Ein U-Boot in der Küppersmühle

Vor Kurzem wurde der Neuerwerb der Sammlung Ströher – das „Kunst-U-Boot“ mit dem Titel „ICH KANN, WEIL ICH WILL, WAS ICH MUSS“, ein gemeinsames Projekt des Künstlers Andreas M. Kaufmann und des Bildwissenschaftlers und Kunsthistorikers Prof. Dr. Hans Ulrich Reck – vor dem MKM im Duisburger Innenhafen montiert und verankert. Nun hat das Künstler-/Wissenschaftler-Duo die etwa 8 m-lange und 3,2 m-hohe Bildcollage im Innenraum überarbeitet und neu gestaltet. Auch die weiteren notwendig gewordenen Restaurierungsarbeiten sind abgeschlossen. Damit gehört das Kunstwerk als „Außenposten“ zur ständigen Sammlung des MKM Museum Küppersmühle und ist für Museumsbesucher ab 15. November 2013 während der regulären Öffnungszeiten begehbar.

Eine Kathedrale bildlich kodierten Wissens

Für Kaufmann und Reck ist das U-Boot ein Symbol bildlich kodierten Wissens, das zuweilen sichtbar ist, aber auch durch potentielles Abtauchen unsichtbar werden kann. Es steht gleichermaßen für kriegerische, politische und mediale Tarnung und Täuschung wie für unsichtbare Macht und Gewalt – die Deutungsebenen sind hier vielfältig. Zentrales Anliegen des Künstler-/Wissenschaftler-Duos war und ist es aber „eine politisch-ikonografisch reflektierte Vision einer spezifischen »Kathedrale menschheitsgeschichtlich bedeutsamer Bild-Imagination« zu realisieren (…). Der Akzent liegt dabei auf einer Beschreibung der Leistungsfähigkeit und Grenzen des bildlichen Mediums.“ (Andreas M. Kaufmann/Hans Ulrich Reck).

Die aus der Außenhaut des Turmes herausgeschnittenen Buchstaben „ICH KANN, WEIL ICH WILL, WAS ICH MUSS“ fungieren dabei wie Monitore, die – analog zu den von Krieg, Politik und Medien motivierten Faktoren bei der Bildselektion – ausgewählte Bildereignisse in den Vordergrund rücken, während die Mehrheit der Bilder im Halbdunkel verbleibt. Gleichzeitig bietet das kathedralengleiche Innere des begehbaren Kunstwerkes dem gesamten Bildwissen einen Schutzraum, der durch die Möglichkeit des Abtauchens die Inhalte symbolhaft zu bewahren vermag.

Den Gesten des Aufschauens, Anblickens und Blicksenkens folgend

Die Beschäftigung mit den notwendig gewordenen Restaurierungsarbeiten brachte für Andreas M. Kaufmann und Hans Ulrich Reck die erneute Auseinandersetzung mit dem Bildmaterial der Collage mit sich, gefolgt von dem Entschluss, insbesondere die hinterleuchteten Buchstaben einer verdichtenden Überarbeitung im Sinne der künstlerisch-wissenschaftlichen Gesamtkonzeption zu unterziehen. Dabei ist das Bildmaterial größtenteils unverändert geblieben, die Anordnung hingegen nicht: In der neugestalteten Bildmontage sind nämlich den vertikal angelegten drei Satzteilen „ICH KANN“ (1) – „WEIL ICH WILL“ (2) – „WAS ICH MUSS“ (3) deutlicher als vorher die folgenden Themenbereiche zugeordnet: 1) Konstruktive Visionen, Werte, Wunschvorstellungen, 2) Medial vermittelte Realität, 3) Welt des Traums, des Traumas und der Wahnvorstellungen, aber auch des verborgenen Wissens. Sie folgen wie zuvor den Gesten des Aufschauens, des Anblickens und des Blicksenkens. Der verbleibende relativ kleine Rest an thematischer Durchmischung ist gewollt, zumal auch unsere Lebenswirklichkeiten nicht trennscharf erlebbar sind.

Die Entstehung der Bildmontagen erfolgte in erster Linie assoziativ, dem Charakter von Träumen gleich. In einem solchen Prozess führt das jeweils vorangegangene Bild oder ein Bildgegenstand desselben zum nächsten Bild. Auf diese Weise kommen sukzessiv kürzere oder längere Bildsequenzen zustande, die frei von gewollter Logik vor allem als Bildgeschichten funktionieren.

So berichtet es Kerstin Weinhold, die Pressesprecherin der Küppersmühle. Leider konnte ich selbst aufgrund von Terminüberschneidungen nicht selbst bei der Neupräsentation des Kunstwerkes teilnehmen. Ich bin mir aber trotzdem sicher, daß es sich hier um ein interessantes Objekt handelt, das einen Besuch lohnt.

Autor:

Andreas Rüdig aus Duisburg

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