Als "Die kleine Rheinländerin" sich mit den Möhren paarte

Große Einmachaktionen im Sommer prägten meine Kindheit

Noch gut kann ich mich an die 50er und 60er Jahre erinnern, als Obst und Gemüse aus dem eigenen Garten eingekocht bzw in Weckgläsern eingeweckt wurde mit roten Gummiringen und Klammern.

Was war das für eine Arbeit, bis dass das Eingemachte im großen Einkochkessel verarbeitet war.

Wir hatten einen riesen Garten ca 300 Meter neben dem Haus, denn eine Familie von 8 Personen musste ja ernährt werden.

Meine Mutter, meine Oma und eine Haushaltshilfe kochten ein, was im Garten
geerntet wurde:
Erbsen, Möhren, Buschbohnen, Stangenbohnen, dicke Bohnen, Sellerie, Essiggurken, Pflaumen, Mirabellen, Süß- und Sauerkirschen, Birnen, Äpfel und Apfelmus, Erdbeer- Kirsch-, und Pflaumenmarmelade.

Und wenn im Hochsommer alles auf einmal reif wurde, war es eine Selbstverständlichkeit, dass ich mithalf.

Aber vieles mochte ich lieber roh als eingekocht.

Köstlich waren immer die frisch ausgepulten Erbsen. Sorte: Kleine Rheinländerin,
Kirschen und Pflaumen direkt vom Baum in den Mund.

Meine Oma war für mich die Königen des "Bonne fitschens", rasend schnell konnte sie die Stangenbohnen klein schnippeln.

An heißen Tagen schleppten meine Eltern viele Eimer und Gießkannen Wasser mit einer Handkarre in den Garten, einen Brunnen schafften sie sich erst weit in die 70 er Jahre an.

Mein Vater legte großen Wert auf einen sauberen und gepflegten Nutzgarten, Unkraut hatte bei ihm keine Überlebungschance und wurde erbarmungslos weggeschuffelt.

Meine Mutter hatte eine kleine Ecke für sich, wo sie stolz ihre Blumen für den Friedhof als Grabschmuck heranzog: Zinnien, Löwenmäulchen, Astern, Dahlien,Pfingstrosen und Gladiolen.

Ein wenig Kunstdünger (Blaukorn) kam an alle Pflanzen dran, aber es kam auch schon mal vor, dass die Blumen zuviel Dünger abbekamen und dann jämmerlich kaputt gingen.

Sträuche mit roten und schwarzen Johannisbeeren lieferte die Grundlage für selbstgemachten Likör, der aber immer wegen des guten Geschmacks mindestens 1 Jahr im Keller lagerte.
Stachelbeeren waren bei uns Kinder besonders "beliebt." (mag ich heute noch nicht)

Als wir dann in den 70 er Jahren eine moderne Tiefkühltruhe bekamen, wurde die viele Arbeit und Einkocherei bedeutend leichter. Und so viel war es auch nicht mehr,da wir nun einen 5 Personen Haushalt hatten.
Und alle Kohlsorten wie Kohlrabi, Wirsing, Rosenkohl, Rotkraut usw. wurden nun bequem eingefroren.

An einen Urlaub im Sommer war nicht zu denken, auch für ein paar Tage nicht: "Wir können doch unseren Garten nicht alleine lassen," war das Argument meiner Eltern.

Und als wir Kinder im Laufe der Jahre aus dem Haus gingen, wurde noch fleißig bis ins hohe Alter Gemüse eingefroren und Marmelade gekocht.

Doch ab und zu bekam ich auch schon mal was ab.
Aber auch das musste ich mir oft genug anhören:" Du hast einen großen Garten hinterm Haus, ziehe es dir selbst."

Erdbeermarmelade habe ich ja immer selbst gemacht, aber seit meine Kinder aus dem Haus sind, ist das auch seltener geworden, aber lecker ist sie ja doch!

Freunde und Bekannte freuen sich, wenn ich ihnen ein Glas selbst gemachte Marmelade mitbringe. Oft ernte ich damit mehr Beifall als als mit einem Blumenstrauß.

Und heute steht auf dem ehemaligen Gartengelände meiner Eltern ein großes Wohnhaus, und wieder muss ich ein Stück meiner Kindheit loslassen,- aber das ist ein anderes Kapitel.

Autor:

Christa Palmen aus Düsseldorf

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