitglieder berichtete am 14.02.2020 t-online.de unter der Überschrift "Werteunionkampagne zieht auch Höcke-Fan in die CDU":
https://www.t-online.de/nachrichten/deutschland/parteien/id_87340116/werteunion-mitglieder-werbung-zieht-auch-hoecke-fan-in-die-cdu.html

Der CDU-Ministerpräsident des Saarlands, Tobias Hans, nennt die Werteunion-Truppe "eine Beleidigung für CDU-Mitglieder". Elmar Brok vom CDU-Bundesvorstand spricht von einem "Krebsgeschwür". Der Arbeitnehmerflügel CDA fordert einen Beschluss zur Unvereinbarkeit: Wer Mitglied der Werteunion ist, dürfe keines der CDU mehr sein.

Autor:

Carsten Klink aus Dortmund-Ost

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